Gute Fahrt, starke Aktion
Ein Netzwerk, das wirkt: GenoEifel und Home Instead haben mit Unterstützung der Euskirchener Firma Franz Kalff einen Hilfstransport in die Ukraine bestückt – Bus des Vereins „Kinder brauchen unsere Hilfe“ wurde voll gepackt mit Verbandmaterialien
Kreis Euskirchen – Auf dem Verbandskasten klebt ein Zettel. Darauf steht: „Gute Fahrt wünschen GenoEifel und Home Instead“. Im Inneren finden sich in diesem Fall allerdings keine Mullbinden oder Pflaster, sondern Müsliriegel und kleine Snacks. Ein süßes Geschenk für Fahrer Peter Dittmar, das gleichwohl für eine ernsthafte Mission steht: Mit seinem Hilfsbus hat er medizinische Hilfsgüter in Euskirchen abgeholt, die für die Ukraine bestimmt sind.
„Wir wollten einfach helfen“, berichtet Steffi Drießen. Als Regionalkoordinatorin bei der GenoEifel kennt sie viele Menschen aus der Region, pflegt beste Kontakte zu sozialen Einrichtungen und diversen Akteuren. Genau diese Stärke – das Netzwerken – setzte sie in Bewegung. Als sie über die Lebenshilfe Euskirchen erfuhr, dass die Euskirchener Franz Kalff GmbH als Hersteller von Erste-Hilfe-Produkten, bereits in der Vergangenheit gespendet hatte, griff sie kurzerhand zum Hörer. Und stieß auf offene Ohren.

Mathias Gallenkamp, Geschäftsführer der Franz Kalff GmbH, war sofort überzeugt: „Wenn solche Anliegen an uns herangetragen werden und wir helfen können, dann helfen wir.“ Gemeinsam mit Sandra Selmer, Assistentin der Geschäftsführung, half er jetzt beim Einladen des Transporters. So wie alle Beteiligten.
Echte Gemeinschaftsleistung
„Das war eine echte Gemeinschaftsleistung“, sagt auch Ulrike Kickartz, deren Büro bei Home Instead kurzerhand zum zentralen Sammelpunkt wurde. „Wir haben das gemacht, weil wir einen Raum und regelmäßige Öffnungszeiten hier haben. Denn es gibt nichts Schlimmeres, wenn Menschen spenden wollen und sie stehen vor verschlossenen Türen.“ Der Erfolg gibt ihr recht: In den vergangenen Wochen trudelten bei dem Euskirchener Pflege- und Betreuungsdienst für Menschen mit Unterstützungsbedarf, immer weiter Spenden ein.
Auch Steffi Drießen war überwältigt von der Resonanz. „Der Aufruf ist bei mir im Dorf regelrecht viral gegangen. Ich hatte ständig irgendwelche Spenden unter meinem Carport stehen.“ Sie wohnt im Bad Münstereifeler Höhengebiet, und was dort passierte, ist beispielhaft für die enorme Hilfsbereitschaft vieler Eifeler.
Jetzt wurden die Spenden persönlich übergeben an Peter Dittmar vom Verein „Kinder brauchen unsere Hilfe“, dessen Mitglieder regelmäßig Hilfstransporte in die Ukraine organisieren. „Fast alle zwei Wochen fahren unsere Lkw mit dringend benötigten Hilfsgütern ins Land, oft auch in Frontnähe“, erklärt der Vereinsvorsitzende. Wichtig sei dem Verein, dass sie vor Ort verlässliche Ansprechpartner haben, damit die Spenden auch wirklich dort ankommen, wo sie gebraucht werden.
In diesem Fall fuhr der ehrenamtliche Helfer die Spenden nach Hamm ins Lager des Vereins. Dort wurden die Kartons umgeladen auf einen großen Lastwagen. „Der fährt erst die Region Kiew an“, berichtet Dittmar. Später gehe es dann weiter in die Stadt Sumy in Frontnähe. Gerade dort werden medizinisches Material, Verbandkästen und sterile Hilfsmittel besonders gebraucht.
Gelebter Netzwerkgedanke
In Euskirchen zeigte sich Peter Dittmar beeindruckt von der Spendenbereitschaft. Als sein Bus bis unters Dach mit Kartons gefüllt war, konnte er nur feststellen. „Wahnsinn, was hier zusammengekommen ist.“ Das Engagement aller Beteiligter sei einfach toll gewesen.
Eine Aktion, die eindrucksvoll zeigt, was der Netzwerkgedanke der GenoEifel bewirken kann – nicht nur in der Eifel, sondern auch über Grenzen hinweg. „Wir vernetzen Menschen, Generationen, Kompetenzen. In diesem Fall eben für die Menschen in der Ukraine“, so Steffi Drießen. Beim Verladen der Hilfsgüter war jedenfalls spürbar, dass das Projekt für alle Beteiligten eine echte Herzensangelegenheit war.
Als der Hilfsbus bei Home Instead schließlich vom Hof rollt, ist er bis unters Dach gefüllt mit Kartons – und mit einem kleinen, unscheinbaren Verbandskasten auf dem Beifahrersitz. Darauf: ein Zettel mit dem Wunsch für eine gute Fahrt. Und in dem kleinen grauen Kasten steckt mehr als nur Proviant. Er ist ein Symbol für die Kraft regionaler Strukturen: Nur wenn Engagement, gute Kontakte und eine starke Gemeinschaft aufeinandertreffen, können solche Aktionen gelingen – von der ersten Idee über die Organisation bis hin zum letzten eingeladenen Karton.
pp/Agentur ProfiPress