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Treu im Leben und in der Politik

Nach 28 Jahren als Mitglied des Kaller Gemeinderates hat CDU-Fraktionschef sein Mandat aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt – Nachfolger wird der Steinfelder Frank Vellen

Kall – Es war ein ungewohnter Anblick während der ersten Ratssitzung des Jahres 2018 in Kall. Bert Spilles saß in Reihen der CDU auf dem Platz, auf dem in den letzten Jahren Toni Mießeler gesessen hatte, also ganz vorne, in unmittelbarer Nähe zum Bürgermeister. Stattdessen hatte sich Mießeler auf einem Stuhl in der Gästereihe niedergelassen und gab zu, das sei schon „komisch“.

Toni Mießeler (l.) hat nach 28 Jahren sein Ratsmandat niedergelegt. Bürgermeister Hermann-Josef Esser und die Gemeindeangestellte Michaela Kratz gratulierten zum Abschied. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Damit dürfte Mießeler nicht nur die ungewohnte Position gemeint haben, sondern insgesamt die Tatsache, dass er nicht mehr an vorderster Front mitentscheiden darf. Denn nach 28 Jahren hat der Sötenicher aus gesundheitlichen Gründen sein Ratsmandat niedergelegt. Während der Ratssitzung wurde er feierlich verabschiedet.

Bürgermeister Hermann-Josef Esser stellte in seiner Laudatio auf seinen Parteifreund dessen Treue in den Mittelpunkt. Das gelte nicht nur für die Politik, sondern auch im Beruf, im Privat- und im Vereinsleben. Viele Jahre sei Mießeler, der sein ganzes Arbeitsleben bei der Post zubrachte, Sitzungspräsident der „Schlipse“ gewesen, er verstärke bis heute den Männergesangverein Sötenich als Bass, außerdem sei er eine der treibenden Kräfte bei der Neugründung des Musikvereins Sötenich gewesen.

Ungewohnter Platz: Weil Toni Mießeler zum 31. Dezember 2017 ausgeschieden war, musste er auf den Gästestühlen Platz nehmen. Dort traf er auf seinen zum dem Zeitpunkt noch nicht vereidigten Nachfolger Frank Vellen. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

„Treue hast du auch in der Kaller Politik bewiesen: Seit 1989 bist du Mitglied im Rat. Das war damals noch eine ganz andere Welt, auch kommunal mit der Doppelspitze“, erinnert sich Esser. Mießeler sei darüber hinaus Ortsvorsteher von Sötenich gewesen – eine Position, die er auch noch weiter ausüben wird. Bürgermeister Esser sprach Toni Mießeler seinen Dank für dessen langjähriges politisches und konstruktives Engagement für die Gemeinde Kall aus.

 „Ein Mensch, der weiß, wovon er spricht“

1999 übernahm Mießeler den Fraktionsvorsitz der Christdemokraten, zehn Jahre später lernten Esser, damals Fraktionschef der CDU Blankenheim, Mießeler kennen, „als einen Menschen, der seine Argumente stets ruhig vorgetragen hat, und der weiß, wovon er spricht“. Mießeler sei außerdem in der Lage gewesen, eine „kreisweite Brille“ aufzusetzen, wenn es darum ging, die Region nach vorne zu bringen. Als jüngerer Mensch müsse man sehr viel Demut zeigen, angesichts der Tatsache, mit welcher Kontinuität Mießeler der Gemeinde Kall gedient habe.

Im Rat ist Guido Keutgen (l.) weiterhin tätig. Aber als Ortsvorsteher von Kall wurde er offiziell von Bürgermeister Hermann-Josef Esser verabschiedet. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Der Laudatio des Bürgermeisters schlossen sich auch die Fraktionschefs an. Vom „Gelben“ gab es einen „Roten“: Dr. Manfred Wolter überreichte Mießeler einen Rotwein und erinnerte daran, dass man doch hin und wieder miteinander gefochten habe. Auch SPD-Fraktionschef Erhard Sohn erinnerte sich an so manche Diskussion und so manchen Streit mit dem politischen Gegner. „Falls ich Ihnen jemals persönlich wehgetan haben sollte, bitte ich Sie hiermit um Verzeihung“, sagte Sohn.

Eine Ehrung für Scheven: Ortsvorsteher Hans Reiff nahm die Urkunde für die gute Platzierung im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ entgegen. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Grünen-Chef Ekkehard Fiebrich warf einen Blick in die Vergangenheit. „Damals waren wir mit einem Vertreter im Rat. Und ich kann mich nicht erinnern, länger als zehn Minuten mit Toni Mießeler gesprochen zu haben.“ Die Konservativen seien damals für einen Grünen nicht tragbar gewesen. „Doch das hat sich geändert“, gelang Fiebrich der Schwenk in die Gegenwart. „Ich bin Toni Mießeler auf der menschlichen Ebene begegnet“ – was dann zur schwarz-grünen Listengemeinschaft führte.

Sie stritten und diskutierten in der Vergangenheit, nun entschuldigte sich SPD-Fraktionschef Erhard Sohn (r.) bei Toni Mießeler für eventuelle Verfehlungen. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Auch für Mießeler war die Zusammenarbeit mit den Grünen etwas Bleibendes, wie er zugibt, besonders die Demonstration gegen die Atomkraftwerke in Tihange und Doel. Und auch an die Arbeit im Rat habe er, trotz einiger Kämpfe, sehr schöne Erinnerungen. „Es ging immer um die Sache, wir konnten uns immer in die Augen sehen“, befand das scheidende Ratsmitglied.

Auf Mießeler folgt Frank Vellen, Ortsvorsteher von Urft und Steinfeld. „Sie sind ein relativ junges Gesicht und damit jemand, der noch jahrzehntelang im Rat tätig sein kann“, meinte Esser im Hinblick auf seinen Vorgänger Mießeler scherzhaft, fügte dann aber voller Ernst an: „Es ist aller Ehren wert, sich für die Gemeinde im Rat zu engagieren.“

Frank Vellen, Ortsvorsteher von Urft und Steinfeld, wurde als CDU-Ratsmitglieder vereidigt. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Verabschiedet wurde in der Ratssitzung außerdem Guido Keutgen als Ortsvorsteher von Kall. Seit 2012 hatte er dieses Amt inne, das er Ende 2017 aus beruflichen Gründen niederlegen musste. „Ich habe das fünf Jahre lang sehr gerne gemacht, auch wenn es nicht immer einfach war und es manchmal geknirscht hat“, sagte Keutgen.

Außerdem übergab Bürgermeister Hermann-Josef Esser die Urkunde für die erfolgreiche Teilnahme von Scheven am Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ an Ortsvorsteher Hans Reiff. Scheven war mit anderen Ortschaften, darunter Sistig, auf Kreisebene auf Platz fünf gelandet.

pp/Agentur ProfiPress