1968: Weg frei für „Veytal“
Kirsten Röder berichtet in der Jubiläumsausgabe “50 Jahre Schleidener Wochenspiegel“ über den Zusammenschluss des heutigen Nordens der Stadt Mechernich zur legendären und nur übergangsweise existierenden Großgemeinde Veytal – Wesentliche Voraussetzung für die Vereinigung der bis dahin selbständigen Kreise Euskirchen und Schleiden
Mechernich – Es waren bewegte Zeiten Ende der 60er Jahre. Auf dem Boden der heutigen Stadt Mechernich bildete sich eine Großgemeinde namens „Veytal“, die Grundlage und wichtigstes Bindeglied zur Gründung des neuen Kreises Euskirchen werden sollte. Einstweilen bestand „Veytal“ mit Rathaus in Satzvey ausschließlich im Altkreis Euskirchen. Jenseits von Altusknipp und Griesberg, die in Wahrheit ein und der gleiche Berg sind, begann der Kreis Schleiden.
Der Traum vom „Eifelkreis“ aus den Gebietskörperschaften Schleiden und Monschau, für den es auch viele Befürworter gab, war ausgeträumt. Schließlich favorisierte man die Idee, je einen der armen Eifelkreise mit einer reicheren und urbaneren Gebietskörperschaft zu fusionieren. So kam 1972 Schleiden zu Euskirchen und Monschau zu Aachen.
Zum Teil wurde über die Neuordnung der Gemeinden und Gemeindeverbände schon 1968 heftig diskutiert. Die Begrenzungen, die im Wesentlichen noch der Zeit der Territorialherrschaft entstammten, hatten letztlich dann doch ausgedient.
Knapp 10.000 Einwohner
In der neu gebildeten Gemeinde Veytal wurden die ehemaligen Gemeinden Kommern, Schwerfen, Satzvey-Firmenich, Antweiler, Lessenich-Rißdorf, Obergartzem, Weiler a.B. und Wachendorf zusammengefasst.
Die Großgemeinde umfasste eine Fläche von 56,37 Quadratkilometer mit 9358 Einwohnern. In der Gemeinde wirkten während ihrer eineinhalbjährigen Existenz die Bürgermeister Josef Linden und Karl-Heinz Gehrke. Norbert Leduc wurde Gemeindedirektor. Die Verwaltung wurde in Kommern-Süd eingerichtet. Eine Maßnahme war die Erschließung des Gewerbegebietes Obergartzem.
„Veytal“ diente als Übergangslösung. Sie war ein wesentlicher Schritt und wichtige Voraussetzung für die Vereinigung der bis dahin unabhängig voneinander wirkenden Kreise Euskirchen und Schleiden zu einem neuen Kreis Euskirchen.
Man misstraute einander
Zuvor hatten Gemeindedirektor Norbert Leduc, Kommerns Bürgermeister Toni Bauer, Schwerfens Bürgermeister Toni Schiffer und Amtsdirektor Peter Jäntgen aus Satzvey diskutiert. Es herrschte Misstrauen gegenüber dem möglichen Partner Satzvey. Man vermutete, so ist der Tagespresse zu entnehmen, die Satzveyer wollten sich in den Vordergrund spielen und den Versuch einer Neugliederung mit Mechernich als Mittelpunkt dadurch stören.
Rat und Bürger in Kommern waren überzeugt: Nur ein Zusammenschluss der Großgemeinden Kommern und Mechernich zu einer Supergemeinde „Veytal“ mit rund 18.000 Einwohnern kann die kommunalpolitischen Probleme der Zukunft bewältigen. Das war das Ergebnis eines Anhörungstermins. Die Versammlung war die letzte von sechs im Kreis Euskirchen, an denen auch der Kölner Regierungspräsident Dr. Günter Heidecke in der Aula der Kommerner Volksschule 1968 teilnahm.
Die Neuregelung mit „Veytal“ trat am 1. Juli 1969 in Kraft. Zeitgleich wurde Mechernich durch die Eingemeindung, der bis dahin selbstständigen Gemeinden Berg, Bleibuir, Eicks, Floisdorf, Glehn, Hostel, Kallmuth und Weyer vergrößert.
Schwerfen kam zu Zülpich
Die Neuordnung machte schließlich auch vor den Kreisgrenzen nicht Halt. 1972 wurden die Altkreise Euskirchen und Schleiden vereinigt. Nach dem sogenannten „Aachen Gesetz“ wurden ebenfalls Mechernich und „Veytal“ zusammengelegt. Das Gebiet von Schwerfen aber, das bis dahin zu Mechernich gehörte, wurde im Zuge der kommunalen Neugliederung der Stadt Zülpich angegliedert.
Die Bildung eines großen Kreises Euskirchen wurde von der Bevölkerung begrüßt. Es hieß, 70 Prozent der Mechernicher seien für die „Euskirchener Lösung“. Von „Aufatmen“, „vieles zum Besseren wenden“ und „zukunftsweisend“, war die Rede.
Die Dienststellen der Schleidener Kreisverwaltung waren seinerzeit auf mehrere Orte verteilt gewesen. Von der neuen Struktur und dem Kreis Euskirchen erhofften sich die Bürger vor allem eine Reduzierung und Zentralisierung der Behördengänge. Für einen auf Bus oder Bahn angewiesenen „Otto-Normalverbraucher“ seien verstreute Einrichtungen schließlich nur umständlich zu erreichen.
pp/Agentur ProfiPress