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Wolf Hahlbrock wagt Neubeginn in Mechernich

Wolf Hahlbrock wagt Neubeginn in Mechernich
Nach fast vier Jahren künstlerischen Schaffens unter Ausschluss der Öffentlichkeit plant der Maler jetzt wieder Ausstellungen – Der 63-Jährige ist vom Villa-Eigentümer zum Hartz-IV-Empfänger abgestürzt
Mechernich – Das Leben von Künstlern wir oft als “schillernd” bezeichnet. Wohl alle Farb-Facetten des Lebens hat der in Mechernich lebende Maler Wolf Hahlbrock (63) erlebt.
“Seine Gemälde hängen in Weltstädten wie New York und Berlin. Er gewann ungezählte internationale Kunstpreise, war in etlichen TV-Sendungen zu Gast, seine unter Sammlern hoch geschätzten Werke brachten ihm Millionen ein. In seiner Villa auf Sardinien ließ er es so richtig krachen, aufs Geld brauchte er nicht zu achten. Der Absturz hätte nicht einschneidender ausfallen können: Suizidversuch, Privatinsolvenz – heute lebt Wolf Hahlbrock von Hartz IV in einer kleinen Wohnung in Mechernich”, schreibt der Journalist Joachim Sprothen im “Kölner Stadt-Anzeiger”.
Mit dem Absturz ist der Künstler aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit entschwunden, zeigte sich kaum noch. Sprothen: “Doch jetzt wandte sich der 63-Jährige an den »Kölner Stadt-Anzeiger«, mit dessen Hilfe er erklärtermaßen eine Botschaft transportieren will: »Wolf Hahlbrock ist wieder da.«”
Vielseitigkeit ist eines der Merkmale des Künstlers, der nicht nur malt, sondern auch mit Gedichte schreibt und als Esoteriker gilt. “Seine Mutter, die ihn in Düsseldorf zur Welt brachte, konnte oder wollte den kleinen Wolfgang, wie er offiziell heißt, nicht aufziehen. Hahlbrock wuchs bei seiner »tyrannischen« Großmutter in Hamburg auf, nahm mit 16 Reißaus und absolvierte im ZDF-Studio der Hansestadt eine Ausbildung zum Bühnenbildner”, so Joachim Sprothen. Die Liebe zu seiner ersten Frau verschlug Hahlbrock auf die zweitgrößte Insel im Mittelmeer, Sardinien.
Auch auf der italienischen Insel malte Hohlbrock und hatte dabei ein einschneidendes Erlebnis: “Da kam ein richtig heruntergekommen aussehender alter Mann vorbei, der mir 200 für das Bild anbot.”
Sprothen: “Angesichts des erbarmungswürdigen Äußeren des Kaufinteressenten war Hahlbrock umso erstaunter, als der Senior nicht 200, sondern 200 000 Lire auf den Tisch blätterte, also umgerechnet etwa 1000 D-Mark. Er ahnte, dass er mit Kunst seinen Lebensunterhalt verdienen kann, studierte Ende der 1960er Jahre bei namhaften italienischen Professoren klassische Malerei, und mit der Karriere ging es steil nach oben. Seine surrealistischen Ölgemälde fanden in aller Welt Abnehmer, die bereit waren, dafür »zwischen 4000 und 12 000 Euro« zu bezahlen.
Der Wert eines drei Meter breiten Bildes, auf dem er für einen Aachener Unternehmer den Stardirigenten Herbert von Karajan verewigt hatte, wurde von einem vereidigten Sachverständigen 1984 sogar auf 62 000 Mark geschätzt.”
Etwa 700 bis 800 Werke im Millionenwert verkaufte Wolf Hahlbrock. Mit einer Body-Painting-Aktion trat er Mitte der 1980er Jahre in der Sendung “Na sowas!” von Thomas Gottschalk auf. Bilder von “Pinup-Girls” wurden tausendfach auf Poster gedruckt, die Lizenzgebühren brachten dem Maler vermutlich noch Geld ein als die Ölgemälde.
Seine zweite Frau führte den gebürtigen Düsseldorfer nach Kommern. Für einige Jahre pendelte er zwischen Sardinien und der Eifel hin und her, bis er im Herbst 2000 ganz nach Kommern übersiedelte und in Holzheim sein Atelier einrichtete.
Viel Energie verwandte Hahlbrock auf seine Malerei, Buchhaltung hingegen war dem Künstler ein Gräuel, Belege aufzubewahren vernachlässigte er. Anfang 2004 kam dann ein Schreiben vom Finanzamt mit einer Steuernachforderung für die letzten fünf Jahre in Höhe von rund 400 000 Euro. Hahlbrocks Ehe ging in die Brüche, und obwohl er seine Häuser in Kommern und Sardinien verkaufte, verblieb ein Schuldenbetrag von 70 000 Euro.
“Das alles zusammen war wohl zu viel”, so Hahlbrock. Er schluckte Unmengen von Tabletten, der ernst gemeinte Suizidversuch scheiterte jedoch. Joachim Sprothen: “Die Folgeschäden waren erheblich. Nach seiner Entlassung aus dem Mechernicher Krankenhaus saß Hahlbrock wochenlang im Rollstuhl. Er hatte private Insolvenz angemeldet, muss seither in einer kleinen Zweizimmer-Wohnung in Mechernich von Hartz IV leben. Doch das »Malen ist für mich wie eine Sucht«.
Ohne die Unterstützung durch den evangelische Pfarrer Michael Stöhr wäre ihm aber die Anschaffung von Farben und Leinwänden unmöglich gewesen, so Hahlbrock. Seine Motive sind seit dem »Nahtod-Erlebnis« allesamt religiös geprägt. Aber anders, als man vermuten könnte. Aus dem ehedem gläubigen Christen ist ein Atheist geworden, der, wie auf seinem jüngsten Ölgemälde »Was nun?«, Dogmen der katholischen Kirche bildlich »zusammenfaltet«.
Doch sich selbst hat der 63-Jährige wieder aufgerichtet. Nach fast vier Jahren künstlerischen Schaffens unter Ausschluss der Öffentlichkeit plant Hahlbrock Ausstellungen. Er will wieder Bilder verkaufen, auch wenn ihm bewusst ist, dass die Erlöse zum größten Teil für die Begleichung der Steuerschulden draufgehen. Derzeit sucht Hahlbrock nach einem seriösen Galeristen. Interessenten können sich bei ihm unter Telefon 01 77/9 57 75 44 melden.” Vermarkten sollen seine Werke aber künftig Profis. Hahlbrock: “Malen kann ich, als Verkäufer bin ich aber eine Fehlbesetzung.”
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

31.10.2008