Sicher durch den Alltag
„Rollator-Tag“ fand erstmals in der Mechernicher „St. Barbara-Schule“ statt – Über ein Dutzend Senioren übten sich theoretisch und praktisch an ihren bereiften Gehhilfen – Organisiert von Polizei, KVW und mehr – Auch Vertreter aus Politik und Verwaltung wollten „wichtiges Projekt“ unterstützen
Mechernich – „Mir sind in der Vergangenheit öfter Leute mit Rollatoren in der Stadt aufgefallen, die als Verkehrsteilnehmer noch sehr unsicher gewirkt haben. Und das ist auch verständlich, denn schon Bordsteine, Treppenstufen oder beispielsweise Buseinstiege können ohne Training schnell mal zur großen Hürde, wenn nicht sogar zur Gefahr werden“, erklärte Günther Schulz, Ortsbürgermeister des Mechernicher Kernortes in der „St. Barbara-Schule“. Hier hatte er den ersten Mechernicher „Rollatortag“ zusammen mit der Kreisverkehrswacht Euskirchen (KVW), dem Verkehrsunfallpräventions-Team der Kreispolizeibehörde Euskirchen und der Mechernicher Stadtverwaltung ins Leben gerufen.
Er führte aus: „Diese Mischung aus Sicherheitstraining und Technik-Check der Rollatoren ist da eine wirksame Hilfe.“ Der Einladung folgten über ein Dutzend Senioren, von denen die Meisten während des Vormittags so manchen „Aha-Moment“ erfuhren, als sie den Ausführungen und Praxisbeispielen von Dozentin Cornelia Brotesser (KVW) folgten, für die die Alltagshelfer schon seit vielen Jahren eine „Leidenschaft“ darstellen.
„Tücken im System“ erkennen
Entgehen ließen sich diese Mechernicher Premiere auch Detlef Seif MdB, Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, Dezernent und Stadtkämmerer Ralf Claßen sowie Leo Wolter, der Stellvertreter der Euskirchener Landrates Markus Ramers, nicht. Als weiterer Vertreter der KVW war darüber hinaus Friedhelm Heß mit von der Partie.
Michael Sander und Samuel Augustin vertraten die „Rehacenter Dr. Wehner GmbH“ und checkten zum einen mitgebrachte Rollatoren auf ihre Verkehrstüchtigkeit, stellten zum anderen aber auch verschiedene Modelle, sei es Alu, Carbon, mit großen oder mit kleinen Reifen, und ihre Wirkungsweise vor. So hatten sie auch einen elektrischen Rollstuhl und ein Elektromobil für Senioren im Gepäck.
Ein Team des Mechernicher Rotkreuz-Kreisverbandes um den Vorsitzenden Sascha Suijkerland war vor Ort, um im Falle von Stürzen oder ähnlichem schnell Hilfe leisten zu können. Für Suijkerland sei der „Rollator-Tag“ eine sinnvolle Aktion, um „Tücken im System“ besser erkennen zu können und gerade für die Zukunft gemeinsam daraus zu lernen. „Wir werden schließlich alle nicht jünger“, so der Vorsitzende.
Für das Team der Polizei-Verkehrsunfallprävention NRW waren die Polizeihauptkommissarinnen Anke Weber und Lydia Hüpgen, Polizeihauptkommissar Jörg Meyer, Polizeioberkommissarin Julia Braun und die Fachoberschülerin Amelie Nicot mit von der Partie. Letztere macht ihr Fachabitur an einem Berufskolleg und kann nach dessen Abschluss entscheiden, ob sie bei der Polizei bleiben möchte.
Übung macht den Meister
Nach einer Eröffnungsrede durch Günther Schulz und Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick begann die Lehrstunde auch schon. Zunächst thematisierte Cornelia Brotesser die richtige Haltung am Rollator, also beispielsweise die Beine zwischen den Hinterreifen zu positionieren und auf die richtige Schulterhöhe beim Schieben zu achten. Aber auch richtiges Hinsetzen und Aufstehen sowie weitere Sicherheitshinweise zu den Geräten standen auf der Tagesordnung.
