Mal sehen, wie und wo sie stehen…
Pfarrer Erik Pühringer konzipiert und arrangiert in der Mechernicher Pfarrkirche seit Jahren nicht hergebrachte Krippenbilder mit beweglichen Figuren
Mechernich – Silvester nach dem Jahresabschlussgottessdienst hat Pfarrer Erik Pühringer – wieder einmal – die Altarraum-breite Krippe umgebaut und die Figuren anders, das heißt provokativ, zum Nachdenken anregend, arrangiert. Seit der heiligen Nacht hielt Josef den Jesusknaben in seinen Armen, während die ermattete Gottesmutter nach der Geburt im höhlenartigen Stall erst einmal daniederlag.
Oder, je nach Sichtweise und Inspiration, sich uns, ihren anderen Kindern zuwenden… Jetzt hat Pühringer die kleine bewegliche Puppe, die Jesus darstellt, seiner Mutter zurück auf den Schoß und beide zurück in die Krippe gesetzt.
Der Blondgelockte schaut auf den Esel zu seiner Rechten, nichs ins Volk, das am Sonntag reichlich anwesend war, um die sich wandelnde Szenerie in der neuen Kirche zu bewundern.
„Es wird nicht an Beschwerden fehlen“, sagt Erik Pühringer aus Erfahrung: „Manche werden sich ärgern, dass Jesus nicht sie anschaut, sondern den Esel!“ Aber das habe Symbolik: Rechts am Bildrand lässt der Pfarrer und GdG-Leiter bereits unterhalb der Alten Kirche von Mechernich bereits Kaspar, Melchior und Balthasar sich nähern.
Auf der Hut, vor der Flucht
Der Besuch der Weisen aus dem Morgenland steht am kommenden Wochenende bevor, aber dann heißt es schon bald für Maria, Josef und das Jesuskind, den Esel zu satteln und nach Ägypten zu fliehen. Als ob er das Drama schon ahnt, schaut Jesus in Pühringers Krippe den Esel auf dem er fliehen wird, seit Neujahr an. Und das Tier guckt aufs Kind…
Der Kleriker und Krippenbauer, der sich bei der Ausführung seiner Ideen von Sakristan Marco Sistig und Hausmeister Mario Fuß helfen lässt, entscheidet intuitiv und spontan, wer wo zu stehen kommt, wenn er seine Figuren um-arrangiert.
So verwandelt sich ein einfacher Hirte an Sylvester durch eine orange Stola und eine Kopfbedeckung flugs in einen vornehmen Bürger Betlehems, der den Königen entgegeneilen wird, um ihnen den Weg zu zeigen.
Rechts über Maria und Josef, Hirten und Schafe, Ochs und Esel erstrecken sich Bruchsteinmauer, Turm und Schiff der Alten Kirche auf dem Johannesberg. Ein Werk von Erich Fischer aus den 70er Jahren, das Erik Pühringer integriert hat.
Haltung durch Flügelschrauben
Pühringers Gestaltungswille kommt es sehr entgegen, dass die neue Kirche über voll bewegungsfähige, im wahrsten Sinne des Wortes „gelenkige“ Figuren verfügt: „So kann ich sie in fast allen Bewegungen und Posen täuschend echt aufstellen!“ An Knien, Fuß- und Hüftgelenken gibt es Flügelschrauben zum Feststellen.
Auch der Verkündigungsengel schwebt nicht mehr im übertragenen Sinne über den Tatsachen, er ist auf Moosteppich zurückgekehrt. Über der Höhle aber ist der Stern aufgegangen, dem die eingangs erwähnten Weisen gefolgt sind.
„Doch sehen wir auch die Last, die auf diesem Kind liegt? Er ist der Retter, der Erlöser, der Messias, auf ihm ruht die Hoffnung ganzer Generationen auf ein befreites Leben“, fragt sich Pfarrer Pühringer, während er Jesus und das hochheilige Paar in eine neue Position bringt….
pp/Agentur ProfiPress