„Kubistische Retrospektive“
Kunstausstellung von Frank Bidot in Mechernicher Rathausgalerie – Werke aus über 50 Jahren – Verschiedene Stile
Mechernich – Es war „eine der am stärksten besuchten Vernissagen“ in der Mechernicher Rathausgalerie, als der Künstler Frank Bidot seine derzeitige Ausstellung „Kubistische Retrospektive“ eröffnete. Ein facettenreiches Lebenswerk, das von seinen künstlerischen Ursprüngen in der Pariser Kunstszene der 1970er bis hin zu neuen Projekten reicht.

Kurator Franz Kruse war direkt begeistert von Bidots vielschichtigen Ölgemälden auf Leinwand, die der Künstler meist mit Kohlestiften vorzeichnet. Bei der Farbgebung orientiert er sich oft an klassisch dunklen „Erdtönen“, inspiriert von den Farben des Künstlers Braque: grau, beige, braun, schwarz. Doch auch sein Interesse für die „Blaue Periode“ von Picasso zeigt sich in vielen Werken, darunter auch Porträts. Darüber hinaus freute sich Kruse, dass die „Hausband“ – „Uli van Staa and Friends“ – bei der gut besuchten Vernissage zur „Höchstform“ aufgelaufen sei. Zustande kam alles schnell, unkompliziert und harmonisch.

Kubismus: technisch und philosophisch
Frank Bidots Ausstellung mit Gemälden wie „Schlafende Frau“, „Nach der Nacht“, „Blick auf Paris“ oder „Die Umarmung“ ist geprägt von seiner Auseinandersetzung mit dem Kubismus – einer Kunstrichtung, die er nicht nur technisch, sondern auch philosophisch durchdrungen hat. „Picasso und Braque haben mit dem Kubismus versucht, das ‚Ding an sich‘ zu zeigen – ein Gegenstand nicht als flüchtiger Eindruck, sondern in seiner Gesamtheit aus verschiedenen Perspektiven“, so Bidot.

Er selbst kam früh mit dieser Idee in Berührung. Als junger Kunststudent im Paris der 70er-Jahre beeindruckte ihn eine Retrospektive von Cézanne. „Dieses Bild hat mich nie losgelassen“, erzählt Bidot. „Es war flächig, konturenarm, fast schon eine Vorstufe zum Kubismus.“
Bidots Weg war ab dann alles andere als geradlinig. In Paris lebte er als freischaffender Künstler, malte auf dem Montmartre für Touristen, verkaufte Werke, ging in Bars – „verkauftes Bild, nächster Pastis“. Doch zurück in Deutschland kam die Ernüchterung: „Die Kunstszene war im Eimer. Große Galerien, aber man sollte nur das malen, was sich verkaufen ließ. Röhrende Hirsche und so was. Da hatte ich keinen Bock drauf.“

Der Künstler blieb seiner Linie treu – künstlerisch wie politisch. Inspiriert vom Guernica-Bild Picassos (sieben mal drei Meter, gezeigt auf der Weltausstellung in Paris), das die Zerstörung der gleichnamigen baskischen Stadt durch deutsche Bomber thematisierte, entwickelte er eigene „Protest-Bilder“. In einem aktuellen Projekt verarbeitet er politische Geschehnisse wie den autoritären Aufstieg populistischer Führer. Ein geplantes Werk trägt den Arbeitstitel „Zurück zu den Wurzeln der Unfreiheit“. Denn er habe das Gefühl, man sei nach 80 Jahren „keinen Schritt weitergekommen“.

Das Leben – mit Höhen und Tiefen
Die Ausstellung in Mechernich zeigt sowohl klassische Werke als auch jüngere Arbeiten. Besonders hervor sticht dabei das Projekt „Das alltägliche Leben“ – eine Serie von Bildern, die den Menschen als mechanisches Wesen zwischen Arbeit, Familie und Erschöpfung zeigen. Eingearbeitet hat er deshalb auch Zeitungsausschnitte, Schnapsetiketten und mehr.

Mittlerweile sei er aber weitestgehend „weg von alten Themen“. Denn er hat neue Ideen entwickelt: Darunter ein einziges, großes Gemälde, flankiert von sämtlichen Vorzeichnungen und Entwicklungsetappen. „Die Besucher sollen nicht nur das Endbild sehen, sondern den ganzen Prozess – mit all den Ideen, Umwegen und Korrekturen“, erklärt der Künstler. Thema ist sein Leben, von der Kindheit an. Ein echtes „Lebenswerk“ also.
Frank Bidots Gemälde sind politisch, persönlich und poetisch zugleich. Eine Einladung an die Besucher, genauer hinzuschauen: auf Linien, Farben, Brüche – und auf das, was dahintersteckt. Besuchen kann man die Ausstellung noch bis Ende September in der Rathausgalerie Mechernich. Einige Werke stehen auch zum Verkauf.
pp/Agentur ProfiPress