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Starke Eltern für starke Kids

Starke Eltern für starke Kids
Integration wird in der Stadt Mechernich groß geschrieben – Nach bemerkenswerten Erfolgen bei Jugendlichen aus dem Kreis russisch sprechender Mitbürger widmet sich die Stadt jetzt der Elterngeneration – Elternkurse werden von Mechernich-Stiftung und Kinderschutzbund subventioniert
Mechernich – Integration wird in der Stadt Mechernich ganz groß geschrieben. Seit sich die Stadt seit Jahren ganz speziell um russisch sprechende Mitbürger im jugendlichen Alter bemüht, ist die Kriminalitätsrate unter diesen jungen Leuten merklich zurückgegangen. Und zwar um sagenhafte 80 Prozent, wie Ordnungsamtsleiter Hans-Peter Kern im Pressegespräch bekannt gab.
Man hat in den vergangenen Jahren Straßenarbeit gemacht – mit Hilfe der Caritas und der engagierten Streetworkerin Helena Schneider. Außerdem gibt es mit Unterstützung des Landesssportbundes spezielle Sportangebote in der Roggendorfer Turnhalle.
Viele Instutionen ziehen mit
der Stadt an einem Strang
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bietet nach persönlicher Vermittlung durch den Amtsangehörigen und Mechernicher Ratsherrn Peter von Wilcken Sprach- und Integrationskurse für das weite Umland an. Und an der Hauptschule Mechernich gibt es für Kids mit Migrationshintergrund Förderunterricht in Deutsch. Die Stadt Mechernich hat eine ganze Menge mehr unternommen, als nur Polizei und “Blue Sheriffs” einzusetzen.
Nach speziellen Integrationsprogrammen für die Kindergeneration der russisch sprechenden deutschstämmigen Familien kümmert sich die Stadt Mechernich jetzt verstärkt um die Eltern. Väter und Mütter sollen in speziellen Kursen ein Gespür dafür bekommen, wie man mit dem im Angesicht westlicher Lebensart stark verunsicherten und zum Teil auch rebellischen Nachwuchs erzieherisch fruchtbringend umgeht. Denn daran hapert es oft.
Im westlichen Kontext sind
Eltern oft desorientiert
Denn auch die Eltern sind im westlichen Kontext oft desorientiert. Sie erziehen so, wie sie selbst erzogen worden sind, aber das ist im veränderten sozialen und politischen Umfeld nicht opportun. Andererseits sind deutsche Eltern und Kinder nicht unbedingt Vorbilder, so Christa Hufschlag vom Mechernicher Kinderschutzbund.
Dabei sind die meisten betroffenen Eltern guten Willens, so Marina Schapiro, eine eigens von der Stadt Mechernich und dem Kreiscaritasverband Euskirchen eingesetzte Verhaltenstrainerin und Mediatorin aus Herborn. Die Diplom-Philologin sagte der Agentur ProfiPress: “Die Kids sind schneller in der neuen Kultur drin als die Eltern. Dabei bildet die Sprache nicht einmal die größte Kluft, sondern die andere, die vorgeblich freiere westliche Kultur. Die übernehmen viele Eltern unreflektiert oder sie bleiben isoliert unter ihresgleichen. Dabei wollen sie eigentlich alle von Grund auf alles richtig machen.”
Und scheitern dennoch bereits im Ansatz bei der geeigneten Kommunikation. Marina Schapiro gibt im Mechernicher Gymnasium am Turmhof Kurse für jeweils zehn Eltern – zurzeit sechs Mütter und zwei Paare. Ihr Programm “Starke Eltern – starke Kinder” mit Rollenspielen und konkreten Tipps und Verhaltensregeln hat sich bereits bewährt. Und zwar in Herborn, wo die Diplom-Philologin mit ihrerseits russischen Wurzeln herkommt.
Verhaltens- und
Erziehungstraining
Caritas-Streetworkerin Helena Schneider, die die Stadt Mechernich bei der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in hervorragender Art und Weise unterstützt, erfuhr von Marina Schapiros erfolgreichem Verhaltens- und Erziehungstraining aus der Presse. Obwohl An- und Abfahrt von Herborn aus mit 190 Kilometern für eine Strecke nicht eben unerheblich sind, konnte sie Marina Schapiro gewinnen, in und für die Stadt Mechernich im Kurssystem ebenfalls eine “Oase für die Eltern” einzurichten, wie sich die Kurse des Instituts für Elternbildung und Mediation nennen.
