Männer mit Verlässlichkeit
Feuerwehren des Kreises verabschiedeten Udo Crespin und Walter Wolff – Im Mercedes-Oldtimer zum „Come Together“ in Vogelsang – Landrat Rosenke: „Visionäre mit Gestaltungswillen“ – Hohe Auszeichnungen von Land und Bezirksregierung
Kreis Euskirchen/Vogelsang – Großer Bahnhof für den ehemaligen Kreisbrandmeister Udo Crespin und dessen ebenfalls aus dem Amt geschiedenen Stellvertreter Walter Wolff bei einem „Come Together“ des Kreisfeuerwehrverbandes Euskirchen in Vogelsang: Und auch die Anwesenheit des Inspekteurs der Feuerwehren NRW, Helmut Probst, sowie des Bezirksbrandmeisters Heinz-Peter Brandenberg ließen erahnen, dass es dazu einen wichtigen Anlass gab.
Die Spitzen der Feuerwehren in NRW und des Regierungsbezirks Köln waren nach Vogelsang gekommen, um sich bei Udo Crespin und Walter Wolff zu bedanken und um ihnen hohe Auszeichnungen zu überreichen. Ende April waren die beiden Kreis-Feuerwehrchefs aus Altersgründen aus ihren Funktionen ausgeschieden. Beim „Come Together“ im Panorama-Saal in Vogelsang verabschiedete der Kreisfeuerwehrverband (KFV) jetzt die beiden Urgesteine.
„Die Enkelin Emelie ist künftig meine neue Einsatzstelle“, verriet der ehemalige Kreisbrandmeister und Oberbrandrat Udo Crespin nach der offiziellen Verabschiedung. Enkelin Emelie und sein zweiter Enkel Maximilian können sich also in Zukunft über die Aufmerksamkeit von „Opa Udo“ freuen. Und auch Marlies Crespin und Birgit Wolff, die Ehefrauen der verabschiedeten Feuerwehr-Chefs, werden diese künftig öfter zu Hause erleben.
Udo Crespin und Walter Wolff waren Ende April aus ihren Ämtern ausgeschieden. Wegen der Corona-Pandemie fiel die für den 26. April geplante offizielle Verabschiedungsfeier ins Wasser. Doch so ganz lautlos wollte der Kreisfeuerwehrverband mit dem neuen Kreisbrandmeister Peter Jonas und den Stellvertretern Johannes Gebertz und Harald Heinen die beiden Urgesteine nicht gehen lassen. Deshalb hatten sie zu einem Come Together unter Corona-Bedingungen nach Vogelsang eingeladen.
Mit Eskorte nach Vogelsang
Die neue Kreisbrandmeister-Spitze hatte sich mit den Organisatoren Alexander Rheindorf und Jörg Hahn mächtig ins Zeug geworfen, um Crespin und Wolff trotz der Corona-Einschränkungen eine würdige und angemessene Abschiedsfeier zu bescheren. Die beiden völlig Ahnungslosen und deren Ehefrauen wurden morgens an ihren Wohnanschriften in Euskirchen und Schmidtheim angeholt und zum Kreisbrandschutzzentrum nach Schleiden gebracht.
Dort standen zu ihrer Überraschung ein 67 Jahre alter Mercedes-Oldtimer, ein DRK-Einsatz-Oldtimer sowie eine Motorradstaffel parat. Crespin und Wolff wurden dann im Mercedes-Oldtimer und die Ehefrauen im historischen DRK-Einsatzfahrzeug nach Vogelsang gebracht. Der Kolonne voran tuckerten ein uralter roter Kabinenroller sowie eine Motorrad-Eskorte. Beim Eintreffen in Vogelsang wurde die Delegation von den Vertretern des Kreises, von Funktionsträgern der Feuerwehr, des DRK, dem THW und sonstigen Hilfsorganisationen empfangen.
Im Panorama-Saal und auf der Terrasse fand anschließend der offizielle Teil statt, der mit der Laudatio durch Landrat Rosenke eröffnet wurde. Rosenke hob die im Kreis Euskirchen herrschende Kultur des Miteinanders zwischen den Hilfsorganisationen hervor. Dort hätten Bereichs-Egoismen keinen Platz. Diese praktizierte Zusammenarbeit sei aber kein Selbstläufer, sondern sie habe Wegbereiter und Menschen gebraucht, die für dieses Ziel eingetreten seien.
Oberbrandrat Udo Crespin und Gemeindebrandinspektor Walter Wolff seien zwei dieser unermüdlichen Wegbereiter, die Brücken gebaut und Netzwerke geschaffen hätten. Rosenke: „Ohne dieses Engagement wären wir in vielen Bereichen noch lange nicht so schlagkräftig und leistungsfähig, wie wir es heute sind. Das gilt unter anderem für den interkommunalen Einsatz und die vorgeplante überörtliche Hilfe.“
Zwei verlässliche Einsatzleiter
Rosenke erinnerte an viele spektakuläre Großeinsatzlagen im Kreis Euskirchen und die Tatsache, dass er als Landrat für die Sicherheit von mehr als 190.000 Kreisbürgern verantwortlich sei. „Das ist eine ungeheure Verantwortung, die mich nur ruhig schlafen lässt, weil ich weiß, dass ich mich in solchen Situationen hundertprozentig auf die Einsatzleiter verlassen kann“, so der Landrat. Zwei dieser verlässlichen Einsatzleiter seien Crespin und Wolff über viele Jahre hinweg gewesen.
