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Badminton-Legende verabschiedet sich

Lorbacher Dr. Michael Oversberg (81) brachte es vom Federball-Straßenspieler zum Europameister und World-Masters-Sieger – Eine Vitrine voller Pokale und Medaillen, in der auch der erste Federballschläger noch zu finden ist

Mechernich-Lorbach–  „Nein, ich spiele nicht nur, um fit zu bleiben, ich spiele um zu gewinnen“, sagt Dr. Michael Oversberg (81), pensionierter Sonderpädagoge und Schulleiter aus Lorbach. Und er fügt hinzu: „Das Gewinnen macht mir Spaß. Es ist die Bestätigung, dass ich immer noch gut bin, einer der schnellsten – besonders in meiner Altersklasse -, und dass sich der Trainingsaufwand gelohnt hat.“

Der Beste und der Schnellste, auch mit 81 Jahren noch topfit: Badminton-Legende Dr. Michael Oversberg aus Mechernich-Lorbach hat seine internationale Sportkarriere beendet. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Der Beste und der Schnellste, auch mit 81 Jahren noch topfit: Badminton-Legende Dr. Michael Oversberg aus Mechernich-Lorbach hat seine internationale Sportkarriere beendet. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Oversberg wurde als Deutscher in Breda in der Provinz Nord-Brabant geboren – die Mutter Holländerin, der Vater ein seit vielen Jahren in Breda lebender Deutscher. Nach dem Zweiten Weltkrieg durfte er als ehemaliger Wehrmachtsangehöriger nicht zurück in die Niederlande. Da zogen Mutter und Sohn 1950 nach Düren. „Dort lernte ich auf der Straße, Federball zu spielen“, erzählt Michael Oversberg dem Mechernicher „Bürgerbrief“.

Mit 13, 14 Jahren bekam er seinen ersten Schläger. Im Mai 1957 gründete sich der 1. Badminton-Club Düren e.V.: „Schon im September wurde ich Mitglied, drei Monate später spielte ich mein erstes Turnier…“

Dr. Michael Oversberg vertrat im Einzel, Doppel, Mixed und mit der Mannschaft Deutschland bereits auf Badminton-Meisterschaften in Innsbruck, Edmonton, Sydney, Almunicar, Amersfoord und Kattowitz. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Dr. Michael Oversberg vertrat im Einzel, Doppel, Mixed und mit der Mannschaft Deutschland bereits auf Badminton-Meisterschaften in Innsbruck, Edmonton, Sydney, Almunicar, Amersfoord und Kattowitz. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Zwölf Punkte Vorsprung

„Ich hatte in Elmar Gerhards einen Super-Mentor. Ihm habe ich es zu verdanken, dass ich so weit gekommen bin“, erzählt der ehemalige Leiter der St.-Michael-Schule für Erziehungshilfe des Kreises Euskirchen in Strempt. Gerhards war zu der Zeit bester Spieler des Clubs und förderte seinen Badminton-Nachwuchs mit einer äußerst wirkungsvollen Taktik: „Beim Spiel um fünfzehn Punkte gab er mir anfangs zwölf Punkte Vorsprung, dann nach und nach immer weniger. Es hat zwei Jahre gedauert, bis ich ihn besiegt habe – danach hat er nie wieder gegen mich gewonnen.“

So erging es auch allen anderen Spielern des 1. BC Düren: 23 Jahre lang war und blieb der Eifeler, der bis zu dreimal die Woche zum Training und Spielen nach Düren fuhr, Vereinsmeister im Herreneinzel.

Im Herren-Doppel holte Dr. Michael Oversberg (r.) die meisten Titel zusammen mit Heinz Gehrke aus Bottrop: „Im Einzel habe ich fast immer gegen ihn verloren…“ Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Im Herren-Doppel holte Dr. Michael Oversberg (r.) die meisten Titel zusammen mit Heinz Gehrke aus Bottrop: „Im Einzel habe ich fast immer gegen ihn verloren…“ Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Wie stark der Jungspund Mitte der sechziger Jahre war, zeigt, dass er bei den clubinternen Handikap-Turnieren auch dann noch siegte, wenn er seinen Gegnern – auch denen aus seiner ersten Mannschaft – 14  Punkte vorgeben musste. Ein Satz ging zu der Zeit bis 15 Punkte. Oversberg war einfach nicht zu schlagen.

