Lokalhistoriker Anton Könen starb
Nach langem Leiden verschied der über Mechernichs Grenzen hinaus bekannte Heimatforscher am Wochenende im Alter von 91 Jahren – Großes Archiv, viele Bücher veröffentlicht, „der“ Bergbauexperte am Bleiberg – Mit Ehefrau Veronika noch Eiserne Hochzeit gefeiert, Träger des Rheinlandtalers und vieler anderer Auszeichnungen – Mit Maria Schwer Verfasser der „Mechernicher Verzällcher“ – Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick: „Ohne die Toleranz und die Unterstützung von Ehefrau Veronika aufgeschmissen“
Mechernich – Anton Könen ist tot. Der bekannte Regionalhistoriker, Buchautor, Bergbau- und Postexperte starb nach langem Leidenslager im Alter von 91 Jahren. Seine sterblichen Überreste werden kommenden Dienstag in Mechernich beigesetzt. Das gab der Mechernicher Pfarrer Erik Pühringer am Sonntag im Gottesdienst bekannt.
Anton Könen wurde 1929 in Köln geboren, das Ende des Krieges erlebte er als so genannter Kindersoldat in Ostdeutschland. Seine Frau Veronika, geb. Milden (Jahrgang 1927), eine gebürtige Mechernicherin, lernte er 1945 in Gehn kennen, wo er auf einem Bauernhof als Knecht arbeitete. Zeit seines Berufslebens war Anton Könen 41 Jahre bei der Post beschäftigt.
Könen hat zahllose Aufsätze, Artikel und Chroniken veröffentlicht, von geschichtlichen Abhandlungen über den Bleierzabbau „auf Spandau“ „Mechernicher Verzällche“ (zum Teil mit Maria Schwer) bis hin zu Sammlungen von Märchen und Legenden. Anton Könen engagierte sich auch in den Vereinen stark, unter anderem gehörte er zu den Mitgründern des Tambourcorps „Einigkeit“ in Kommern und führte zeitweise als Vorsitzender die Mechernicher Bergkapelle an.
Der gebürtige Kölner, der ab seinem 13. Lebensjahr in Mechernich lebte, betrieb nicht bloße Heimatforschung, sondern lernte sich in Zusammenarbeit mit dem früheren Kommerner Gemeindedirektor Norbert Leduc bei seiner Arbeit wissenschaftlich-historischer Methoden zu bedienen.
Die Quellen waren Anton Könen heilig – und mancher Feuerwehr-Löschzug und Musikverein musste seine Gründungs- und Jubiläumsdaten in Zweifel ziehen, wenn Anton Könen mit den wahren Fakten herauskam. Besondere Steckenpferde in seiner Forschungsarbeit waren die Geschichte des Postwesens und des Mechernicher Bleibergbaus.
Mechernicher Bergbaurunde
In Sachen Spandau bildeten Anton und sein Sohn Peter-Lorenz Könen Mitte bis Ende der 90er Jahre eine Bergbaurunde aus lauter Experten, Bergbauingenieuren, einem Geologen und einigen früheren Knappen um sich, die die Geschichte des Eifeler und speziell des Mechernicher Erzbergbaus akribisch erforschten. Ihre Arbeit fand um die Jahreswende 1997/98 ihren Niederschlag in der Tageszeitungsserie „Ende auf Spandau – 2000 Jahre Eifeler Bergbau“.
Für seine Arbeit als Heimatforscher bekam Anton Könen vor einigen Jahren den Rheinlandtaler. Die Auszeichnung, die das Haupt der Medusa nach einer römischen Abbildung am „Grünen Pütz“ in Nettersheim zeigt, wurde vor 30 Jahren kreiert, um kulturelle Leistungen im Rheinland zu würdigen.
Horst Pankatz, der stellvertretende Vorsitzende der Land-schaftsversammlung Rheinland, würdigte damals Könens Verdienste um eine wissenschaftlich verantwortbare Erforschung der Heimatgeschichte ebenso wie Vize-Landrat Josef C. Rhiem und der Mechernicher Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick.
30 000 Exponate im Archiv
Pankatz ging in seiner Laudatio unter anderem auch auf Anton Könens Privatarchiv ein, das im Laufe einer lebenslangen ehrenamtlichen Sammeltätigkeit zusammengetragen wurde und heute 25 000 Zeitungsausschnitte und über 4000 Bilder enthält. Zeit seines Berufslebens bei der Deutschen Bundespost und angesichts der für heutige Verhältnisse kinderreichen Familie habe Anton Könen zunächst seinem Forscherdrang nicht viel Zeit widmen können, so hieß es bei der Rheinlandtaler-Verleihung.