Udo Crespin sei ein „Visionär mit Gestaltungswillen“ gewesen, der sich seiner Verantwortung stets bewusst war. Er habe das Tagesgeschäft der freiwilligen Helfer nicht zuletzt durch seine Mitgliedschaft in der Feuerwehr der Stadt Euskirchen und im Malteser Hilfsdienst, sondern auch als hauptamtlicher Disponent in der Rettungsleitstelle des Kreises Euskirchen gekannt.
Es seien herausragende Ereignisse gewesen, die Crespin aufgerüttelt und Spuren bei ihm hinterlassen hätten. Rosenke: „1985 ereignete sich auf der Autobahn 61 bei Weilerswist ein folgenschwerer Nebelunfall mit 13 Toten und rund 50 Verletzten; 1994 folgte der Amoklauf im Euskirchener Amtsgericht mit sieben Toten.“
Für den im Rettungsdienst des Kreises Euskirchen verwurzelten Udo Crespin sei klar gewesen, dass solche Einsätze nur Hand in Hand bewältigt werden können. Diese Erkenntnisse hätten nachfolgend nicht nur seine Tätigkeit in der Kreisverwaltung, sondern auch als späterer Kreisbrandmeister nachhaltig geprägt.
Das Miteinander in der Gefahrenabwehr, die Steigerung der gemeinsamen Leistungsfähigkeit und eine gute Führungsausbildung seien für Crespin stets eine Herzensangelegenheit gewesen, für die er sich leidenschaftlich eingesetzt habe. „Wo wir sind, ist vorne“, habe man ihn vielfach sagen hören. Im Mittelpunkt seines Handels habe immer der Mensch gestanden. Rosenke: „Egal ob es sich um den hitzigen Anruf eines aufgebrachten Bürgermeisters handelte, einen Sachvortrag im Kreistag oder die Vorstandsarbeit im Kreisfeuerwehrverband: Udo Crespin verstand es stets, Wogen zu glätten und seine Zuhörer für die gemeinsame Sache zu begeistern. Vor allem aber einte er Menschen und ließ niemanden zurück. Niemals verlor jemand sein Gesicht.“ Crespin sei ein verlässlicher Mensch.
Netzwerker und Triebfeder
„Verlässlichkeit“, so der Landrat, habe auch den Gemeindebrandinspektor Walter Wolff ausgezeichnet, besonders wenn es um den Bereich der Aus- und Fortbildung der Feuerwehren im ABC-Bereich gegangen sei. Rosenke: „Er forcierte die Netzwerkarbeit mit den anderen Kreisen, und er war eine der Triebfedern für die gemeinsamen Lehrgänge auf der Ebene des Regierungsbezirks, wenn es um die Fachbereiche Schadstoff-Messung und Dekontamination ging.“
Walter Wolff sei ein echter Macher, der aus seinem Herzen keine Mördergrube mache und Kritik offen äußere. Rosenke: „Und das musste nicht nur ich ab und an spüren, auch mein Amtskollege aus dem rheinland-pfälzischen Vulkankreis wurde wiederkehrend mit dem Temperament von Walter Wolff konfrontiert, insbesondere dann, wenn es um die Zusammenarbeit der Feuerwehren über Landesgrenzen hinweg ging.“
Rosenke dankte auch den Ehefrauen von Crespin und Wolff, denen er Blumensträuße überreichte. Gleiches taten auch der neue Kreisbrandmeister Peter Jonas und der neue Stellvertreter Johannes Gebertz.
Seitens des Landes und der Bezirksregierung würdigten der Inspekteur der Feuerwehr NRW, Helmut Probst, sowie Bezirksbrandmeister Heinz-Peter Brandenberg das Engagement der Verabschiedeten und überreichten ihnen hohe Auszeichnungen, die nur selten verliehen werden. Die silberne Ehrennadel des Deutschen Feuerwehrverbandes bekam Walter Wolff, Udo Crespin wurde von Helmut Probst mit dem goldenen Brand- und Katastrophenschutz-Verdienst-Ehrenzeichen des Landes geehrt. Der Name Udo Crespin sei im Innenministerium in Düsseldorf bestens bekannt.
Eine besondere Überraschung erfuhren Crespin und Wolff durch die Mechernicher Sängerin Eva Becker, die zur Melodie von „Über den Wolken“ einen umgedichteten Text zu den Verdiensten der beiden Feuerwehr-Urgesteinen vortrug.
pp/Agentur ProfiPress