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„KlangRäume“ wieder offen

Judith Stapf und Marco Sanna rissen in Steinfeld dankbares Publikum mit – Ein Bericht von Gudrun Klinkhammer von der Webseite des Salvatorianer-Klosters Steinfeld

Kall-Steinfeld – Die Abstinenz lag auf beiden Seiten: Akteure wie Zuhörer waren geraume Zeit durch die Corona-Beschränkungen live-musikalisch zwangsentwöhnt worden. Am Samstag nun eröffneten Judith Stapf (Violine) und Marco Sanna (Klavier) in der Aula des Steinfelder Hermann-Josef-Kollegs voller Begeisterung und nach gut 18 Wochen Unterbrechung die Reihe der KlangRaum-Konzerte wieder.

Judith Stapf und Marco Sanna begeisterten das Publikum in Steinfeld im Rahmen der KlangRaum-Konzerte. Foto: Gudrun Klinkhammer/www.kloster-steinfeld.de/pp/Agentur ProfiPress

Mit dem Titel „Beethovens Töchter“ hatten sie ihr Programm überschrieben, das sie hätten auch beim Bonner Beethovenfest vortragen wollen. Die beiden jungen Musiker sind hochkarätig ausgebildete Instrumentalisten und Solisten mit viel Erfahrung und einer ganzen Reihe von Preisen und Einspielungen. Judith Stapf ist 23 Jahre jung, Marco Sanna wurde 1989 in Cagliari (Italien) geboren.

Das Konzert der Kammermusikreihe „KlangRaum Steinfeld“ fand am Samstag unter Corona-Bedingungen statt. Zusammen mit ihrem Duopartner Marco Sanna am Klavier verknüpfte Judith Stapf Beethovens Violinsonate Nr.1 mit einer Violinsonate der weitgehend unbekannten kroatischen Komponistin des „Fin de Siecle“, Dora Pejacevic.

Makellose Interpretation

Letztere lebte, wie sie selbst sagte, in einer „Trance der musikalischen Besessenheit“. Ihre Sensibilität und ihr großer intellektueller Horizont spiegelten sich in ihrem Schaffen. Von der technischen Seite waren die beiden Musiker in ihren Interpretationen von der ersten Note an makellos.

Mit dem Steinfelder Blüthner-Flügel und einer Cremoneser Violine von Andrea Guarnerie aus dem 17. Jahrhundert besaßen die beiden Konzertierenden einmaliges Handwerkszeug, um der Musik des in allen Lebenslagen passenden Bonner Jubilars zu huldigen.

Sie starteten mit seiner genannten Sonate für Klavier und Violine D-Dur, op. 12/1, die Beethoven in den Jahren 1797/1798 noch relativ jugendlich und damit etwas bodenständig und vorhersehbar entgegen seiner späteren Werke aufs Notenpapier brachte.

Das Klavier bot beim Steinfelder Konzert meist die akustische Plattform, auf der die Geige sich nach Lust und Laune entfalten konnte. Weite musikalische Gedankenbögen wurden voll und ganz ausgespielt, zupackende und energische Takte gaben dem Ganzen Pepp. Die knapp 100 Zuhörer waren begeistert, begeistert äußerte sich auch Dr. Alfred Feuerborn als Sprecher des Veranstalters, der Stiftung Kloster Steinfeld.

Die eingangs erwähnte und an diesem Abend auch gespielte Komponistin Dora Pejačević war eine hochintelligente Frau in einer Zeit, in der Frauen noch nicht als emanzipiert galten. Die studierte Geigerin und Komponistin lebte von 1885 bis 1923 in Ungarn und Deutschland und veröffentlichte nicht selten unter einem Pseudonym, da es eben vor gut 100 Jahren noch unüblich war, dass man(n) Frauen auf dem Gebiet etwas zutraute.

Komponistin und Krankenschwester

Doch die hochsensible Musikerin, ein musikalischer Freigeist ihr Leben lang und von Kindesbeinen an mit Kunst und Musik groß geworden, wusste dieser gesellschaftlich eingeschränkten Lebenslage zu entkommen. Sie suchte und ging ihren Weg. Obwohl sie bestens betucht war und nicht hätte bezahlter Tätigkeit nachgehen müssen, arbeitete sie hart, nicht nur als Komponistin, sondern auch als Krankenschwester.

Dora Pejačevićs Violinsonate D-Dur, op. 26, forderte von den Ausführenden alles, aber Judith Stapf (Violine) und Marco Sanna (Klavier) parierten mit dem notwendigen Temperament, ihrem Können und einer unbändigen Leidenschaft die enormen Ansprüche. Foto: Gudrun Klinkhammer/www.kloster-steinfeld.de/pp/Agentur ProfiPress

Ein Leben ohne Arbeit konnte sich die willensstarke Frau nicht vorstellen. Ihr wird das Zitat zugeschrieben: „Das Schöne muss gefunden, das Wahre entdeckt, das Notwendige getan, das Befreiende gelebt werden!” Und genauso komponierte sie auch: Überschwänglich romantisch, mit brillanter positiver Energie!

In ihrer in Steinfeld gespielten Violinsonate D-Dur, op. 26, wechselten rasant schnelle Passagen mit langsamen, wunderschön zarten Tonfolgen. Die Komposition fordert von den Ausführenden alles, aber Judith Stapf (Violine) und Marco Sanna (Klavier) parierten mit dem notwendigen Temperament, ihrem Können und einer unbändigen Leidenschaft die enormen Ansprüche.

Eine musikalische Reminiszenz an eine verrückte Zeit stellte nach der Pause eine Komposition dar, die dem Abend wortspielerisch die „Corona“ aufsetzte: „Wir hatten während der Corona-Krise viel Zeit zum Denken“, skizzierte der Pianist die Lage: „Entweder haben wir Musiker zu viel zu tun oder wir sind arbeitslos.”

Vier Phasen der Paarbildung

Während der Corona-Zeit allerdings habe sich eine Sonate von César Franck gleichsam in ihr Leben geschlichen, mit der Judith Stapf und Marco Sanna den Abend beendeten. Der Deutsch-Belgier César Franck schenkte dieses großartige Werk einem befreundeten Geiger zu dessen Hochzeit.

In A-Dur und in vier Sätzen erlebt der Zuhörer eine Reise in die eigene Psyche. „Das Werk führt durch die vier verschiedenen Phasen, durch die ein Paar gehen muss“, beschrieb Marco Sanna in seiner Anmoderation das Phänomen.

In der ersten Phase des Kennenlernens dominiere das Unbestimmte: „Keiner weiß so recht, was los ist, außer: Es liegt was in der Luft.“ Dann entbrenne die Leidenschaft und der erste Streit. Den vierten Satz der streckenweise absonderlich prüde wirkenden Musik Francks bestimmte ein strahlendes A-Dur. Ohne Zugabe durften Judith Stapf und Marco Sanna die Aula des Hermann-Josef-Kollegs nicht verlassen.

www.kloster-steinfeld.de

pp/Agentur ProfiPress