Chemieunfall im Zustellzentrum
Feuerwehr-Großeinsatz im Kommerner Gewerbegebiet Monzenbend war nur eine Übung – ABC-Zug aus Mechernich und Zülpich eilte zur Hilfe
Mechernich-Kommern – Blaulicht flackert über dem Industriegebiet Monzenbend, Funkgeräte knistern, Schläuche werden entrollt. Wer am späten Donnerstagnachmittag zufällig am Zustellstützpunkt der Deutschen Post vorbeikam, musste glauben, hier sei ein Chemieunfall passiert. Doch Entwarnung: Alles nur Übung – wenn auch eine hochrealistische…
Pulver, Dämpfe, „Opfer“
Das Drehbuch des hochkomplexen Feuerwehr-Einsatztrainings liest sich wie aus einem Katastrophenfilm: Ein Mitarbeiter öffnet einen Brief, aus dem plötzlich weißes Pulver rieselt. Ein Paket mit Gefahrensymbolen fällt zu Boden, Flüssigkeit tritt aus, mehrere Beschäftigte „brechen bewusstlos zusammen“, so Polizeisprecher Alexander Kloster. Ein Kollege alarmiert sofort die 112. Wenige Minuten später trifft das erste Fahrzeug des Löschzugs Kommern ein.

„In so einem Fall gilt die GAMS-Regel – Gefahr erkennen, Absperren, Menschen retten, Spezialkräfte nachfordern“, erklärt Einsatzleiter Christopherus Wiesen später. Zwei „Verletzte“ können zügig aus dem Gefahrenbereich geholt werden, zwei weitere bleiben vorerst im Inneren – zu gefährlich ohne Spezialschutz.
Ein Meer aus Rot und Blau
Dann rücken die Experten an: Der ABC-Zug aus Mechernich und Zülpich, ausgerüstet für Einsätze mit gefährlichen Stoffen. Bald ist das Industriegebiet ein einziges Blinklichtmeer, die Zufahrt komplett gesperrt. Trupps in schweren Chemikalienschutzanzügen dringen ins Gebäude vor, sichern den Brief und die ausgetretene Flüssigkeit, retten die verbliebenen „Opfer“.

Fast zwei Stunden dauert das Szenario, rund 40 Kräfte und acht Fahrzeuge sind im Einsatz. „Gefahrguteinsätze bedeuten immer hohen Aufwand und höchste Vorsicht“, betont Wiesen.

Zahlreiche Postmitarbeitende bleiben nach Feierabend, um zuzuschauen. Auch Standortleitungen aus Kall, Schleiden und Adenau sowie eine Sicherheitsfachkraft verfolgen das Geschehen aufmerksam. „Für uns ein wertvoller Einblick“, sagt Standortleiter Mark Hammes. „Jetzt wissen wir, dass wir im Ernstfall gut aufgehoben sind.“

Am Ende zeigt sich auch Übungsleiter Wiesen zufrieden: „Das Zusammenspiel der Einheiten aus zwei Kommunen hat hervorragend funktioniert.“ Im Alltag sortieren hier täglich rund 20 bis 25 Menschen Briefe und Pakete für die ganze Region. Alexander Kloster: „Einen echten »Giftbrief« möchten sie freilich nie sehen – nach dieser Übung aber fühlen sich alle ein Stück besser vorbereitet.“
pp/Agentur ProfiPress