Seit der Pensionierung allerdings lege der Heimatforscher vom Bleiberg seine ganze Energie in die akribische Erforschung der Lebensverhältnisse in früheren Zeiten. Es vergehe kaum ein Vereins- oder Feuerwehrjubiläum, in dessen Vorfeld Anton Könen nicht um Rat gefragt werde.
Heimatforscher Anton Könen wurde unter anderem auch für seine langjährige ehrenamtliche Tätigkeit als Kreateur Mechernicher Karnevalsorden vom Festausschuss Mechernicher Karneval (FMK) geehrt. In den 32 Jahren seines Schaffens, entwarf er 25 Unikate. Thema von Könens Karnevalsorden waren Mechernicher Gebäude, kultur-historische Dinge, aber auch Menschen, die Mechernich prägten und prägen.
Zu den Gebäuden, die zum Teil modernen Bauten weichen mussten, gehören die „Madgalenenhütte und der lange Emil“, das „Eifelstadion Mechernich“, „Der Knottenhof“, der „Bahnhof Mechernich“, das „Königspochwerk” und das „Postamt Mechernich“.
Auf Orden abgebildet hat „Köne Tünn“, wie er am Bleiberg liebevoll genannt wird, auch „Die Mechernicher Schulbauten bis 1939“, „Oss aal Krankenhuus”, das „Hotel Bleiberg“, „Das Rathaus“, den „Turmhof“, „Das Kreuser-Stift“ oder „2 mal St. Johannes Baptist in Mechernich“.
Der erste Orden überhaupt war „Feuse Jret“, einem Mechernicher Original, gewidmet. Sie lebte „Auf der Ley“ und man konnte sie oft mit Handkarren und ihrem Hund „Cäsar“ beobachten, wie sie Weißkohl und Salat zum Markt brachte, um damit ihr mageres Einkommen aufzubessern.
Ein Orden für „Feuse Jret“
Sein „Schmuckstück“ unter den Mechernicher Prunkorden-Motiven, berichtete Könen seinerzeit der Agentur ProfiPress, sei „De Mittezoch“ gewesen, der auf der Spandauer Werkseisenbahn verkehrte und den Knappen die aufgewärmten Essensgeschirre zu den einzelnen Stollen und Tagebauen brachte . Die korrekte hochdeutsche Bezeichnung müsse wohl „Henkeltopf-Henkelmannszug“ lauten, scherzte Anton Könen seinerzeit im Interview mit der Reporterin Kirsten Röder.
Zuletzt machte Anton Könen wieder als Autor von sich reden, als seine Sammlung „Historische Kriminalfälle in der Nordeifel“ auf den Buchmarkt kam. Zur Präsentation waren im Ratssaal des Mechernicher Rathauses Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, Ortsvorsteher Günther Schulz, Verlagsmitarbeiter Markus Holzhauer, der Autor sowie Freunde und Familienangehörige zusammengekommen.
In dem Buch hat Könen hundert Zeitungsartikel über aufsehenerregende Straftaten ausgewertet, die sich zwischen 1800 und den 1970er Jahren in den Altkreisen Schleiden und Euskirchen ereigneten. Darin sind die Schüsse auf den damaligen Mechernicher Kaplan Hermann Walch ebenso aufgeführt, wie der legendäre Lohngeldraub auf Spandau am 17. August 1929, bei dem der Sicherheitsbeamte Bolz und Förster Thelen zu Tode kamen.
Zu den Fällen, die Anton Könen selbst besonders berührt haben, gehören gehäufte Säuglingsmorde im 19. Jahrhundert, als Dienstmägde den Nachstellungen des Hausherrn hilflos ausgeliefert waren. In ihrer Not wussten die armen Mädchen sich nicht anders zu helfen, als sich ihrer ungewollt geborenen Babys zu entledigen…
„Ohne Frau können Sie einpacken“
Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick dankte Anton Könen für seine unermüdliche Erforschung der Mechernicher Heimatgeschichte und seiner einige Jahre vor ihm verstorbenen Ehefrau Veronika, die ihn unterstützt und sein zeit- und raumkostendes Hobby in jeder Weise toleriert habe.
„Wenn eine Frau da nicht mitmacht, können Sie einpacken“, sagte der Mechernicher Verwaltungschef anlässlich der damaligen Rheinlandtalerverleihung zu Veronika und Anton Könen – und zwar nicht nur in Bezug auf sein zeitliches Engagement, sondern auch darauf, dass ihm gleich mehrere Zimmer und der Dachboden als privates Archiv dienen. Andererseits, so Könen damals schmunzelnd: „kann sich meine Frau über meine Pensionärszeit nicht beklagen: Ich rede ihr nicht in die Küche und nicht ins Fernsehprogramm hinein.“
pp/Agentur ProfiPress