Dann ging es auch direkt in den praktischen Teil über: Ein aufgebautes Hilfsgerät stand stellvertretend für einen Bordstein, den die Senioren mithilfe der Dozentin erklommen und auch wieder hinabstiegen. Ein Slalom-Parcours stellte die Manövrierfähigkeit der Teilnehmer auf die Probe, auch wenn der Verkehr zwischenzeitlich aufgrund von ungeklärten Vorfahrtsverhältnissen stockte. Doch Polizeihauptkommissarin Lydia Hüpgen war schnell mit einem Schmunzeln zur Stelle und sorgte für einen weiterhin reibungslosen Verkehrsfluss. Und sogar ein ganzer Bus, hergesteuert von Peggy Rüth, den die Firma „Schäfer Reisen“ netterweise zur Verfügung gestellt hatte, stand vor der Tür um den richtigen Ein- und Ausstieg im ÖPNV zu trainieren.
„Mobilität bis ins hohe Alter“
Michael Sander vom „Rehacenter Wehner“ erklärte derweil, dass Krankenkassen viele Kosten dieser „Hilfsmittel zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben“ mittragen würden und klärte auch über die Besonderheiten meist gemieteter Scooter für Senioren auf. Er erklärte gegenüber der Agentur ProfiPress, dass die Idee des „Rollatortages“ im Vorfeld von Günther Schulz an sie herangetragen worden sei. „Wir sehen dies als wichtige Maßnahme an, die wir mit unserem Fachwissen gerne unterstützen“, so Sander. Ganz wichtig: Unternehmen wie ihres könne nur die Gewähr für selbst verkaufte Rollatoren und Ähnliches übernehmen. Deshalb riet er strikt vom Onlinekauf der Hilfsmittel ab.
Für Detlef Seif MdB ist der Rollator ebenso ein Fahrzeug, „das man erst einmal beherrschen muss.“ Man dürfe Senioren damit „nicht alleine lassen“ und ihnen so die „Möglichkeit für Mobilität und Selbständigkeit bis ins hohe Alter“ gewährleisten. Aber auch gerade der Sicherheitsaspekt spiele hier eine große Rolle.
Bürgermeister Dr. Schick dankte in seiner Eröffnungsrede vor allem den zahlreichen Veranstaltern und Helfern für ihren Einsatz. Er selbst wisse von seiner eigenen Mutter nur zu gut, wie wichtig ein Rollator im Alltag sein könne, um sich vielleicht auch „einfach mal an den Bürgersteig setzen zu können und Konversation zu pflegen.“ Er sei besonders froh, dass das Angebot angenommen werde und die Teilnehmer so auch eine „Vorbildfunktion“ für Andere darstellten. Auch der extra verliehene Prüf-Aufkleber von Polizei und KVW, den man an diesem Tag verdienen konnte, sei für ihn eine schöne Idee.
„Baustein für eine sicherere Zukunft“
Aufgeklärt wurde im Gesamtpaket auch über mögliche Diebstähle der Rollatoren, Rollstühle und Scooter, denn sie gelten als kostbares Diebesgut. Um auch des Nachts sicherer unterwegs sein zu können, verteilte man darüber hinaus Warnwesten, Reflektionsarmbänder und dergleichen an die Senioren.
KVW-Kassierer Friedhelm Heß erklärte, dass sich sein Verein nicht nur in Kindergärten und Schulen für mehr Sicherheit einsetze, beispielsweise mit dem „Radaktionstag“, sondern eben auch die älteren Menschen in der Gesellschaft gerne mit Aktionen wie dieser unterstütze. Über den Tag rund um den Drahtesel sei auch der Kontakt zu Günther Schulz entstanden.
Auch Heß habe an diesem Tag noch viel gelernt: „Zwar ist es noch immer recht schwierig die Leute dazu zu bringen, Hilfe dabei anzunehmen, doch das hat sich in den vergangenen Jahren schon spürbar gebessert. Wir sind sehr froh über unsere Kooperation mit der Polizei und dass sich auch noch viele weitere Menschen, Institutionen und Firmen dabei beteiligen, einen Baustein Aufklärung und eine sicherere Zukunft zu legen.“
Für Ortsbürgermeister Günther Schulz steht dieser ebenso im Vordergrund, daher werde der erste Rollator-Tag wohl auch „nicht der Letze sein“. Er sei zufrieden mit der Arbeit der anderen Organisatoren und habe selbst an diesem Tag noch viel lernen können. Für die nächsten Jahre hoffe er, die Erkenntnisse noch mit vielen weiteren Teilnehmern teilen zu können.
pp/Agentur ProfiPress