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„Zack, zack“ vom Zahn der Zeit befreit

Eingangstor zum Judenfriedhof am Prinzenweg in Kommern wurde vom Gartenbau- und Verschönerungsverein von Rost und altem Lack befreit – 61 Grabsteine stehen dort heute noch – 2006 kam der bisher letzte für den Kommerner 1937 beigesetzten, heimischen Getreide-Händler Eduard Levano hinzu

Mechernich-Kommern – „Zack, zack“, geht die Arbeit von der Hand. Die Männer vom Gartenbau- und Verschönerungsverein in Kommern sind ein eingespieltes Team, wenn es ums „Machen“ geht. Für heute haben sie sich das Eingangstor zum Judenfriedhof in Ihrem Wochenplan notiert. An dem zu Teilen schmiedeeisernen Schmuckstück aus dem 18. Jahrhundert hat zuletzt immer tiefer der Zahn der Zeit am Lack genagt. Dem wird jetzt Abhilfe geschaffen.

Gemeinsam sind emsig am linken Flügel des Eingangstores zum Judenfriedhof in Kommern tätig: Johannes Ley und Helmut Pauly vom Gartenbau- und Verschönerungsverein. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Schleifgeräusche sind an diesem Morgen unweit des umzäunten und von hohen Laubbäumen gesäumten Friedhofs am Prinzenweg zu hören. Denn kaum ist das Stromaggregat auf dem Anhänger in Gang geworfen, drehen sich schon die ersten Schleifmaschinen und auch Drahtbürsten sind im Einsatz. Josef Schäfer, Helmut Pauly, Bernd Schleusner und Johannes Ley sorgen emsig für den richtigen Schliff.

Josef Schäfer gibt sich mit der Drahtbürste daran, den rechten Torflügel mit einem Anschliff für die neue Farbe vorzubereiten. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

„Nur kurz anschleifen, rau machen“, erklärt Ley kurz die Absicht und ist dann schon wieder konzentriert bei der Aufgabe. Für das altehrwürdige Eingangstor und Zeugnis der Vergangenheit hat er „richtig gute“ Farbe besorgt und extra mischen lassen. Nur das Beste für das, historisch betrachtet, wertvolle Tor, dass den einzigen Zugang zur letzten Ruhestätte der Juden in Kommern gewährt.

Heute stehen insgesamt noch 61 Grabsteine auf dem Friedhof, dessen ältester aus dem Jahre 1858 stammt. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Steine als stilles Symbol

„Juden gehören fest zur Geschichte Kommerns“, berichtet Ley. Demnach lebten bereits ab Mitte des 16. Jahrhunderts jüdische Familien in Kommern – zunächst aber nur vereinzelt. „Ihren Höchststand erreichte die Judenschaft Kommerns gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit etwa 100 Personen.“ Auf dem jüdischen Friedhof, der zwischen 1840 bis 1937 belegt wurde, stehen heute noch 61 Grabsteine. Auf manchen der Grabsteine liegen weiße Steine, als Symbol für eine stille Anteilnahme am Tod des Menschen. Er soll den Angehörigen Trost spenden.

Bernd Schleusner vom Gartenbau- und Verschönerungsverein Kommern raut mit der Schleifmaschine die Fläche auf, um später neue Farbe auf das Tor auftragen zu können. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Der älteste noch erhaltene Grabstein stammt aus dem Jahre 1858. Für den 1937 beigesetzten Getreide-Händler Eduard Levano (geb. 1885, gest. 1937) wurde erst 2006 ein Grabstein gesetzt, finanziert durch Spenden von Schülern, Vereinskartell und der katholischen Kirche in Kommern. Die damals machthabenden Nationalsozialisten hatten ihm dies verwehrt.

Der Judenfriedhof wird in Ehren gehalten. „Das ist uns eine Herzensangelegenheit“, betont Ley. Konkret habe diesmal aber der Bürgermeister den Verein um die Reparatur gebeten, damit der Friedhofseingang wieder in neuem Glanz erstrahlen und für nachfolgende Generationen erhalten bleiben kann.

Das Tor vor der Behandlung. Es gewährt Zutritt zu dem jüdischen Friedhof, der zwischen 1840 und 1937 belegt wurde. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Die Helfer kamen der Bitte sofort und ohne Umwege nach. Schließlich haben sie für solche kleinen Reparaturen im Kommerner Beritt auch eine vertragliche Vereinbarung mit der Stadtverwaltung getroffen. Auch die Beete rund um die Bürgerhalle hat der Gartenbau- und Verschönerungsverein gerade erst frisch und neu bepflanzt.

Pp/Agentur ProfiPress