Aktuelles

ProfiPress

Agentur für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, journalistische und redaktionelle Dienstleistungen.

Nachrichten

Redakteure begehren auf

Redakteure begehren auf
Streik auch vor Ort in Euskirchen: Die Qualität der Zeitung steht auf dem Spiel – Journalisten sollen mehr arbeiten und dafür weniger Gehalt, weniger Altersversorgung und weniger Urlaub bekommen
Euskirchen/Mechernich – Normalerweise sind sie es, die über Streiks und Demonstrationen berichten, damit die Welt erfährt, worüber sich Zeitgenossen empören. Wenn Journalisten – Redakteure, Volontäre und Freie Mitarbeiter – selbst auf die Straße gehen, um gegen Tarifverschlechterungen in ihrem Metier aufzubegehren, dann haben sie es relativ schwer, für Öffentlichkeit zu sorgen.
Denn es geht ja gegen ihre Arbeitgeber, die Zeitungshäuser und Verlage, die die Medien herausgeben, für die Journalisten arbeiten. Diese Tatsache schreckte knapp 50 Redakteurinnen und Redakteure, Fotografen und Freie Mitarbeiter nicht davon ab, heute in Euskirchen für die Zukunft ihres Berufes und eine anständige Bezahlung auf die Straße zu gehen.
Mit Transparenten, Tafeln und mit Trillerpfeifen und Megaphon zogen die Redakteure von Express, Kölnischer und Bonner Rundschau, Kölner Stadt-Anzeiger und Bonner Generalanzeiger vom Euskirchener Bahnhof bis zum Alten Markt, nicht ohne zwischendurch den örtlichen Lokalredaktionen von Rundschau und Stadt-Anzeiger ihren Besuch abzustatten.
Der Grund des journalistischen Unmuts gegen ihre Verlage: Bund Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und Journalisten verhandeln derzeit über einen neuen Tarifvertrag. Den Redakteuren an Tageszeitungen drohen dabei massive Verschlechterungen, so unter anderem der Fortfall des Urlaubsgeldes.
Jungredakteure, das ist noch schlimmer, sollen künftig 25 Prozent weniger bekommen als heute. Bernd Zimmermann: “Was dazu führen kann, dass sich wirklich gute Leute von dem mageren Gehalt abschrecken lassen und dem Journalismus absagen.” Mit anderen Worten: Die Qualität des Journalismus und damit die Qualität der Zeitung steht auf dem Spiel.
Tageszeitungsredakteure sind Allrounder, die mit Kamera und Laptop gleichermaßen umgehen können, die redigieren, layouten, koordinieren, Freie Mitarbeiter führen und nebenbei auch noch presserechtliche Verantwortung übernehmen. Bernd Zimmermann: “Die berühmte eierlegende Wollmilchsau.”
Dafür sollen ihnen nicht nur die Bezüge gekürzt werden, so die Streikenden. Auch weniger Urlaub, noch mehr Arbeit und weniger Zuschüsse zur Altersversorgung stehen zur Diskussion. In Euskirchen kamen knapp 50 Redakteure der Zeitungsgruppe Köln (Kölner Stadt-Anzeiger, Kölnische Rundschau und Express) und des Bonner Generalanzeigers zum Streik zusammen.
Sie zogen unter Polizeibegleitung von Bahnhof zur Rundschau-Lokalredaktion in der Wilhelmstraße, wo sie Gesänge anstimmten: “Kommt raus, wenn Ihr Kollegen seid”. Ramona Hammes, Rita Krämer und Redaktionsleiter Christoph Heup kamen nicht nur heraus, sie trugen auch Tabletts mit belegten Brötchen für die streikenden Kollegen auf.
Auch die meisten Passanten reagierten mit Verständnis und Solidarität, berichteten die Redakteure Manfred Metz und Bernd Kehren. Die Lokalredaktion des Kölner Stadt-Anzeiger wurde nach einem Abstecher zum Alten Markt kurzerhand “streikbesetzt”. Auch dort appellierten die Streikenden – allen voran KStA-Wirtschaftsredakteur Willi Feldgen – an die Solidarität der Kollegen.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

02.08.2011