Namensgeschmack hat sich stark verändert
Standesamtschefin Carmen Keil und ihre Kollegin Tanja Schulz recherchierten für die Jubiläumsausgabe „50 Jahre Schleidener Wochenspiegel“ „moderne“ Mädchen- und Jungennamen, die 1968 von den Eltern von Neugeborenen bevorzugt wurden, und neue „alte“ Namen, die heute plötzlich wieder „in“ sind
Mechernich – Das Standesamt Mechernich ist wegen der Geburtshilfe- und Säuglingsstation am Kreiskrankenhaus – wie das Standesamt Euskirchen mit dem Marienhospital – mit überreichem Anmeldungsverkehr von Kindern gesegnet. Viele neue Erdenbürger auch aus anderen Städten und Gemeinden werden dort erstmals amtlich zur Kenntnis genommen und beurkundet.
1968 gab es zwar noch mehr Hausgeburten als heute, aber im Großen und Ganzen kamen werdende Mütter auch damals bereits zur Niederkunft in die Klinik. Und zwar nach Mechernich nicht nur aus den damaligen NRW-Kreisen Schleiden und Euskirchen, sondern auch länderübergreifend aus dem nahen Rheinland-Pfalz.
Was sich stark geändert hat seither, das ist der Geschmack bei der Namensgebung. Der Schleidener WochenSpiegel hat anlässlich seines 50jährigen Bestehens den Vergleich angestellt, wie Jungen und Mädchen 1968 vorzugsweise genannt wurden und welche Namen Mütter und Väter im Jahre 2018 bevorzugen.
Waren bei den Mädchen vor 50 Jahren Heike, Carmen, Ursula, Martina, Andrea, Sabine und Anette die Renner, so favorisierten die Eltern bei männlichen Nachkommen Andreas, Bernd, Dirk, Frank, Guido, Jörg, Jürgen, Klaus und Markus.
Ralf und Uwe, Manuela und Sonja
Auch Michael, Peter, Rainer mit „a“ und „e“, Ralf, Roland, Stefan, Thomas, Udo und Uwe lagen gut im Rennen. Bei den weiblichen Vornamen standen außer den bereits genannten Namen auch Anja, Bettina, Marion, Petra, Ute, Ulrike, Monika, Sylvia, Claudia, Gabriele, Dagmar, Manuela, Michaela und Sonja hoch in der Gunst der Namensgeber.
Ganz anderes die Namensfavoriten 2018, wobei eher ganz alte Vornamen im Trend liegen, die wahrscheinlich bereits 1968 als überholt galten. Bei den Mädchen wurden dieses Jahr bislang die Vornamen Emma, Lena, Charlotte, Greta, Ella, Ida, Lina, Lisa, Mara, Marie, Mila, Paula, Sophia und Sophie am häufigsten genommen.
Bei den Jungen ist Paul der uneingeschränkte Favorit 2018. Von 616 bis Mitte August beim Standesamt Mechernich registrierten Knaben erhielten genau ein Dutzend den Vornamen Paul. Je neun Jungen wurden Ben oder Leon getauft, sieben Noah, sechs Luca und Lukas und fünf Anton, Jonas oder Max.
Vier Nennungen gab es bei den männlichen Nachkommen für Elias, Henry, Philipp, Till und Tom, drei für Daniel, David, Felix, Jonah, Josef, Julian, Julius, Louis, Mats, Maximilian, Sam und Tim. Je dreimal genommen wurden für Mädchen die Vornamen Emilia, Hanna, Johanna, Lara, Lea, Lotta und Matilda.
2017 sah die Rangfolge der beliebtesten Vornamen bei den Jungen etwa gleich aus, allerdings zum Teil mit deutlicheren Zahlen. Da führte am Jahresende Ben (13) vor Leon (10), Jonas und Noah (je 9), Elias, Leo und Paul (8), Luca und Lukas (7), Finn, Maximilian und Sam (6) sowie Felix, Jan und Tom mit je fünf Nennungen.
Heute Mia, Lena, Marie und Nele
Bei den Mädchen toppte im vergangenen Jahr der Name Mia noch alles mit 15 Mädchen dieses Namens auf Platz 1, gefolgt von Lena (12) und Emma (11). Dann erst kamen Emilia, Lina, Marie und Nele mit acht, Sophie mit sieben und Anna, Emily, Jana, Leni, Mila und Sophia mit je sechs Benennungen.
1968 wurden beim Standesamt Mechernich lediglich 466 Geburten registriert. Damals gab es im heutigen Stadtgebiet aber auch noch eigenständige Standesämter in den Ämtern Hergarten, Eicks, Kommern, Wachendorf und Satzvey. Gleichwohl, so die Mechernicher Standesamtsleiterin Carmen Keil, wurden vor 50 Jahren nur gut halb so viele Kinder am Bleiberg geboren und registriert wie heute. Ende 2017 lag die Zahl der beim Standesamt Mechernich registrierten Neugeborenen bei 923, 1968 alle Standesämter zusammengenommen bei knapp unter 500.
Hauptgrund für die seit einigen Jahren wieder ansteigende Geburtenrate sei zwar hauptsächlich der Flüchtlingsstrom, aber die gestiegene Zahl der Neugeborenen am Kreiskrankenhaus Mechernich habe auch mit der Schließung anderer Geburtskliniken in NRW-Nachbarkommunen und Rheinland-Pfalz zu tun; so Carmen Keil und ihre Kollegin Tanja Schulz nach Auswertung der Unterlagen.
Die Registrierung der Babys ausländischer Mitbürger nehme auch die meiste Arbeitszeit in Anspruch, weil man oft ohne Dolmetscher nicht weiterkomme. Carmen Keil: „Die müssen dann zwei, drei, viermal kommen, ehe alles erledigt ist.“
Denn die Standesbeamten müssen über alles Mögliche wachen bei der Registrierung eines neuen Erdenbürgers, unter anderem auch darauf, dass der Vorname, den die Eltern aussuchen, dem Kind nicht zeitlebens Ärger oder Hohn einbringt. Und dabei, so Standesamtschefin Carmen Keil, gehen die Geschmäcker der Kollegen offenbar weit auseinander.
„Blaubeere“, „Harley“ und „Ikea“ ok
„Alemania“, „Apple“, „Gutschi“, „Mett-Igel“, „Blaubeere“, „Harley“, „Ikea“ und sogar „Popo“ ließen deutsche Standesbeamte durchgehen, während andere Kollegen bei Namensvorschlägen wie „McDonalds“, „Pfefferminza“, „Sputnik“, „Crazy Horse“ oder „Whisky“ bereits ablehnend die Hände über dem Kopf zusammenschlugen. Carmen Keil: „Lange ist es vorbei, dass ein kleiner Pumuckl bundesweit Schlagzeilen machte . . . Pumuckl ist heute 30 Jahre alt und, soviel man weiß, ganz glücklich mit seinem Namen.“
pp/Agentur ProfiPress