Lob und Kritik im „Heimatcheck“
„Kölnische Rundschau“ und „Kölner Stadt-Anzeiger“ ließen ihre Leser Noten für die Stadt Mechernich vergeben
Mechernich – Im „Heimatcheck“ befragen die Kölner Tageszeitungen zurzeit Leser im ganzen Rheinland nach ihrer Zufriedenheit mit den Heimatstädten und Gemeinden. Am 24. September wurde das Ergebnis für Mechernich veröffentlicht. Es war durchschnittlich, wie der Journalist Günter Hochgürtel schreibt. Besonders hoch fiel allerdings die Identifikation und Verbundenheit der Menschen am Bleiberg mit ihrer Heimatstadt aus: Durchschnittsnote 2,7.
Ebenfalls mehr als nur zufrieden waren die Teilnehmer der Internetbefragung mit der Anbindung, den Einkaufsmöglichkeiten und der Parkplatzsituation. Zur Zufriedenheit fallen Sauberkeit und Sicherheit aus. Mit 3,5 bewerteten die Teilnehmer die Gastronomie am Bleiberg eher unterdurchschnittlich, für den Öffentlichen Personennahverkehr gab es trotz zweier Bundesbahnhöfe an der Strecke Köln-Trier-Saarbrücken und eigenem Bus- und Taxibussystem nur eine 3,6.
An der Befragung war besonders auffällig, dass Mechernicher über 66 Jahren ihre Heimat deutlich besser beurteilten als Jüngere. So jedenfalls die Befragung durch „Kölnische Rundschau“ und „Kölner Stadt-Anzeiger“. Unter der Schlagzeile „Mechernich brummt“, Untertitel „Durch Eisenbahn zweigeteilt – Kommern punktet mit Historie“ schreibt der selbst in Mechernich (Vollem) geborene und aufgewachsene Redakteur Günter Hochgürtel über seine Sicht der Dinge.
Geschlossene Schranken
Ungeachtet der Millioneninvestitionen für Autoverkehrs- und Fußgängertunnel unter der Bahnlinie Köln-Trier-Saarbrücken konstatiert der am Turmhof-Gymnasium zur Schule gegangene Autor, wer mit dem Auto durch Mechernich wolle, müsse Zeit mitbringen, weil die Schranken der noch existierenden beiden Bahnübergänge meist geschlossen seien. Sein überholtes Fazit: „Der frühere Bergbauort ist seit 1865, als die Eisenbahn in die Eifel kam, zweigeteilt.“
Kommern, nach Mechernich zweitgrößter Ort der Stadt, hätte früher gerne den Bahnanschluss und die damit verbundenen Vor- und Nachteile in Kauf genommen, behauptet der Autor weiter: „Heute ist man dort froh darüber, dass der Kommerner Ortskern mit seinen Fachwerk-Fassaden, seinen engen Gassen und der Burg das touristische Aushängeschild der Kommune ist und im Vergleich zum Kernort städtebaulich punkten kann.“
Langjährige Rivalitäten zwischen Kommern und Mechernich streifend gehen die Tageszeitungen in ihrem „Heimatcheck“ zur wirtschaftlichen Gesamtlage über: „In Mechernich sind die großen Arbeitgeber Kreiskrankenhaus (mehr als 1600 Beschäftigte), Bundeswehr (600 Soldaten und Zivilangestellte) und Deutsche Mechatronics (330 Beschäftigte) angesiedelt. In Kommern haben sich größere Einkaufs- und Baumärkte sowie kleinere Firmen im Gewerbegebiet Monzenbend etabliert.“
Schwarze Zahlen, Bevölkerung wächst
Man könne ohne Übertreibung sagen, dass „Mechernich brummt“, so Hochgürtel. Das lasse sich allen Ernstes „nicht nur an der stets leicht steigenden Einwohnerzahl ablesen, sondern auch am städtischen Haushalt, der seit einigen Jahren wieder schwarze Zahlen schreibt“. Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick sei eben, so die klischeehafte Wiederholung gegnerischer Vorwürfe aus junger Vergangenheit „ein beständiger Antreiber, was die Ansiedlung neuer Unternehmen und die Ausweisung von Neubaugebieten anbelangt“.
Die Zielrichtung sei dabei klar definiert: „Die Hauptorte Mechernich und Kommern sollen irgendwann einmal zusammenwachsen. Allzu weit ist man davon nicht mehr entfernt.“ Mechernich-Nord und Kommern-Süd trennten nur noch ein paar Hundert Meter. Diese Politik habe dem Bürgermeister aber auch Kritik wegen „ungehemmtem Flächenverbrauch“ eingebracht, so der Verfasser.
