„Ins gelobte Land, die Eifel…“
Pfarrer Gregor Stepkes (94) beging im „Haus Effatta“ der Communio in Christo das seltene Fest des 70. Weihejubiläums – Der Wunsch, Priester zu werden, entstand in der Nazizeit – Schöne Kindheits- und Geschwistererinnerungen, aber auch das Bewusstsein eigener Unzulänglichkeit
Mechernich/Blankenheim – In aller Stille feierte Pfarrer Gregor Stepkes (94) im Seniorenheim „Haus Effatta“ der Communio in Christo in Blankenheim am Dienstag sein 70. Weihejubiläum. Er erzählte von seiner Kindheit und Jugend in einem durch und durch katholischen Elternhaus – und auch von der Schuld und Unzulänglichkeit, die ein so langes Leben als Seelsorger zwangsläufig nach sich ziehe.
Der gebürtige Krefelder war am 28. Februar 1953 im Hohen Dom zu Aachen von Bischof Johannes Joseph van der Velden mit 22 anderen Diakonen zum Priester geweiht worden. Stepkes, von dessen fünf Geschwistern ein anderer ebenfalls Priester und der jüngste Bruder Johannes Ständiger Diakon wurde, ist der letzte des Weihejahrgangs, der noch lebt.
Zu seinem Gnadenpriesterjubiläum besuchten ihn unter anderem Father Jaison Thazhathil, der Generalsuperior des Ordo Communionis in Christo aus Mechernich, dessen Stellvertreter, der Mechernicher Diakon Manfred Lang, und Spiritual Pater Rudolf Ammann ISch aus Blankenheim.
Das Eiserne und Diamantene Priesterjubiläum hatte Gregor Stepkes noch in der Pfarrkirche Alendorf unter anderem mit den Aachener Weihbischöfen Karl Reger und Dr. Johannes Bündgens sowie seinem Freund Generalsuperior Karl-Heinz Haus feiern können. Reger, der heutzutage in einem Altenheim in Gemünd lebt, war seinerzeit Kaplan bei Pfarrer Stepkes in Viersen.
„Wege Gottes geheimnisvoll“
„Die Wege Gottes sind für Menschen ein Geheimnis“: Mit diesem Zitat ehrte Generalsuperior Jaison Thatzathil den Zitatgeber selbst, Pfarrer Gregor Stepkes, als er vor fünf Jahren die Festpredigt beim Eisernen Weihejubiläum hielt: „Wir freuen uns sehr und wir sind alle sehr stolz auf Sie, dass Sie solange durchgehalten haben und wir heute Gott danken, dass Er uns einen so guten Hirten gegeben hat.“
Pfarrer Gregor Stepkes berichtete den Besuchern der Communio in Christo an seinem Weihetag von der Kindheit und der Zuneigung unter den Geschwistern. Seine Schwester Maria Fidelis lebte bis vor kurzem ebenfalls noch im „Haus Effatta“ der Communio.
Ein Leben, das ganz Gott geweiht ist, sei nicht ein Zustand, den man in einem Moment erreichen könne. Glaube sei ein Prozess. Wie das Gold im Feuer gereinigt werde, so werde der Glaubende im irdischen Leben geprüft. Das Licht, das Pastor Stepkes auch im 95. Lebensjahr noch ausstrahle, sei sein tiefer Glaube an Christus, der ihn zu seinem Dienst berufen habe, so Thazhathil.
Pastor Gregor Stepkes lernte Mutter Marie Therese, die Gründerin der Communio in Christo, und ihr außerordentliches Charisma schon in den 70er Jahren kennen. Als Konsequenz daraus entschied er sich 2008, in das von der Mutter gegründete Haus „Effata“ nach Blankenheim zu gehen: „Dort habe ich die Zeit, die Schriften der Mystikerin Mutter Marie Therese tiefer zu studieren, denn in ihren Schriften spricht Gottes Stimme zu uns.“
Vater von Nazis abgesetzt
Stepkes‘ Ruf zum Priesteramt sei in der Nazizeit an ihn gedrungen. Sein Vater Johannes wurde von den Nationalsozialisten als Bürgermeister der Stadt Kleve abgesetzt, weil er nicht Mitglied der NSDAP werden wollte. Es folgten entbehrungsreiche Jahre, in denen eine willkürlich Bekannte, eine Köchin, und ein mit dem Vater befreundeter Rechtsanwalt die Familie vor dem ökonomischen Ruin bewahrten.
„Ich wollte einen Beruf haben, der auch dann noch Bestand hat, wenn sie mich nackt ausziehen und in den Gasofen jagen“, sagte Pastor Stepkes in einem Interview mit der Agentur ProfiPress: „In der Nazizeit lernte ich von meinen Eltern Gottvertrauen. Der Glaube kam für uns nicht von außen, sondern war Ausdruck eines tiefen Lebensgefühls.“
Aus den Erfahrungen in der Nazizeit heraus sei er Priester geworden. Und so besuchte Gregor Stepkes das Priesterseminar in Aachen und wurde 1953 zum Priester geweiht. Als Kaplan kam er nach Viersen. Später trat er seine zweite Stelle als Kaplan in Rheydt in der Herz-Jesu-Gemeinde an.
Dort wurde Pfarrer Stepkes unter anderem für sechs Jahre Seelsorger der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) bis 1968. Father Jaison: „Dann ging er für 25 Jahre als Pfarrer nach Sankt Josef und zusätzlich als Dechant nach Viersen. 1993 verließ er alles und kam ins gelobte Land – in die Eifel.“
„Stimme Gottes spricht zu uns“
Zur Priesterweihe am 28. Februar 1953 wählte Gregor Stepkes einen Vers aus der Geheimen Offenbarung: „Und der Geist und die Braut sagen: Komm! Und wer es hört, spreche: Komm: Und wen dürstet, komme. Und wer will, empfange lebendiges Wasser umsonst.“
Am 23. Februar 1971 legte Gregor Stepkes das Ewige Versprechen in der Priestergemeinschaft Unio Jesus Caritas ab und am 1. September 1977 in Mechernich-Holzheim die Versprechen in die Hände von Mutter Marie Therese. Gregor Stepkes glaubt an ihr außerordentliches Gründungscharisma – bis heute: „In ihren Schriften spricht die Stimme Gottes zu uns.“
pp/Agentur ProfiPress