Auch heute noch fährt der Lorbacher zum Trainieren in die Rur-Metropole, auch wenn seine internationale Badminton-Karriere 2019 mit den Weltmeisterschaften im polnischen Kattowitz zu Ende ging. Dort holte Dr. Michael Oversberg mit seinem langjährigen Partner Heiner Hanrath aus Krefeld die Bronzemedaille.

Bis heute gehört ein Mannschaftsbild des 1. BC Düren mit ihm (v.l.), Gerda Brüls, Charly Diemer, Luise und Elmar Gerhards sowie Peter Hoßdorf zu seinen liebsten Erinnerungsstücken: „Wir waren meines Wissens die erfolgreichste Dürener Mannschaft in der Vereinsgeschichte…“ Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Bis heute gehört ein Mannschaftsbild des 1. BC Düren mit ihm (v.l.), Gerda Brüls, Charly Diemer, Luise und Elmar Gerhards sowie Peter Hoßdorf zu seinen liebsten Erinnerungsstücken: „Wir waren meines Wissens die erfolgreichste Dürener Mannschaft in der Vereinsgeschichte…“ Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Im gleichen Jahr wurde das Gespann Westdeutscher- und Deutscher Meister. „Nach 66 Jahren und unzähligen Erfolgen im Mannschaftssport, bei kleinen und großen Turnieren verabschiede ich mich vom Leistungssport“, sagt Oversberg: „Aber nicht aus eigenem Antrieb… Für Leute meines Alters werden eben keine offiziellen Turniere mehr angeboten.“

Europameister in Innsbruck

Sein erster Schläger aus den fünfziger Jahren liegt neben jenem Racket im Trophäenschrank, mit dem er Europameister- und Weltmeistertitel holte. 50 Medaillen entstammen alleine seinen Siegen und Platzierungen bei Westdeutschen Meisterschaften, 20mal Gold, 15mal Silber und 15mal Bronze.

Medaillen von Internationalen Meisterschaften brachte Dr. Michael Oversberg unter anderem aus Innsbruck, Sydney, Edmonton und Kattowitz nach Lorbach. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Medaillen von Internationalen Meisterschaften brachte Dr. Michael Oversberg unter anderem aus Innsbruck, Sydney, Edmonton und Kattowitz nach Lorbach. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Bei Deutschen Meisterschaften holte Dr. Michael Oversberg zehn erste, zweite und dritte Plätze. Die Zahl seiner Siege alleine, im Doppel vor allem mit Heinz Gehrke aus Bottrop, im Mixed unter anderem mit Ehefrau Brigitte Oversberg, einer gebürtigen Viersenerin, und in der Mannschaft bei Offenen Turnieren hat er nicht gezählt.

Mit seiner Frau gewann er dreimal das internationale Ehepaarturnier in Unkel am Rhein. Mit seiner Turnier-Mixed–Partnerin Elke Kregel aus Erftstadt  hat er rund ein Jahrzehnt lang kein einziges Spiel auf Landesebene verloren. Weitere 28 Platzierungen waren der Lohn für den nicht nur in seiner Altersklasse schnellsten Spieler bei Kreis- und Bezirksmeisterschaften.

Ein Ehrenpreis von Heiner Geißler, 1982 bis 1985 Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit im Kabinett Kohl. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Ein Ehrenpreis von Heiner Geißler, 1982 bis 1985 Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit im Kabinett Kohl. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Seine größten Siege feierte der heute 81-Jährige bei den Westdeutschen Badminton-Meisterschaften 2015 in Solingen, wo er alle drei Titel gewann: im Herreneinzel, im Herrendoppel und im gemischten Doppel. Bei den Deutschen Meisterschaften 1992 in Neustadt an der Weinstraße wurde Oversberg Deutscher Meister im Herrendoppel, Vizemeister im Herreneinzel und kam im Mixed auf Rang drei. Bei den Europameisterschaften 1999 in Innsbruck wurde er nach Siegen bei den Westdeutschen und Deutschen Meisterschaften Sieger im Herrendoppel.