Entscheidend für zuziehende junge Familien sei die Existenz von vier Grundschulen (der Verfasser schreibt „drei“), Gesamtschule, Gymnasium und Freie Veytal-Schule. Zudem verfüge die Stadt am Bleiberg über 22 Kindertagesstätten. Eine besondere Bedeutung für Mechernich habe „das Kreiskrankenhaus mit seinen zahlreichen Fachstationen“. Die Anzahl der Betten geben die Tageszeitungen mit 418 an – plus „weitere zehn Betten zur teilstationären Versorgung in der geriatrischen Tagesklinik“.
Im nächsten Jahr werde die Hochwald-Molkerei im Obergartzemer Gewerbegebiet mit ihrer Produktion beginnen, so Günter Hochgürtel, der den Bürgermeister mit den Worten zitiert: „Besonders wichtig ist, dass wir durch ein Unternehmen wie Hochwald einen Zuwachs an qualifizierten Arbeitsplätzen bekommen, von dem auch die Nachbarkommunen profitieren werden.“
Einige Bürger kommen zu Wort
Stellvertretend für jene, die ihre Stimme über Mechernich abgaben, lässt der Verfasser des „Heimatcheck Mechernich“ Stefan Hüllenkremer (50) aus Eicks, Roswitha Latzke (63) aus Kommern, Aldo Moranelli aus Mechernich und Christin Wolf (37) aus Dreimühlen zu Wort kommen.
Auch der aus Italien stammende Wahl-Bleiberger Aldo Moranelli gibt dabei ein überzeugendes Votum für seine neue Heimat ab. Stefan Hüllenkremer konjugiert den rheinischen Kodex: „Me kennt sich unn me hellep sich – Hier kennt jeder jeden, und hier hilft man sich gegenseitig.“
Die Architektin Roswitha Latzke nennt die gute Verkehrsanbindung als Grund dafür, warum sie und ihre Familie sich einst für Kommern und gegen Bad Münstereifel als Wohnort entschieden hätten. Gastronom Aldo Moranelli konstatiert, Mechernich habe alles, was eine kleine Stadt brauche.
Und die aus Thüringen in die Eifel gekommene Christin Wolf, die das Ausflugslokal an der prähistorischen Kakushöhle in Mechernich-Dreimühlen betreibt, erklärte, sie komme mit der Eifeler Mentalität „bestens klar und mit den ausländischen Gästen, die die Höhle besuchen, ebenfalls“.
In einem weiteren Artikel preist Günter Hochgürtel die kulturelle Vielfalt rund um den Bleiberg, zum Beispiel das Freilichtmuseum mit 200.000 Besuchern im Jahr, aber auch das Multikulti-Festival „Feykultur“, das Tambouren-Aufmärsche früherer Tage abgelöst habe.
„Ich fühle mich hier in dieser intakten Dorfgemeinschaft pudelwohl“, zitiert der Autor den veranstaltenden Objektkünstler Peter Ratz, der früher im Frankfurter Raum lebte. Überhaupt seien es die Dörfer rund um Mechernich, die das Kulturleben der Kommune maßgeblich prägten.
Im Mechernicher Gymnasium werde beispielsweise seit Jahren eine hochkarätige Kabarettreihe angeboten. In Satzvey strömten jeden Sommer Tausende von Besuchern zu den Ritterspielen. Dort gebe es auch Hexennacht und Kindertheater. Was touristische Attraktionen anbelange, so habe Kommern am meisten zu bieten, nämlich Hochwildpark, Sommerrodelbahn und Mühlenpark am See.
Lob für neue City-Planungen
Der „Heimatcheck“ der in der Stadt Mechernich erscheinenden Tageszeitungen beschäftigt sich auch mit der Historie der Kommune und zeigt jene „Baustellen“ auf, die es nach Meinung der Redaktion noch gibt. Das ist neben dem Blei selbst, das natürlicherweise fast überall im Boden vorhanden ist, die nach Günter Hochgürtels Urteil plan- und konzeptionslose Bebauung der „neuen“ Mechernicher City im Geviert zwischen Turmhof-, Bahn-, Weierstraße und Rathergasse.
Insbesondere kritisiert der Autor die Verkehrsführung über (Park-)Plätze hinweg zwischen Weier- und Turmhofstraße. Er lobt bessere Ansätze in jüngerer Zeit, den Kauf und baldigen Abriss des früheren Rewe-Getränke-Marktes durch die Stadt und die Neuüberplanung durch ein Aachener Büro.
pp/Agentur ProfiPress