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Enttäuschung auf ganzer Linie

Rheinische Getreideernte auch im Stadtgebiet Mechernich mit unterdurchschnittlichem Ergebnis nahezu abgeschlossen

Mechernich – Die diesjährige Getreideernte im Rheinland lässt nur ein Fazit zu. „Ertrag und Qualität sind eine Katastrophe“, erklärte Bernhard Conzen, der Präsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes (RLV), dem Mechernicher „Bürgerbrief“ unumwunden.

Bereits bei der Wintergerstenernte meldete der RLV einen Ertragsrückgang über 20 Prozent auf im Schnitt 67 bis 70 Doppelzentner pro Hektar (dz/ha). Auch beim Winterweizen, der im Rheinland auf 76.000 Hektar angebaut wird, habe sich dieses miserable Ergebnis faktisch gehalten.

Bereits bei der Wintergerstenernte meldete der Rheinische Landwirtschaftsverband einen Ertragsrückgang über 20 Prozent auf im Schnitt 67 bis 70 Doppelzentner pro Hektar (dz/ha). Auch beim Winterweizen, der im Rheinland auf 76.000 Hektar angebaut wird, habe sich dieses miserable Ergebnis faktisch gehalten. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Bereits bei der Wintergerstenernte meldete der Rheinische Landwirtschaftsverband einen Ertragsrückgang über 20 Prozent auf im Schnitt 67 bis 70 Doppelzentner pro Hektar (dz/ha). Auch beim Winterweizen, der im Rheinland auf 76.000 Hektar angebaut wird, habe sich dieses miserable Ergebnis faktisch gehalten. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Der durchschnittliche Hektarertrag für die diesjährige Weizenernte wird mit 72 dt/ha angegeben. Für die fruchtbaren Bördeböden sind Durchschnittserträge von knapp 90 dt/ha üblich. Auch die Qualität des Weizens entspricht dieses Jahr nur selten den Anforderungen der Mühlenwirtschaft für Brotgetreide. Entweder fehlt es am sogenannten Hektolitergewicht, mit dessen Bestimmung indirekt Aussagen über die mögliche Mehlausbeute gemacht werden können, oder es fehlt an Eiweißgehalten.

Weizen landet im Viehfutter

„Letztlich bedeutet dies für unsere Landwirte, dass ein großer Teil der Weizenernte als Futtergetreide vermarktet werden muss“, heißt es in einer Pressemitteilung. Das bedeutet Einnahmenverluste für die Getreidebauern und einen wegen des Klimawandels beklagten Umweg in der Nahrungskette über die Schlachtviehverwertung. Conzen: „Schließlich gelangt ein großer Teil der Ernte nur über den Tiermagen in die menschliche Ernährung“.

Die Gründe für die schlechte Ernte liegen im Wetterverlauf. Es war während der gesamten Vegetationsperiode zu nass. Nicht selten wurde an den rheinischen Wetterstationen bereits im Juli die Niederschlagsmenge eines durchschnittlichen Jahres gemessen. In der sensiblen Phase der Getreideblüte fehlte zudem Sonne. „Pflanzen funktionieren wie Photovoltaikanlagen“, so der RLV-Präsident, „fehlt die Sonne, fehlt die Energie, um Erträge zu bilden.“

Bei der Rapsernte – hier vor der Kulisse des Mechernicher Bleibergs – war ein Ertrag von nur 35 dz/ha zu verzeichnen. Die Ölgehalte lagen allerdings mit 43 Prozent auf Vorjahresniveau. Foto: Ronald Larmann/pp/Agentur ProfiPress
Bei der Rapsernte – hier vor der Kulisse des Mechernicher Bleibergs – war ein Ertrag von nur 35 dz/ha zu verzeichnen. Die Ölgehalte lagen allerdings mit 43 Prozent auf Vorjahresniveau. Foto: Ronald Larmann/pp/Agentur ProfiPress

Dieser Effekt sei bei der Rapsernte mit einem Ertrag von nur 35 dz/ha zu Buche geschlagen. Die Ölgehalte lagen allerdings mit 43 Prozent auf Vorjahresniveau. Frustrierend für die Landwirte sei die aktuelle Marktsituation. Trotz deutlich niedrigerer Ernteergebnisse in allen wichtigen EU-Erzeugerländern wie Frankreich stehen die Preise für Getreide und Ölsaaten unter Druck und liegen mit rund 19 €/dz für Weizen deutlich unter dem Vorjahresniveau.

