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AllgemeinLit.Eifel

Das Weib und der Garten

Lit.Eifel-Veranstaltung auf dem Hof Velbrück in Metternich – Der belgische Autor und Journalist Freddy Derwahl las aus seinem Roman „Nonna stirbt“

Weilerswist-Metternich – Eine Lesung in einem alten Pferdestall: Die Kulisse auf dem Hof Velbrück in Metternich, die Verbundenheit zur Natur ausstrahlt, war wie geschaffen für die Lit.Eifel-Lesung des belgischen Autors und Journalisten Freddy Derwahl, der Passagen aus seinem Buch „Nonna stirbt“ vortrug. In den rund 50 Minuten, die Derwahl las, beschrieb er jedes Detail im Eupener Garten seiner Hauptfigur Nonna so ausführlich, dass Verlegerin und Moderatorin Marietta Thien, Hausherrin des Hofs Velbrück, nicht umhinkam, zu sagen, dass sie keinen Roman kenne, in dem so viele Blumenarten genannt werden.

Der belgische Autor Freddy Derwahl las im Rahmen der Lit.Eifel im Alten Pferdestall des Hofs Velbrück in Metternich aus seinem Roman „Nonna stirbt“. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Derwahl ist, zumindest suggerieren das die beiden Passagen aus der belgischen Provinz und der Provence, ein Autor, der der Gattung des Beschreibers zuzurechnen ist. In aller Ausführlichkeit widmete er sich Nonnas Garten, erfasste dabei jedes Detail in einer Fülle, die eines Umberto Eco würdig ist. Derwahl gelingt es dabei aber nicht nur, den Leser (oder in dem Fall Zuhörer) mitten hineinzusetzen in diese „zarte Wildnis“, wie er den Garten nennt, sondern er liefert auch gleich eine Charakterbeschreibung mit.

Denn jene Nonna, die verächtlich „das Weib“ genannt wird, führt eine Liebesbeziehung zu ihrem Garten. Für Nonna, die bald sterben wird, ist das der Vorhof zur Seligkeit. „So stellte sie sich den Garten Eden vor, alles sollte wachsen, keine Frucht, die in diesem Paradies verboten war“, formuliert es Derwahl. Nonnas Lebensrhythmus orientiert sich an der Natur. Ebenso wie den Garten versteht sie auch ihr Sterben als Mitarbeit an der Schöpfung.

Etwa 20 Zuschauer lauschten aufmerksam den Ausführungen des Autors und Journalisten Freddy Derwahl. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Nach einem kurzen Abstecher in Nonnas Garten in der Provence (sowie zwei eingestreuten Gedichten) stellte sich Freddy Derwahl den Fragen der rund 20 Zuschauer – und nahm sich beinahe ebenso viel Zeit dafür, wie für die eigentliche Lesung. Dabei gab er erstaunliche Details preis: Denn Nonna hat es wirklich gegeben. Sie war die Mutter eines gleichaltrigen Freundes. Derwahl erlaubte sich aber künstlerische Freiheit und passte die Figur an. Dennoch ist in seiner Heimat Eupen bekannt, um wen es sich handelt „In der Stadt leben 18.000 Menschen, da kennt jeder jeden“, erklärt er.

Keine kleinbürgerliche Rücksicht

Die Freundschaft ist über das Buch zerbrochen, obwohl die Familie das Manuskript vorab erhalten hatte. Doch außer der Beschreibung „komisch“ habe Derwahl keine Rückmeldung erhalten. „Mein Freund hatte eine andere Vorstellung von seiner Mutter“, berichtet Derwahl. Doch in letzter Hinsicht ist er dann konsequent. „Ich kann beim Schreiben keine kleinbürgerliche Rücksicht nehmen. Ich schreibe so, wie es raus muss und sein muss“, rechtfertigt er sein Tun.

Hausherrin Marietta Thien begrüßte das Publikum und stellte Freddy Derwahl vor. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

So, wie Freddy Derwahl Nonna beschreibt, blieb eine Frage nicht aus, die eine Zuschauerin auch stellte: War er in die Mutter seines Freundes verliebt? „Nein, ich habe sie nicht geliebt, sondern nur ihre unglaublich starke Fraulichkeit bewundert“, gibt er als Antwort. Mit seinem Buch wollte er ihr ein Denkmal setzen. „Nonna stand in einer mütterlichen Beziehung zu Pflanzen und Tieren.“ Ihre Krankheit habe sie, ohne zu leiden oder zu jammern, angenommen wie die Kälte im Winter.

Auch das Thema Garten beschäftigte die Besucher der Lesung. „Wir sind ein angenehmes Publikum, weil wir alle selbst einen Garten haben. Das Glück, das wir in einem Garten finden, wird deutlich und ist gut beschrieben“, meinte eine Zuschauerin. Und natürlich interessierte es sie, ob Freddy Derwahl selbst einen Garten habe.

Freddy Derwahl war ausgesprochen angetan von dem aufmerksamen und wissbegierigen Publikum. Ihm hat die Veranstaltung sichtlich Spa0 gemacht. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

„Wir haben sogar einen sehr großen und schönen Garten“, war die Antwort. Denn Derwahl und Familie leben auf einem alten Bauernhof mit ganz vielen Tieren, darunter Hühner, vier Hunde und 13 Katzen, früher auch noch Schweine und Esel. „Unsere fünf Kinder sind dort alle sehr glücklich aufgewachsen“, erinnert er sich.

Und dann verfällt er, wie im Buch, wieder ins Beschreiben. Es geht um seinen Teich, der auch im Roman vorkommt, der sich dort aber in Nonnas Garten befindet. „Das Wasser nimmt einen Kreislauf, über ein Pumpensystem werden die Pflanzen bewässert. Und im Sommer bin ich noch jeden Morgen reingesprungen. “

Am Ende der Veranstaltung bestand die Möglichkeit, sich ein Exemplar von „Nonna stirbt“ signieren zu lassen. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

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