Kunst in der Kirche kommt gut an
Zahlreiche Gläubige hörten am Sonntag „Laetare“ von dem aus Floisdorf stammenden Kaplan Andreas Züll eine eindrucksvolle Predigt zur eindrucksvollen Kunstausstellung von Franz Kruse in der Mechernicher Pfarrkirche St. Johannes Baptist
Mechernich – „Laetare“ ist Lateinisch und bedeutet „Freue dich“. Die Christen feiern am so benannten Vierten Fastensonntag die Mitte der Fastenzeit. In Mechernich hatten sie gleich doppelten Zusatzgrund zur Freude, denn die Kunstausstellung von Franz Kruse in der Pfarrkirche feierte „Midissage“ und wurde noch einmal mit zusätzlichen Werken bestückt.
Aus diesem Anlass reiste Kruses Dorfkollege und Freund Andreas Züll aus Eschweiler an den Bleiberg, um über Franz Kruses Kirchenkunst zu predigen. Das Tagesevangelium von der Heilung eines Blindgeborenen aufgreifend, kam Züll auf Licht und Sehen zu sprechen. Insbesondere die Bedeutung von Licht in der Dunkelheit, die in einem ausgestellten Werk besonders sinnfällig wird.

In dem zur Plastik gemachten Gemälde hat Kruse das Kreuz ausgesägt und schräg versetzt nach vorne vor den Rest des Bildes gehoben, auf dem der Gekreuzigte nur noch schemenhaft zu erkennen ist und so zum Auferstandenen wird. Den Hintergrund hat der Künstler mit einer Lichtquelle ausgestattet, so dass das Kreuz tatsächlich leuchtet.
Andreas Züll: „Das Kreuz durchbricht die Dunkelheit, es hebt sich aus seinem Rahmen ab. Licht bricht durch die Nacht. Das Kreuz selbst wird erhellt durch die Sonne des Ostermorgens.“ Und weiter: „Der König der Juden, der nur schemenhaft noch zu erkennen ist, ist auferstanden, er hat den Tod besiegt. Und aus diesem Holz des Kreuzes entsteht neues Leben!“
Zur Ausstellungseröffnung an Aschermittwoch hatte Eifeldekan Erik Pühringer gesagt, dass Franz Kruses Fastenausstellung in Mechernich uns die Augen öffnen wolle. „Wir sollen uns auseinandersetzen und genau hingucken“, so der Mechernicher Pfarrer, der am Sonntag „Laetare“ mit Andreas Züll konzelebrierte.

Während viele ausgestellte Bilder Franz Kruses nur rudimentär christlich sind, in dem sie die christlich-humanistische Ethik umsetzen und Geldgier, Maßlosigkeit und Verlogenheit anprangern. Andere sind voller biblischer Motive vom Schöpfungsakt über die Sintflut, den brennenden Dornbusch und den Exodus bis zum leeren Grab am Ostermorgen.
Die Titel der Gemälde lauten „Drei Hütten bauen“, „Welt im Chaos“ oder auch „Money-People“. Sie zeigen kunstvolle Kreuze, Engelgestalten und metaphorische Anspielungen auf Glaubensinhalte. Allesamt Darstellungen, die nicht nur zum bloßen Betrachten in Harmonie gedacht sind, sondern zur Auseinandersetzung einladen.
„Auseinandersetzen und mit dem eigenen Glauben spiegeln“
„Wobei »auseinander setzen« zunächst wörtlich zu verstehen ist“, so Diakon Lang im Leitartikel des Pfarrbriefs der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) St. Barbara Mechernich: „Man soll sich ausreichend weit weg von den Bildern stellen oder setzen und sie auf sich wirken lassen. Dabei treffen die optischen Eindrücke auf eigene Glaubenssätze und Auffassungen. Vielleicht stimmen sie überein, vielleicht reiben sie sich. In jedem Fall befördert dieser Prozess innere Bilder ans Tageslicht, d.h. ins Bewusstsein. Wir sind alle aufgefordert, in der Glaubenskunst unseren eigenen Glauben zu spiegeln.
„Die Bilder in ihren meist sehr hellen und manchmal grellen Acrylfarben wollen uns aus unserer Müdigkeit und Resignation aufwecken“, so Diakon Manfred Lang, der den beiden Priestern am Sonntag in der Eucharistiefeier zur Midissage assistierte.

„Auch wenn wir müde oder sogar am vermeintlichen Ende sind, wenn wir resigniert haben, ausgebrannt sind und uns ständig an der Belastbarkeitsgrenze bewegen“, so Andreas Züll: „Franz Kruses Bilder wollen uns Wege aus der Einsamkeit erschließen.“
In der Mitte der Nacht liege der Anfang eines neuen Tages, so der aus Floisdorf stammende Kaplan Andreas Züll. Hoffnung sei der Vogel, der seinen Gesang erhebt, auch wenn die Sonne noch nicht aufgegangen ist. Franz Kruses Kunstausstellung in der Kirche kommt bei den Gläubigen anscheinend gut an. Auch am Sonntag nutzten wieder viele die Gelegenheit, sich die Gemälde aus der Nähe anzusehen und mit dem Künstler ins Gespräch zu kommen.
pp/Agentur ProfiPress