Schreiner hinterlässt Spuren
Lessenich feierte Hubert Geusens 95. Geburtstag – Ortsbürgermeister Marco Kaudel: „Ein Familienmensch mit Herz und Hand für das ganze Dorf“
Mechernich-Lessenich – Mit Hubert Geusen (95) ehrte Ortsbürgermeister Marco Kaudel jetzt einen äußerst engagierten Vereinsmann und Mitbürger, der sich ums Dorf und die Gemeinschaft verdient gemacht hat. Zur Gratulationscour brachte der „Sheriff“ zur Überraschung des Geburtstagskindes die Dorfvereine mit, angeführt vom Musikverein 1928 Lessenich e.V.
Der gesellige Veteran freute sich über die Maßen, und drehte sogar ein Ehrentänzchen auf der Straße. Denn gefeiert wurde zwar ausgelassen, aber wegen Corona unter allen möglichen Sicherheitsvorkehrungen unter freiem Himmel. Ortsbürgermeister Kaudel bedankte sich für Geusens vielfältiges Engagement für die Kirche, den Dorfgemeinschaftraum, den Musikverein und das Allgemeinwohl von Lessenich.
Der 95-Jährige war am 7. Juni 1926 in Lessenich als vierter und jüngster Sohn des Schumachers Heinrich Geusen und seiner Frau Anna Regh geboren worden. Nach einer Schreinerlehre und amerikanischer Gefangenschaft in Frankreich heiratete er am 1. Mai 1954 Änni Bünder und zog in das Haus seines Schwiegervaters Jakob Bünder, damals Gemeindediener des Amtes Satzvey.
Wie sein Sohn Heinz Geusen und Ortsvorsteher Kaudel für diesen Bericht im Mechernicher „Bürgerbrief“ recherchierten, baute Hubert Geusen das Schwieger-elterliche Haus um und aus – so dass mit der Zeit genügend Platz für sechs Kinder entstand. Möbel, Fenster, Türen, Böden – alles wurde selbst gemacht, später dann auch in den Häusern seiner Kinder.
Ruhige, humorvolle Art
„In seinem langen Berufsleben konnte er an vielen unterschiedlichen Arbeitsstellen seine handwerklichen Fertigkeiten entwickeln und mit seiner ruhigen, humorvollen Art viele Freunde gewinnen“, heißt es in dem Bericht: „In und um Lessenich herum kann man überall seine Spuren erkennen.“
Neben seiner Familie engagierte sich Hubert Geusen regelmäßig für das Gemeinwohl. Er schnitt, hobelte und lackierte über viele Jahre hinweg die Sitz- und Rückenbretter einer großen Anzahl an Dorfbänken, um diese zu erhalten oder zu erneuern. Die größten Werke kann man jedoch in der Lessenicher St.-Stephanuskirche oder im Dorfgemeinschaftsraum am Waldorfkindergarten bewundern.
Im Dorfgemeinschaftsraum hat Geusen zu seiner aktiven Zeit sämtliche Möbel und Einbauten angefertigt. Sei es ein Schrank, der dem Musikverein bis heute Platz für Instrumente und Noten bietet, einen Zwischenboden für die Lagerung der Stühle oder im Außenbereich ein Aufgang zur Festwiese.
Auch in der örtlichen Pfarrkirche findet man eine ganze Reihe von ihm hergestellter und reparierter Dinge: Vitrine, Regalständer, Kniebänke und vieles mehr, auch die Krippe weist seine Spuren auf. Die Maschinen in seiner kleinen Werkstatt standen kaum still, hier mal ein Schrank, dort eine Bank oder ein Brett zuschneiden und abhobeln für die Nachbarschaft oder ein Ritterschild für eines seiner neun Enkelkinder.
Seit kurzem ist der siebenfache Uropa ältester Einwohner von Lessenich – nachdem sein zwei Jahre älterer Nachbar Hubert Meurer („Schneggesch Huppet“) ins Altersheim gezogen ist. Auch als Dorfältester macht Hubert Geusen noch jeden Tag seine Hausaufgaben: Zeitung lesen, knifflige Sudokus lösen, Kachelofen anfeuern, Kartoffeln schälen und regelmäßig mit seinen Kindern und Enkeln telefonieren. Marco Kaudel: „Er ist nämlich die Informationszentrale der Familie.“ Am wichtigsten ist ihm der tägliche Gang zum Grab seiner 2018 verstorbenen Frau Änni.
Gerne erzählt er von früher, vom Leben im Dorf, auch vom Krieg und aus der Kriegsgefangenschaft. Noch immer spielt er gerne Skat und freut sich, wenn sich die Familie nach Corona endlich wieder zu den traditionellen Festen treffen kann.
pp/Agentur ProfiPress