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Von Danzig nach Mechernich

Von Danzig nach Mechernich
Kommerner stellt mit 83 Jahren seinen zweiten Roman vor – Kindheits- und Kriegserlebnisse verarbeitet – Boxkampf gegen “Müllers Aap” – Wöchentliches Schwimmtraining in der Eifel-Therme Zikkurat
Mechernich – Vor 16 Jahren zogen Kurt Gradler und seine Frau Maria nach Kommern – der Ruhe wegen. Und die scheint für den 83-Jährigen, gemessen an seiner Vitalität und Kreativität, tatsächlich ein Jungbrunnen zu sein. Gerade hat der Mechernicher mit “Das letzte Semester” seinen zweiten Roman vorgelegt – der dritte ist bereits in Arbeit. In seinem aktuellen Werk verarbeitet der Autor und Maler wieder Eindrücke aus seinem Leben, wenn auch nicht mehr ganz so autobiographisch wie in seinem ersten Roman “Eine Jugend in Danzig”.
Doch wieder ist es seine alte Heimat Danzig, in deren Altstadt Gradler 1928 als Sohn einer Fischerfamilie geboren wurde, in der der Wahl-Mechernicher seine Protagonisten agieren lässt. Und diese, die Studenten Alex und Martin, verbringen ihre Freizeit 1935 am liebsten im Ostseebad Zoppot. Gradlers Mimik verrät, wie viel ihm seine “alte Heimat” noch heute bedeutet, wenn er berichtet: “In Zoppot traf sich in den Vorkriegsjahren die ganze Welt. Es wurde Tennis gespielt, geflirtet und gelacht.” Im Gespräch weist Gradler auf Fotos aus der Zeit in einem Buch über das historische Danzig: “Das war das Spielcasino. Ihm ist es zu verdanken, dass man Zoppot damals auch das zweite Monte Carlo nannte.” Und hier, umgeben von illustrer Gesellschaft, tummeln sich Alex und Martin, im Spielcasino sind sie regelmäßige Gäste. Doch, was unbeschwert beginnt, endet in einer Tragödie. Nicht zuletzt, weil einer der beiden spielsüchtig wird.
Und das ist ebenfalls eine Parallele zum Leben des heute 83-Jährigen. Nein, nicht die Spielsucht. Aber die Erfahrung, dass das Leben schon in jungen Jahren eine dramatische Wende nimmt. Wie so viele andere auch, konfrontierte der Zweite Weltkrieg den damals 16-Jährigen mit Kampf, Tod und Flucht. Als Offiziersanwärter kam Gradler 1944 auf die “Gorch-Fock”. Doch nicht für lange, denn: “Plötzlich hieß es, die ganze Klasse kommt zur Flak, als Luftwaffenhelfer.” Kurz darauf fand sich der junge Mann, gegen die russische Armee kämpfend, mitten in den erbitterten Schlachten um Danzig wieder. Später geriet Gradler in englische Kriegsgefangenschaft, aus der ihm zwei Mal die Flucht gelang. Er schlug sich durch nach Thüringen, wohin seine Schwester evakuiert worden war. Doch auch hier konnte der gebürtige Danziger nicht zur Ruhe kommen: “Ich erreichte Thüringen genau an dem Tag, als die Amerikaner das Gebiet an die Russen übergaben.” Wieder war Gradler auf der Flucht. Er landete in Berlin-Neukölln, von wo aus er 1948 erneut vor den russischen Besatzern floh. Im Rheinland fand er schließlich eine neue Heimat, Arbeit als Designer bei der Hürther Hoechst AG und mit seiner heutigen Frau Maria die große Liebe. Nur die Ruhe, die fehlte ihm zunehmend im immer betriebsameren Hürth.
Und so kam das Ehepaar Gradler vor 16 Jahren in die Eifel. Hier hat der Kommerner nicht nur die Muße, seine Bücher zu schreiben und seine großflächigen Bilder zu malen. “Ich walke regelmäßig fünf Kilometer in Richtung Eicks”, verrät er. Und nicht nur das. In der Eifel-Therme Zikkurat in Mechernich-Firmenich schwimmt der ausgebildete Rettungsschwimmer jeden Mittwoch mehrere Kilometer. Die Liebe zum Sport, berichtet er, zog sich durch sein ganzes Leben. Und bescherte ihm einen ganz besonderen Gegner: “In den ersten Hürther Jahren”, erinnert er sich, “habe ich im Verein geboxt – einmal sogar gegen Müllers Aap.” Mit einem Kollegen sei die Kölner Box-Legende Peter “Aap” Müller damals zum Training gekommen. Das war Ende der 40er Jahre. Gradler: “Die Boxhandschuhe waren damals so dünn, dass man eigentlich die blanke Faust zu spüren bekam.”
Kurt Gradler: “Das letzte Semester”, Taschenbuch, 335 Seiten, Pro-Business-Verlag, 16,50 Euro. ISB-Nummer: 978-3868055931
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

11.05.2011