Als Gründe nennen die Experten hohe Lagerbestände aus dem Vorjahr sowie das mangelnde Kaufinteresse wichtiger Importländer. „Getreide ist ein internationales Handelsgut, hier müssen wir den Weltmarkt betrachten, die regionale Produktion hat keinen Einfluss“, betont Bernhard Conzen.

Ukrainisches Korn bleibt in Europa

Belastend auf die Preisbildung in der Europäischen Union wirke sich zudem der fehlende Abfluss von ukrainischem Getreide aus, das durch den Wegfall der Handelsrouten über das Schwarze Meer nicht mehr direkt den Weg auf den Weltmarkt finde, sondern auf dem innereuropäischen Binnenmarkt lande.

„Die aktuelle Politik macht es uns nicht leichter“, sagt der Bauernverbandspräsident: „Statt sachgerechte Antworten auf die Herausforderungen der Zukunft zu geben, regiert Berlin mit einem bürokratischen Klein-Klein aus Auflagen und Verboten.“ Conzen: „Wir müssen endlich wieder zu mehr Fachlichkeit kommen. Wir brauchen eine Düngung, die sich am Bedarf der Pflanzen orientiert, damit wir marktfähige Produkte erzeugen können. Wir brauchen eine ausreichende Zahl von Pflanzenschutzmitteln, um den Herausforderungen des Klimawandels mit immer neuen Pflanzenkrankheiten und Schädlingen angemessen begegnen zu können, und wir brauchen einen Innovationsschub in der Pflanzenzüchtung, damit die Klimaanpassung gelingen kann“.

Bei Äpfeln hat sich die Erntemenge in NRW nach ersten Schätzungen im Vergleich zum Vorjahr nahezu halbiert. Die Erdbeerernte ist laut statistischem Landesamt IT.NRW die geringste der vergangenen zehn Jahre. Foto: LVR/pp/Agentur ProfiPress
Bei Äpfeln hat sich die Erntemenge in NRW nach ersten Schätzungen im Vergleich zum Vorjahr nahezu halbiert. Die Erdbeerernte ist laut statistischem Landesamt IT.NRW die geringste der vergangenen zehn Jahre. Foto: LVR/pp/Agentur ProfiPress

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ meldet in seiner Freitagsausgabe auf der Titelseite, dass auch die Erträge bei Äpfeln, Kartoffeln, Erdbeeren und den wichtigsten Getreidearten einbrechen. Beim Winterweizen hätten die rheinischen Landwirte die schlechteste Ernte seit 30 Jahren eingefahren, so die nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen. Besser seien die Aussichten für die Erträge bei Mais, Zuckerrüben und Spätkartoffeln.

Bei Äpfeln hat sich die Erntemenge in NRW nach ersten Schätzungen im Vergleich zum Vorjahr nahezu halbiert. Die Erdbeerernte ist laut statistischem Landesamt IT.NRW die geringste der vergangenen zehn Jahre. Schwierig verlief auch die bisherige Kartoffelernte. Schlechte Pflanzbedingungen und Krankheiten wie Kraut- und Knollenfäule haben laut Landwirtschaftskammer zu teilweise erheblichen Ausfällen geführt.

Der Grund für die Ernteausfälle liegt in der besonders nassen Witterung. „Was der Regeneration des Grundwassers und den vielfach ausgetrockneten Böden gutgetan hat, hat im Jahresverlauf enorme Herausforderungen für die Landwirtschaft gebracht“, sagte Ministerin Gorißen.

50 Prozent mehr Niederschläge

Die Niederschlagsmengen zwischen August 2023 und Juli 2024 lagen fast 50 Prozent über dem langjährigen Mittel. Nach Angaben des Präsidenten der Landwirtschaftskammer NRW, Karl Werring, waren zum Zeitpunkt der Aussaat und Pflanzungen viele Ackerflächen zu nass und konnten nicht mit Traktoren befahren werden. Viele Pflanzen hätten nicht überlebt, weil sie im Winter unter Wasser standen.

Der übermäßige Regen habe in diesem Jahr in ganz Deutschland zu einer schlechten Getreideernte geführt. Laut Deutschem Bauernverband ist von 39,3 Millionen Tonnen nach 42 Millionen Tonnen bei der Ernte 2023 auszugehen. „Wir konnten leider nur eine unterdurchschnittliche Ernte einfahren“, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied in Berlin. Sie sei erneut eine Zitterpartie gewesen, die mit großer Enttäuschung geendet habe.

pp/Agentur ProfiPress