Bei den World Masters 2009 in Sydney gewann der Eifeler Badmintoncrack das Herrendoppel und wurde Vizemeister im Herreneinzel. Die World-Masters-Games sind eine internationale Sportveranstaltung ähnlich den Olympischen Spiele für Seniorensportler/innen. Bei den Weltmeisterschaften 2019 in Kattowitz errang Dr. Michael Oversberg zum Abschluss Bronze im Herrendoppel.

„Ich bin noch immer beachtlich schnell“, sagt der 81jährige Michael Oversberg bei Betrachtung dieses Jugendbildnisses. Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
„Ich bin noch immer beachtlich schnell“, sagt der 81jährige Michael Oversberg bei Betrachtung dieses Jugendbildnisses. Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

„Sport ist für mich Entspannung. Während meiner Berufstätigkeit war es die einzige Zeit, in der ich weder an die Schule, noch an irgendwelche anderen Dinge gedacht habe. Die volle Konzentration auf das Spiel ist pure Entlastung“, erklärte Oversberg im Interview.

Beste Mannschaft, die Düren hatte

Auch der feste Wille zum Sieg sei da kein Widerspruch zu, so der 81-Jährige: „Das schränkt meine entspannte Konzentration nicht ein, sondern ist ihr sogar noch förderlich.“ Es gehe ihm wirklich ums Gewinnen, nicht um Pokale und Medaillen, und Preisgeld hat er in all den Jahren nie bekommen – „bis auf zehn Euro in einem Ranglistenturnier“. Ideell haben ihm der Sport und das Gewinnen hingegen unvergessliche Gefühle und Erinnerungen verschafft, die er nicht missen möchte.

Diesen Deutsche Meisterschaftspokal holte Dr. Michael Oversberg in Neustadt/Weinstraße. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Diesen Deutsche Meisterschaftspokal holte Dr. Michael Oversberg in Neustadt/Weinstraße. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Bis heute gehört ein Mannschaftsbild des 1. BC Düren mit ihm, Gerda Brüls, Charly Diemer, Luise und Elmar Gerhards sowie Peter Hoßdorf zu seinen liebsten Erinnerungsstücken: „Wir waren meines Wissens die erfolgreichste – nur aus Dürenern bestehende  – Mannschaft in der Vereinsgeschichte und spielten schon Anfang der sechziger Jahre in der zweithöchsten deutschen Spielklasse überhaupt, der Landesliga.“

Brigitte und Michael Oversberg haben 1974 in Lorbach neu gebaut. 29 Jahre lang war er Rektor der Schule für Erziehungshilfe des Kreises Euskirchen. Zwischenzeitlich trainierte er von Lorbach aus Badmintonmannschaften des TV Kall und des VfL Kommern.

„Als Senioren müssen wir alles selber bezahlen, Reise, Unterkunft und Trainingsaufwand“, erzählt Badminton-Legende Dr. Michael Oversberg (2.v.r.), hier mit dänischen Mitspielern zusammen auf dem kurzerhand vergrößerten Bronzeplatz bei der EM in Radebeul. Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
„Als Senioren müssen wir alles selber bezahlen, Reise, Unterkunft und Trainingsaufwand“, erzählt Badminton-Legende Dr. Michael Oversberg (2.v.r.), hier mit dänischen Mitspielern zusammen auf dem kurzerhand vergrößerten Bronzeplatz bei der EM in Radebeul. Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Dort gab er auch sein Geheimrezept für das Gewinnen von Turnieren weiter: „Durch Zufall und Können… Man muss ein Turnier  „nur“ ein-, zweimal gewinnen, danach wird man auf Eins gesetzt und gewinnt weitere Turniere, weil man nun in der Regel zunächst schwächere Gegner zugelost bekommt.“

pp/Agentur ProfiPress