Rotes Kreuz und Reservisten Hand in Hand
Die von Holger Witzsche initiierte Aufarbeitung von Soldatengräbern im Stadtgebiet Mechernich wurde auf der Kriegsruhestätte des Friedhofs an der Alten Kirche fortgesetzt
Mechernich – Mit vereinten Kräften haben Mitglieder der Reservistenkameradschaft Mechernich und des Rotkreuz-Ortsvereins Mechernich jetzt Kriegsgräber auf dem Friedhof an der Alten Kirche instandgesetzt.
Ihren Auftakt hatte die Aufarbeitung von Ruhestätten von Kriegsopfern im Stadtgebiet Mechernich bereits im Frühjahr in Antweiler genommen, wo unter der Leitung von Oberstabsfeldwebel a. D. Holger Witzsche Kriegsgräber des russischen Kriegsgefangenen Nikolai Tschernow (+ 1943) und der zehn zaristischen Soldaten Sergej Afanikin, Iwan Tustschenko, Alex Sokin, Peter Iwanof, Ignatz Tutschko, Semion Astaschin, Nikolai Luschin, Pegassi Suworow, Akim Kim und Teodor Tschalkow aus dem Ersten Weltkrieg aufgearbeitet worden waren.

In Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Mechernich, die Material zur Verfügung stellte, wurden Blumen gepflanzt, die Gräber gereinigt und die Randbefestigungen erneuert. Jetzt wurden die Arbeiten zusammen mit dem Roten Kreuz an der zentralen Kriegsgräbergedenkstätte in Mechernich fortgesetzt – und das in deutlich größerem Umfang.
„Erinnerungskultur“
„Kriegsgräberfürsorge ist gelebte Erinnerungskultur“, sagte Holger Witzsche dem Mechernicher „Bürgerbrief“. Der pensionierte Oberstabsfeldwebel, der lange beim Luftwaffenversorgungsregiment und seinen Nachfolgeeinheiten in Mechernich und Köln-Wahn stationiert war, recherchiert seit Jahren in Zusammenarbeit mit dem Mechernicher Friedhofsamt letzte Ruhestätten von Militärangehörigen im Stadtgebiet.
Die Arbeiten, die am 18. Oktober auf dem Friedhof an der Alten Kirche begannen und vermutlich noch einige Tage in Anspruch nehmen werden, seien umfangreich vorbereitet worden und verlangten eine enge Abstimmung aller Beteiligten, schreibt Dr. Ralf Heming, der Vorsitzende der Reservisten von Mechernich und Bad Münstereifel.

Die örtliche Rotkreuz-Bereitschaft unter der Leitung von Sascha Suijkerland rückte ebenfalls mit zahlreichen Helfern und schwerem Gerät an – inklusive Lkw und Anhänger. Auch die Stadt Mechernich unterstützte die Aktion wieder tatkräftig.
Der Bauhof stellte Material wie Hochdruckreiniger, Wasserfässer und Kabeltrommeln zur Verfügung, das Grünflächenamt hatte bereits im Vorfeld Freischneidearbeiten durchgeführt. Fachkundige Hilfe kam außerdem vom Mechernicher Steinmetzbetrieb Markus und Michael Simons, der spezielle Reinigungsmittel und seine Expertise beisteuerte.
Gemeinsam wurden Wege abgestochen, Freiflächen vom Moos befreit und rund die Hälfte der Grabsteine gereinigt. Die Zuwegung zu den Gräbern und zur Leichenhalle ist inzwischen fast vollständig gesäubert, der Hang zwischen Ehrenmal und Halle überarbeitet. Dabei wurde ein alter Plattenweg wieder freigelegt, der vermutlich zwei Jahrzehnte lang unter Bewuchs verborgen war. Abschließend wurden alle Kreuze mit einer Speziallösung gegen Moos und Flechten behandelt.

„Es war eine ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen dem Roten Kreuz und der Reservistenkameradschaft“, freute sich Holger Witzsche am Ende des Einsatztages. Besonders die Mischung aus erfahrenen Reservisten und jungen DRK-Mitgliedern sei ein tolles Signal: „Diese generationsübergreifende Zusammenarbeit ist ein Zeichen dafür, dass die Erinnerung an die Opfer von Krieg und Gewalt weiterlebt.“
„Mehr als ein Ritual“
Auch Dr. Ralf Heming, der Vorsitzende der an die hundert Mitglieder zählenden Reservistenkameradschaft Bad Münstereifel/Mechernich, zeigte sich beeindruckt vom Engagement der Beteiligten und dankte dem Roten Kreuz, der Stadtverwaltung Mechernich und dem Steinmetzunternehmen Simons für die Unterstützung. Für die kommenden Monate seien weitere Maßnahmen geplant – etwa der Abriss beschädigter Umrandungen, Neupflanzungen von Bäumen und eine neue gemauerte Einfassung der Gedenkstätte.
Heming: „Die Pflege und Instandsetzung von Kriegsgräberstätten ist mehr als ein Ritual. Sie ist eine Verpflichtung aus der Geschichte, die uns mahnt, den Frieden zu bewahren.“ Gerade in Zeiten, in denen die letzten Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs verschwänden und in Europa erneut Krieg herrsche, sei es wichtig, die Erinnerung wachzuhalten. „Hinter jedem Kreuz steht ein menschliches Schicksal – ein Verlust, der uns daran erinnert, wie zerbrechlich Leben und Frieden sind.“
pp/Agentur ProfiPress