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Trotz Regen steppte der Bär

Trotz Regen steppte der Bär
Tausende Besucher, darunter eine prominente Schauspielerin und eine Knochenmarkspenderin, die zur Lebensretterin wurden, feierten in Lückerath die 34. Kinderkirmes – Überraschungsgast war ein kleiner Junge aus dem Allgäu, dessen Leukämie mit Hilfe von Stammzellen der Bergheimerin Astrid Philipps geheilt worden war
Mechernich-Lückerath – Lückerath ist ein Dorf wie jedes andere auch unter den 44 Ortschaften der Stadt Mechernich. Nur an einem einzigen Tag verwandelt sich das 300 Einwohner zählende Fachwerkidyll zum Schauplatz eines rauschenden Volksfestes. Am Sonntag wurde die 34. Auflage der sagenhaften “Lückerather Kinderkirmes” gefeiert.
Gefeiert wurde trotz Wolken und Regenschauern zwischendurch. Es war wie der verspätete April, denn zwischendurch lachte immer wieder die Sonne vom Himmel. Trotz der unsicheren Wetterlage setzte der Besucherstrom pünktlich um 11 Uhr ein, und bereits eine halbe Stunde später herrschte dichtes Gedränge im Dorf.
Auf der großen neuen Bühne der Dorfgemeinschaft fand den ganzen Nachmittag über ein Nonstop-Programm statt, das von Willi Greuel und Daniel Meyer moderiert wurde. Die Kinder konnten sich auf Schiffschaukel, Karussells, beim Ponyreiten oder an der Losbude vergnügen. An vielen Ständen wurde Kinder-Trödel angeboten.
Es gab einen Handwerkermarkt und allerhand kulinarische Genüsse wurden feilgeboten. Zum 26. Mal wurde die offizielle Weltmeisterschaft im Pflaumenkern-Weitspucken ausgetragen. Kinderliedermacher Uwe Reetz hatte die Kids auf seiner Seite. Und auch die Big Band des städtischen Mechernicher Gymnasiums am Turmhof, Uedelhovener Dorfmusikanten und Ripsdorfer Show-Fanfaren sorgten für Stimmung.
Im Verlauf des Nachmittags überreichte die Hilfsgruppe Eifel einen Scheck über 30 000 Euro an die Bonner Uni-Klinik, der die Hilfsgruppe zwei Ambulanzschwestern finanziert, die krebskranke Kinder aus der Eifel zu Hause betreuen.
Mit von der Partie war auch die aus Eschweiler stammende Schauspielerin Michaele Schaffrath, die sich ehrenamtlich als Botschafterin der deutschen Knochenmark-Spenderdatei (DKMS) verdingt hat. Sie war nicht die einzige, die Tränen in den Augen hatte, als die 34-jährige Lebensretterin Astrid Philipps aus Bergheim vorgestellt wurde.
Sie hatte sich wie viele andere Eifeler auch vor fünf Jahren bei einer Typisierungsaktion der Hilfsgruppe Eifel einem Bluttest unterzogen. Im August vor zwei Jahren stellte sich heraus, dass sie der genetische Zwilling eines leukämiekranken Menschen war. Sie spendete Knochenmark für den zunächst unbekannten Menschen.
Nachdem jetzt die zweijährige Frist verstrichen war, in den Spender und Empfänger nur anonym über die DKMS Kontakt haben dürfen, bekam die Person, für die Astrid Philipps Stammzellen gespendet hat, einen Namen und ein Gesicht. Es ist der inzwischen fünfjährige Markus Reuthemann aus Martinszell im Allgäu.
Bei dem Kleinen war vor zweieinhalb Jahren eine seltene Art der Leukämie festgestellt worden. Nur eine Stammzellenspende konnte dem kleinen Jungen das Leben retten. Lange drei Monate dauerte es, ehe die weltweite Spenderdatei den Namen von Astrid Philipps ausspuckte.
Für sie war es keine Frage, sich sofort als Spenderin zur Verfügung zu stellen. “Ich würde das auch sofort wieder tun”, resümierte die 34-Jährige Mutter einer neunjährigen Tochter am Sonntag.
Freudig hatte Astrid Philipps dem Vorsitzenden der Hilfsgruppe, Willi Greuel, berichtet, dass sie den Empfänger ihrer Stammzellenspende nun kenne und wisse, dass es ein kleiner Junge aus dem Allgäu sei. Die Hilfsgruppe nahm ohne Wissen der Spenderin Kontakt mit der Familie in Süddeutschland auf und lud diese zur Lückerather Kinderkirmes ein.
Freitags reiste Markus mit seinen Eltern Erwin und Bettina Reuthemann sowie seinem sechsjährigen Bruder Raphael an. Am Samstag besuchte die Familie das Phantasialand. Um bei Astrid Philipps keinen Verdacht zu erwecken, lud Willi Greuel sie ein, anlässlich der Scheckübergabe an den Bonner Förderkreis zu einem Interview ein, bei dem Greuel die 34-Jährige über den Ablauf ihrer Spende befragte. Derweil wartete die Familie aus dem Allgäu neben der Bühne auf das Zusammentreffen mit der Lebensretterin.
Als Greuel die Frage stellte, ob sie den Jungen mal gern sehen möchte , versagte dem Hilfsgruppen-Chef selbst die Stimme und er ließ die Katze aus dem Sack: “Der Junge ist hier”, bekam Greuel so gerade noch heraus. Als die Eltern mit Markus auf die Bühne wollten, streikte der Fünfjährige angesichts des großen Menschenauflaufes. Also überbrachte Mutter Bettina den Blumenstrauß und fiel der Frau, die ihren Sohn das Leben gerettet hatte, um den Hals.
Erst später kam es in einem Hinterhof hinter der Bühne zum tatsächlichen Zusammentreffen der beiden Familien und auch der zuvor so verängstigte Markus taute dort schnell auf. Zwei Stunden später tobte er mit Celina, der neunjährigen Tochter von Astrid Philipps auf der Hüpfburg herum.
Für beide Mütter sei das Treffen “ein Gefühl, das nicht zu beschreiben ist”. Sie habe es sich im Geheimen gewünscht, schon bald mit der Familie zusammen zu kommen, berichtete Astrid Phillips. Dass es nun so schnell geschehen sei, hätte sie sich nicht träumen lassen.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

23.09.2011