Technischer Defekt sorgte für eine zu schnelle See-Entleerung
Das Wasser aus dem Kommerner Mühlensee sollte für den Bau eines Rückhaltebeckens kontrolliert abgelassen werden – Gebrochener Schieber und zu hohe Sedimentschichten führten dazu, dass Fische keinen Rückzugsraum mehr hatten – Zahlreiche Tiere verendeten, doch durch das schnelle Eingreifen des Angelvereins und der Einsatzkräfte konnte Schlimmeres verhindert werden
Mechernich – Ein technischer Defekt hat in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag zur unkontrollierten Entleerung des Mühlensees geführt. In der Folge verendeten zahlreiche Fische. Die Stadt Mechernich bedauert das Geschehen zutiefst und lobt den professionellen Einsatz der beteiligten Hilfskräfte.
Ursprünglich sollte der Wasserstand des Mühlensees im Zuge der geplanten Bauarbeiten für ein neues Rückhaltebecken nur langsam abgesenkt werden. Der mittlere Schieber, der diesen Ablauf regeln sollte, ließ sich jedoch am Montagmorgen nicht öffnen. Daraufhin wandte sich der städtische Fachbereichsleiter Mario Dittmann an das Technische Hilfswerk (THW), das bereits während der Flutkatastrophe 2021 wertvolle Hilfe geleistet hatte.

Am Mittwoch war das THW Euskirchen mit Spezialgerät und Unterstützung durch Einsatztaucher aus Aachen vor Ort. Auch die DLRG war eingebunden. Trotz intensiver Bemühungen – unter anderem mit einem Stahlseilzug, der bei 1,6 Tonnen Zugkraft abriegelte – blieb der Schieber zunächst unbeweglich. Gegen 19.30 Uhr sollte der Einsatz eigentlich abgebrochen werden. Doch das THW unternahm in Absprache mit der Stadt noch einen letzten Versuch, einen Stein, den ein Taucher vor dem Mechanismus ertastet hatte, zu beseitigen. Nachdem dieser entfernt worden war, versuchte man erneut, den Schieber zu öffnen – mit unerwarteten Folgen.

„Mit einem lauten Knall ist der Schieber plötzlich komplett abgerissen“, berichtet Mario Dittmann. „Das Wasser floss daraufhin ungedrosselt ab.“ Die Annahme war zunächst, dass sich im See ein natürlicher Restwasserbereich erhalten würde – wie es auch die Sedimentbeprobung hatte erwarten lassen. Daher rückten alle Teams am Abend ab. Doch diese Hoffnung erfüllte sich nicht.
„Offenbar lag deutlich mehr Sediment im See als angenommen“, so Dittmann. „Dadurch bildete sich kein Restsee, der den Fischen ausreichend Lebensraum geboten hätte.“ In den frühen Morgenstunden wurde die Stadtverwaltung über das Ausmaß informiert.

Unverzüglich begannen Mitglieder der Fischereigemeinschaft Mechernich-Schleiden damit, verbliebene Fische aus den letzten Wasserstellen zu bergen. Mehrere Spießbütten mit Karpfen und anderen Arten konnten noch rechtzeitig gerettet und durch zahlreiche Fahrten mit dem Transporter in andere Gewässer umgesetzt werden. Zudem waren im Einsatz Mitarbeiter des städtischen Bauhofs, des Erftverbands sowie der Freiwilligen Feuerwehr Kommern. Die errichteten provisorische Wasserbecken zur Zwischenunterbringung der Fische.

Trotz des unglücklichen Ausgangs hebt die Stadt die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Angelverein und den Einsatzkräften hervor. Auch Thomas Hambach, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters und Erster Beigeordneter der Stadt Mechernich, war am frühen Donnerstagmorgen persönlich vor Ort, um sich ein Bild von der Lage zu machen. „Wir werden das Ganze natürlich aufarbeiten und in die Fehleranalyse gehen“, sagte Hambach. „Nach jetzigem Stand sieht es aber nach einer Verkettung unglücklicher Umstände aus, die zu diesem Vorfall geführt hat.“ Das Fischsterben sei überaus bedauerlich, so Hambach weiter, doch durch die schnelle und professionelle Reaktion aller Beteiligten konnte Schlimmeres verhindert und zahlreiche Fische gerettet werden.
pp/Agentur ProfiPress