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Blick ins Krematorium

Blick ins Krematorium
Eröffnungsfeier mit Sekt und Imbiss – Beim Tag der offenen Tür Führungen durch die neue Feuerbestattungsanlage in Mechernich
Mechernich – “Wir möchten den Menschen Gelegenheit geben, einmal zu sehen, was sich hinter den Mauern eines Krematoriums abspielt”, sagte Ralf Hemmersbach, Geschäftsführer der Krematorium Bonn-Rhein-Erft GmbH, die die Anfang August in Betrieb genommene Einäscherungsanlage in Mechernich unterhält. Doch bevor interessierte Bürger am vergangenen Samstag von mittags bis abends die Möglichkeit hatten, den Neubau an der B 477 nahe des Mühlenpark-Kreisverkehrs in Augenschein zu nehmen, fand im Beisein von Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, zahlreichen Ratsvertretern sowie Regionaldekan Erik Pühringer und einem Vertreter der evangelischen Kirchengemeinde Roggendorf eine offizielle Einweihungsfeier statt.
Dabei sparte Hemmersbach nicht mit Lob an Politik und Verwaltung. “Hervorragend”, so der Geschäftsführer, sei die Zusammenarbeit mit der Stadt Mechernich gewesen, “rekordverdächtig kurz” die Bauarbeiten – trotz des langen Winters: Am 15. November wurde der erste Spatenstich auf dem ehemaligen Bergbaugebiet Elisabethhütte getan, am 1. August ging das Krematorium in Betrieb. “Als zweitjüngstes in Deutschland”, so Hemmersbach.
Bundesweit gibt es rund 150 Einäscherungsanlagen, in den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl der Feuerbestattungen steil angestiegen. Mit einem Anteil von 60 bis 70 Prozent sei die Einäscherung im nördlichen Teil des Kreises Euskirchen mittlerweile die beliebteste Bestattungsform. Hemmersbach: “Im Südkreis sind es 30 bis 35 Prozent.”
“Die Einweihung des Krematoriums ist schon etwas Besonderes”, sagte Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, schließlich sei eine solche Anlage mit Emotionen und auch mit Voreingenommenheit behaftet. Rat und Verwaltung dankte er für den “sehr offenen Umgang” mit dem Thema. Trotz aller Aufgeschlossenheit, so Schick, sei es ein steiniger Weg gewesen. 2003 war ein erster Versuch, in Mechernich ein Krematorium zu gründen, gescheitert. Jahrelang dauerte es bis zur Verwirklichung des Projektes, weil ein Mitbewerber seinerzeit versucht hatte, sich mittels eines Gerichtsverfahrens unliebsame Konkurrenz vom Hals zu halten. “Doch nun müssen Angehörige, die ihre Verstorbenen einäschern lassen möchten, keine weiten Wege mehr in Kauf nehmen”, begrüßte der Bürgermeister die Einrichtung, mit der zudem vier neue Arbeitsplätze geschaffen worden seien.
Anschließend führte Geschäftsführer Hemmersbach die Gäste durch das 700 Quadratmeter große Gebäude, dessen Herz der computergesteuerte Einäscherungsofen mit Einfahrmaschine ist. Dieser arbeite mit Temperaturen von mindestens 850 Grad Celsius, teils aber auch im vierstelligen Bereich und beginne augenblicklich zu brennen, sobald der Sarg eingezogen ist. “Nach knapp einer Stunde ist der Verstorbene vollständig zu Asche zerfallen”, so Hemmersbach. In der Asche enthaltene Metallteile, wie etwa künstliche Kniegelenke, würden mittels Magnet entfernt. Durch einen feuerfesten Stein, in den eine Registriernummer eingraviert und der dem Sarg beigegeben werde, seien Verwechslungen ausgeschlossen.
Interessiert ließen sich die Besucher auch die hochmoderne Filteranlage für die bis zu 1000 Grad Celsius heißen Abgase erklären. “Fünf Stück Buchenscheite, die Sie zuhause in Ihrem Kamin verbrennen, verursachen mehr Emmissionen als eine Einäscherung”, verglich Hemmersbach. Nicht zur Debatte stehe, die Abwärme zu Energiezwecken zu nutzen. “In Köln hat es Überlegungen gegeben, die Abwärme ins Fernwärmenetz einzuspeisen. Aus Pietätsgründen ist dies verworfen worden”, erklärte er auf eine entsprechende Frage.
Im ersten Jahr finden in Mechernich voraussichtlich 2.200 Feuerbestattungen statt. Diese Zahl soll sich bis 2014 auf 3.000 Einäscherungen erhöhen. Sollte es in Zukunft jährlich mehr als 4.500 Kremierungen geben, ist Raum genug vorhanden für einen zweiten Ofen.

“Es gab sie zwar bereits im Altertum, doch noch vor 50 oder 60 Jahren waren Feuerbestattungen eine Seltenheit. Heute sind sie im stark wirtschaftlich geprägten Bestattungswesen nicht mehr wegzudenken”, fasste Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick den gesellschaftlich bedingten Wandel in der Bestattungskultur zusammen und wünschte Hemmersbach nicht zuletzt auch den nötigen wirtschaftlichen Erfolg. Zirka 400 Euro kostet eine Einäscherung.
pp/ProfiPress

Manfred Lang

04.10.2011