Sechs Jahrzehnte an Kölner Bühnen
Viele Kunstinteressierte besuchten Vernissage zu Ausstellung „Theater, Theater“ des Mechernicher Künstlers Franz Kruse in der Rathausgalerie – Kultur-Geschichte aus erster Hand – Lesung mit Opernsänger Ulrich Hielscher – Lustige Geschichten und Rückblicke auf eine lange gemeinsame Zeit
Mechernich/Köln – Rund 60 Jahre Erfahrung kann der Mechernicher Künstler und Bühnenbildner Franz Kruse in seinem Metier vorweisen. Anfang der 70er-Jahre lernte er den Kammersänger Ulrich Hielscher kennen, der 1965 sein Debüt gab und als Bass-Solist in fast allen großen Haupt- und Mittelpunktrollen seines Fachs glänzen konnte. So zum Beispiel als Figaro, Leporello, Don Alfonso, Osmin, Sarastro, Dulcamara, Don Magnifico, Ochs, Rocco, Mephisto, Don Quichotte und vielen mehr. Zusammen gestalteten sie zahlreiche Oper-Aufführungen in Köln – vor und hinter der großen Bühne – und wurden Freunde.
Gefeiert wurde ihre lange gemeinsame Zeit nun mit einer großen Vernissage in der Mechernicher Rathausgalerie. „Theater, Theater“ lautet der Name der Ausstellung, die nun das Erdgeschoss ziert. Anhand vieler Originalzeichnungen von Kostümen, Schauspielern und Requisiten kann man so die Schaffenskraft von Kruse, Hielscher und weiterer namhafter Künstler nachvollziehen, die im Laufe der vergangenen sechzig Jahre an Kölner Bühnen gewirkt haben.
Entsprechend groß war der Andrang an diesem Abend. Mit von der Partie waren der Mechernicher Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, seine Bad Münstereifeler Kollegin Sabine Preiser-Marian, Ralf Claßen, Stadtkämmerer und Vorsitzender der Mechernich Stiftung, Ela Rübenach und weitere Mitglieder der „einheimischen Künstler“, die Radio-Moderatorin Katia Franke sowie der stellvertretende Bürgermeister Günter Kornell und viele Kunstinteressierte. Junge Mitglieder der GdG St. Barbara Mechernich sorgten indes für die Bewirtung der Anwesenden.
Erinnerungen aus 60 Jahren
Schon zum 43. Mal hatte man sich auf Einladung von Kruse und Dr. Schick im Verwaltungssitz eingefunden, um in lockerer Atmosphäre und bei kühlen Getränken die Kunstwerke auf sich wirken zu lassen. Denn: „Kunst wischt den Staub des Alltags von der Seele“, zitierte der Bürgermeister den berühmten Künstler Pablo Picasso. Er dankte Franz Kruse und Ulrich Hielscher, auf dessen Lesung aus seinem Buch „Gelebte Opernwelt in Versen vorgestellt“ er sich besonders freute. Das Werk gab es an diesem Abend sogar kostenlos zum Mitnehmen, wer wollte konnte im Gegenzug an die gemeinnützige Mechernich-Stiftung spenden.
Auch Kruse freute sich über den großen Andrang und hob so manche Gemeinsamkeit zwischen ihm und Hielscher hervor. Er selbst habe in seinem Leben mit vielen Menschen gearbeitet, die sich „auf der ganzen Welt herumgetrieben“ hätten, aber immer wieder nach Köln gekommen waren. Auch erinnerte er sich an viele Herausforderungen, zum Beispiel wie er „Leichenhaufen“ mit darauf hüpfenden Geiern gestaltete. Oder 50 Tauben, die auf einmal in die Lüfte aufsteigen sollten, und welcher Aufwand und Kreativität nötig war, um dies in beeindruckenden Vorstellungen umsetzen zu können.
„Theater ist nie eines Künstlers Werk, sondern immer das Produkt vieler kreativer Geister“, sagte er dem Mechernicher Bürgerbrief im Vorfeld: „Insofern ist Theater ein Traumberuf, mein Traumjob…“
Verschiedenste Künstler
Die Ausstellung zeigte auch Werke anderer Künstler, darunter John Gunter, ein verstorbener Bühnen- und Kostümbildner, an den sich Kruse noch gerne erinnerte. „Er trank sehr gerne Kölsch“ – wenn er nicht gerade in den großen Londoner oder New Yorker Opernhäusern arbeitete. Weitere Namen sind Achim Freyer, der 2022 mit dem Deutschen Filmpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, Reinhard Heinrich, Katrin Kegler, Jan Lenica, Jan Skalicky und Jörg Zimmermann.
Schließlich las Ulrich Hielscher im eigens mit einer Leinwand ausgestatteten Trauzimmer aus seinem literarischen Werk, womit er auch in Schulen zu Gast ist. Ein Auszug sorgte dabei für besonders gute Stimmung. Als er 1974 in der Oper „Der Barbier von Sevilla“ sang, spielte parallel Deutschland gegen Schweden in der Fußball-WM. Da dachte er sich, warum nicht den Text ändern und mitten im Stück nach dem Spielstand fragen. „4:2“ schallte es zurück, das Publikum war begeistert, das Spiel gewonnen und auch in der Tagespresse fand die Aktion positiven Anklang.
Besondere Anekdoten
Darüber hinaus zeigte er zwei Videos aus seiner langen Karriere. Zu einer Arie aus Wolfgang Amadeus Mozarts „Don Giovanni“ entfaltete er darin ein Leporello, in mühevoller Arbeit hergestellt und in Wildleder gebunden von Franz Kruse.
Auch einen humorvollen Corona-Comic, den Hielscher selbst zu diesem umgeschrieben und in aufwändiger Kostümierung zum Besten gegeben hatte oder die lustige Geschichte über einen Bühnenaufzug, der auf halber Strecke einfach stehen blieb und somit eine aufwendige Klettereinlage in hohen Schuhen nach sich zog begeisterten die Anwesenden, die Hielschers Worten gespannt lauschten.
Theater- und Kunstinteressierte können sich die Ausstellung noch bis Ende April kostenlos in der Mechernicher Rathausgalerie anschauen. Wer weitere Anekdoten aus dem Leben Ulrich Hielschers an Kölner Bühnen erfahren möchte, hat die Möglichkeit das Buch „Gelebte Opernwelt in Versen vorgestellt“ (ISBN 300017513X) bei verschiedenen Online-Portalen oder Händlern zu bestellen.
pp/Agentur ProfiPress