Finanziell teilen sich die Mechernich-Stiftung und der Kinderschutzbund Mechernich die Kosten, die nicht von den Teilnehmergebühren (20 Euro Kursgebühr für zehn Treffen) gedeckt sind. Bei der offiziellen Vorstellung des Programms “Starke Eltern – starke Kinder” vertraten die Eheleute Inge und Walter Eich jetzt die Mechernich-Stiftung sowie Christa Hufschlag und Ingrid Russek-Dohle den Kinderschutzbund. Auch Ordnungsamtschef Hans-Peter Kern, Verhaltenstrainerin Marina Schapiro und die engagierte Caritas-Streetworkerin Helena Schneider waren mit von der Partie.
Christa Hufschlag will nach dem Pilotkursus “Feedback sammeln”, um Schlüsse für das weitere Vorgehen in Sachen Integration ziehen zu können. Walter Eich setzte sich für eine konsequente Nachbetreuung jener Eltern ein, die jetzt bei Marina Schapiro effektive Erziehung im westlichen Kontext üben. Auch für die Finanzierung einer brauchbaren Begleitung über die Kursdauer hinaus stelle die Mechernich-Stiftung Mittel in Aussicht.
“Starke Eltern – starke Kinder” ist eine konsequente Fortsetzung anderer Integrationsprogramme, mit denen sich die Stadt Mechernich seit Jahren um die Eingliederung speziell der russisch sprechenden Deutschen bemüht. Spezielle Sportangebote für junge Leute in der Roggendorfer Turnhalle haben sich bereits bewährt. Hier bekommt die Stadt Unterstützung vom Landessportbund NRW. Auch die “aufsuchende Hilfe” durch Helena Schneider von der Caritas und der Förderunterricht des pensionierten Lehrers Peter Kremer für Kinder mit Migrationshintergrund an der Hauptschule Mechernich haben sich sehr bewährt.
Beruhigung im Bereich
Turmhofstraße/Nyonsplatz
Wenngleich Ordnungsamtsleiter Hans-Peter Kern von einer signifikanten Beruhigung der Situation unter den und mit den russisch sprechenden Mitbürgern spricht, so hat sich die Lage doch noch nicht ganz so entwickelt, wie die Stadt es gerne hätte. So gibt es nach wie vor “Open-Air-Aktivitäten” im Bereich Nyonsplatz/Turmhofstraße, die aus ordnungsbehördlicher Sicht nicht eben wünschenswert sind. Verursacher sind aber keineswegs nur Menschen einer ethnischen Herkunft. Auch der Gettobildung russisch sprechender Mitbürger in der Hardt will die Stadt nach Möglichkeit im Rahmen der “aufsuchenden Hilfe” begegnen.
Peter Kern: “Das Ziel von Integration ist ja, dass die Leute nicht mehr wegen bestimmter soziologischer Besonderheiten auffallen.” Die Integrationsbemühungen der Stadt Mechernich hätten zum Ziel, das Vertrauen der Menschen in die Gesellschaft als Ganze zu stärken. Allerdings seien die Erfolge bei den ursprünglich russisch sprechenden Mechernicher Mitbürgern besser und spürbarer als bei anderen ethnischen Gruppen. Besonders schwerfällig kämen die Integrationsbemühungen bei Türken und Libanesen in der Stadt Mechernich voran.
Integration bei Türken und
Libanesen schwieriger
Viele Probleme seien aber hausgemacht – die Eltern erzögen ihre Kinder so, wie sie selbst erzogen worden seien. Die Generationen redeten und handelten so völlig aneinander vorbei. Eine entsprechende Kommunikation einzuüben, sei das Ziel der Kurse “Starke Eltern – starke Kinder”. Russisch sprechende Eltern nähmen solche Angebote an – bei den orientalischen Menschen sei das schwierig: “Integration geht da oft gar nicht, weil alles in der Familie geregelt wird, und was die Familie nicht regelt, das regelt der Imman!”
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

04.05.2009