Über 50 % Dividende ausgeschüttet
Rund Hundert der 900 Anteilseigener der Rescheider „Grube Wohlfahrt“ trafen sich zur jährlichen Kuxgewerken-Versammlung – Vertreter der „Hausbank der Region“, der VR-Bank Nordeifel, spendierten Deputate
Hellenthal-Rescheid – Für umgerechnet 51,13 Euro, damals hundert D-Mark, konnte und kann man seit den 1990er Jahren Anteilseigner des Besucher-Bleibergwerks „Grube Wohlfahrt“ in Rescheid werden. 900 der insgesamt tausend so genannten „Kuxe“ (Anteilsscheine) wurden inzwischen an die Frau oder den Mann gebracht.
Die Mitbergwerksbesitzer sind alljährlich einmal in den Rescheider „Bergmannstreff“ zur Verteilung der Deputate eingeladen. Diese Dividende serviert der Förderverein der „Grube Wohlfahrt“ in flüssiger Form als „Eifelgeist“ und „Bitburger Pils“ und verbunden mit einem guten Essen und Unterhaltungsprogramm, gesponsert von der VR-Bank Nordeifel, Hausbank der Region, und der KSK (Kreissparkasse Euskirchen).
Traditionsgemäß forderte Landrat Markus Ramers bei Christina Dederichs und Nico Deatcu, den Vertretern der VR-Bank, und bei Karl-Heinz Daniel die Bereitstellung der flüssigen Dividende ein. Eine Forderung, denen die Kreditinstitute gerne nachkamen. Alle anwesenden Anteilseigner erhielten Schnaps und Bier als Zinsen. Die gab es auch für Sascha Dederichs, Nico Deatcu, Christina Dederichs, Karl-Heinz Daniel, Landrat Ramers, Pfarrer Thomas Schlütter und Bergrat Ralf Sawatzki.
Fast 350 000 Besucher unter Tage
Zuvor gab Sascha Dederichs vom Förderverein der „Grube Wohlfahrt“ für den erkrankten Bergdirektor Karl Reger den Rechenschaftsbericht ab. 40 Bergführer gebe es aktuell, hieß es, die täglich außer an Heiligabend und dem ersten Weihnachtsfeiertag die Besucher im Bergwerk führen. Mittlerweile summiert sich die Gesamtzahl der Gäste auf fast 350 000.
Im Stollen machen sich mittlerweile Schäden durch die Flut 2021 bemerkbar, als die Grube mehrere Stunden unter Wasser stand. Insgesamt aber sieht der Förderverein einer hoffnungsfrohen Zukunft entgegen. Heinz-Bert Weimbs unterhielt den Saal mit Eifel-Erinnerungen.
Der Journalist und Autor Stephan Everling schreibt in der „Kölnischen Rundschau“ und im „Kölner Stadt-Anzeiger“ über das gesellschaftliche Ereignis der Kuxgewerken-Versammlung in Rescheid: „Die Nachrichten aus der Finanzwelt sind, wenn es um die Leitzinsen geht, nicht für alle erfreulich. Denn nach einem kurzen Hoch tendiert die Europäische Zentralbank wieder zu niedrigeren Zinsen. Wie gut, dass die Eifeler dabei nicht mitmachen und für die Kuxanteilsscheine des Besucherbergwerks Rescheid auch in der Zukunft eine ordentliche Ausschüttung garantieren.“
47 Prozent könne jeder der Glücklichen, die sich einen der Scheine gesichert haben, erwarten, so Everling weiter: „Auch wenn diese sich vielleicht nicht auf dem Konto bemerkbar machen, den Magen wärmen sie auf jeden Fall. Denn wer so einen Kux im Portfolio hat, darf sich zuverlässig auf ein Bier und einen Schnaps freuen – jedes Jahr und jedes Mal in der Adventszeit.“
1992 hatte Ralf Sawatzki, Regionalbotschafter der NRW-Stiftung, die Idee, Kuxe zur Finanzierung des Besucherbergwerks „Grube Wohlfahrt“ auszugeben. Damit griff er eine alte Tradition aus dem Bergbau auf, als diese Anteilsscheine zum Aufbau und Betrieb einer Grube verwendet wurden. Als Patin stand damals die Reichsgräfin Marie Christine Wolff Metternich zur Gracht den Rescheidern zu Seite, deren Vorfahre im Jahre 1543 den Bergmeister Sebastian von Stuckardt ernannt hatte.
Nachfolger für Prof. Schumacher gefunden
Auch in diesem Jahr musste die Reichsgräfin sich wieder einschalten. Denn seit der Mechernicher Geobotaniker Prof. Dr. Wolfgang Schumacher verstorben ist, ist das Amt des Bergmeisters der Grube Wohlfahrt verwaist. Ein neuer sei zwar gefunden worden, berichtete Sawatzki, der die Moderation des Abends übernommen hatte, doch der habe kurzfristig dem Heimatverein absagen müssen.
„Wir wollten nicht jemanden überrumpeln, so dass wir heute zwar auf einem guten Weg sind, aber keinen Bergmeister zur Einforderung des Deputats haben“, so Sawatzki. Eine kritische Situation, denn laut den Statuten der Kuxe muss das Deputat vom Bergmeister eingefordert werden. Der Landrat übernahm diese Aufgabe.
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pp/Agentur ProfiPress