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Lesung gegen das Vergessen

Der Autor Heinz A. Höver erinnert am 22. Februar im Euskirchener Casino ab 18 Uhr an Euthanasieopfer aus dem ganzen Kreisgebiet, auch aus Mechernich

Mechernich/Euskirchen/Weilerswist – „Dem Vergessen entreißen“, so Heinz A. Hövers Buch- und Vortragstitel beim Kreisgeschichtsverein, will der aus Weilerswist stammende und in Nöthen lebende Autor die Schicksale von Euthanasieopfern des Naziregimes in Deutschland. Höver spricht am Dienstag, 22. Februar, ab 18 Uhr im Casino in Euskirchen über Menschen mit Behinderung, denen auf medizinische Anordnung der „Gnadentod“ gewährt wurde.

2004 dokumentierte der frühere Weilerswister Standesbeamte und Autor Heinz A. Höver, ein Aktivist gegen allerlei Unrecht, das Schicksal des in der NS-Psychiatrie ermordeten kleinen Josef Brock (1937-1943) aus Weilerswist-Hausweiler. Foto: Privat/pp/Agentur ProfiPress

Es lädt ein der von Dr. Gabriele Rünger und Hans-Gerd Dick geführte Kreisgeschichtsverein (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: wolfgang.andres@kreis-euskirchen.de), www.geschichtsverein-euskirchen.de

2004 dokumentierte der frühere Weilerswister Standesbeamte Heinz A. Höver, ein Aktivist gegen allerlei Unrecht, das Schicksal des in der NS-Psychiatrie ermordeten kleinen Josef Brock (1937-1943) aus Weilerswist-Hausweiler. An diese Thematik knüpft sein viertes Buch „Euthanasieopfer – Dem Vergessen entreißen“ an, über das er im Casino Euskirchen berichtet. 

Vier Jahre recherchiert

Dessen Abfassung gingen Recherchen von rund vier Jahren Dauer voraus. Die Darstellung führt die Leidenswege von behinderten Menschen während der NS-Zeit vor Augen. 480 psychisch kranke Erwachsene aus den Kreisen Schleiden, Monschau und Euskirchen, die im Zülpicher Kloster Marienborn gepflegt und behandelt wurden, fielen dem Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten zum Opfer.

An diese Thematik knüpft Hövers insgesamt viertes Buch „Euthanasieopfer – Dem Vergessen entreißen“ an, über das er am 22. Februar ab 18 Uhr im Casino Euskirchen berichten will. Repro: Dr. Gabriele Rünger/pp/Agentur ProfiPress

Ihre psychischen Erkrankungen reichten dem Terrorregime als Legitimation, ihnen „den Gnadentod zu gewähren“, wie Hitler selbst es am 1. September 1939 anordnete. Von den 480 wurden 368 an einem einzigen Tag, dem 18.08.1942, „in kriegsfreie Zonen des Reiches verlegt“, so der offizielle Jargon. Sie wurden in der „Landesheilanstalt“ Hadamar bei Limburg in der Gaskammer ermordet und in Krematorien verbrannt. Ihre Angehörigen bekamen Urnen und Beileidsbriefe mit erlogenen Todesursachen.

Bis Ende 1941 waren von den rund 300.000 Behinderten und Kranken aus etwa 600 Heil- und Pflegeanstalten in Deutschland mindestens 70.273 in den Gaskammern der „Euthanasie“-Zentren ermordet worden, allein in Hadamar bis zum 22. August 1941 wahrscheinlich über 10.000 Menschen.

Letzter Mord nach Kriegsende

Werner S. (20) aus Mechernich wurde am 26. September 1940 in die Heil- und Pflegeanstalt Bonn zwangseingewiesen und im Mai/Juni 1943 gemeinsam mit 200 anderen „Pfleglingen“ nach Kulparkow bei Lemberg deportiert und umgebracht. Das letzte Kind des Euthanasieprogramms brachten Nazi-Ärzte 14 Tage nach Kriegsende in Bayern um…  

Höver will mit seinem Buch und Vortrag das kaum bekannte Leid der Betroffenen den Zeitgenossen ins Gedächtnis rufen. „Jahrzehntlang wurden deren Schicksale verheimlicht, sie tauchen in keinem Kirchenbuch und auf keinem Grabstein auf“, schreibt Wolfgang Andres in der Einladung zu Hövers Vortrag: „Jedes Eifel-Dorf hatte Behinderte und aus fast jedem Ort sind einzelne von ihnen in die Todesmaschinerie geraten und wurden meist von da ab verschwiegen.“

Heinz A. Höver will den in Vergessenheit Geratenen ihre individuelle Menschenwürde zurückgeben. Der Vortrag findet im Casino Euskirchen statt. Der Eintritt ist frei. Anmeldung über www.geschichtsverein-euskirchen.de oder in Ausnahmefällen per E-Mail unter mail@geschichtsverein-euskirchen.de Es gilt die 2G-Regelung.

pp/Agentur ProfiPress