Ein Leben für die Krippe
Reiner Jakobs aus Höfen ist seit Jahrzehnten als „Singender Hirte“ bekannt – Einst Fahrer der Politprominenz im Kreis Aachen – Landschaftskrippe von 2. Dezember bis 28. Januar täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet
Monschau-Höfen – Die Passion von Reiner Jakobs, dem „Singenden Hirten“, war von klein auf vorbestimmt. Schon als Knirps hat er sich zu Hause unter der Krippe versteckt, Weihnachtslieder gesungen und sich dabei auf dem Akkordeon begleitet. „Die Leute haben gedacht, das sei ein Plattenspieler“, erzählt Jakobs dem Reporter der KirchenZeitung für das Bistum Aachen – Ausgabe Eifel und lacht dabei in seinen weißen Rauschebart hinein. Das war die Zeit, als die Menschen in Höfen an einem Adventssonntag von Haus zu Haus zogen, um die Krippen der Nachbarn zu bestaunen.
Heutzutage versteckt sich der 76-Jährige nicht mehr. Seit Jahrzehnten ist er in den selbst errichteten Krippen präsent und singt von morgens bis abends Weihnachtslieder. Jeder darf ihm dabei zuhören und auch mitsingen. In diesem Jahr geht es am 2. Dezember los. Bis 28. Januar sitzt er täglich von 10 bis 18 Uhr in der Höfener Kirche mitten in der 30 Meter breiten und acht Meter hohen Landschaftskrippe, die sogar den Altar umrahmt – auch sonn- und feiertags. Die Besucher werden um Spenden für den Förderkreis „Krebskranke Kinder im Klinikum Aachen“ gebeten. Auf etwa eine halbe Million Euro schätzt Jakobs den Gesamterlös.
Reiner Jakobs war natürlich nicht schon immer der „Singende Hirte“, der Anfang des Jahres beim Neujahrsempfang am Tisch von Bundespräsident Joachim Gauck im Schloss Bellevue saß und nur wenige Tage später das Bundesverdienstkreuz erhielt. Bis 1972 fuhr der gelernte Weber im Kreis Monschau einen Rettungswagen – und war dabei alleine unterwegs. „Das ist heute undenkbar“, erklärt er. Anschließend wurde er Fahrer im Kreis Aachen, fuhr unter anderem Oberkreisdirektor Friedrich Wilhelm Janssen oder Landrat Helmut Schwartz. Die letzten fünf Berufsjahre war er als Hausmeister in der Monschauer Stadtverwaltung beschäftigt.
Neben den Krippen war die Musik schon immer eine Leidenschaft Jakobs‘. Als Junggeselle (was auch schon etwas her ist, denn er und seine Frau Irmgard feiern im Dezember Goldhochzeit) hat er in der Tanzkapelle „Starlights“ gesungen und Gitarre gespielt. Noch heute musiziert er jeden Tag. „Wenn ich nicht jeden Tag singen würde, könnte ich die zwei Monate als singender Hirte nicht durchhalten, die Stimme muss trainiert sein“, erzählt er der KirchenZeitung.
Geprobt wird im Keller. Dort stehen seine Panflöte und Mundharmonikas, an der Wand hängen mehrere Gitarren, auch eine abgewetzte Fender Stratocaster aus der Zeit bei den „Starlights“. Der Keller dient auch als Aufbewahrungsort für die 250 Tiere aus der Höfener Krippe. Es ist jedes Jahr aufs Neue eine logistische Meisterleistung, die Tiere in den Zimmern regelrecht zu stapeln.
Aber mit solchen Problemen kennt sich Jakobs aus. 1985 hat er mit einer lebenden Krippe in Höfen angefangen. „Das erste Mal fand auf dem Schulhof statt, da kamen nur 20 Leute nach der Messe“, erinnert er sich. Nach dem Umzug der Krippana von Höfen nach Losheim baute er ab 1989 die lebende Krippe auf Burg Monschau mit auf. „Das war ein idealer Spielort, wenn es dunkel ist, ist es dort herrlich“, sagte Jakobs. Doch der Aufwand war immens. Mindestens 20 Anhängerladungen brauchte es, um das ganze Material für die Krippe zur Burg zu bringen. „Dabei haben wir uns öfter festgefahren“, weiß Jakobs noch.
Die lebende Krippe fand draußen statt. Für den lädierten Rücken von Reiner Jakobs war das kalte Wetter furchtbar. Da kam die Anfrage aus Höfen, ob er in der Kirche eine Krippe errichten wolle, gerade recht. Rund um den Altar bauen Jakobs und seine Helfer seit 23 Jahren die Landschaftskrippe auf. „Schon Franz von Assisi hat Messen in Krippen gehalten“, weiß Jakobs. Drei Wochen brauchen sie für den Aufbau, drei bis vier Tage für den Abbau. Und dann kommt auch der Rauschebart wieder ab.
pp/Agentur ProfiPress