Kreis: Bleibelastung hält an
Gesundheitsamtsleiter Christian Ramolla: „Werte sinken aber, das ist der gute Teil der Nachricht“ – Tageszeitungen mahnen zur „Vorsicht bei Gemüse aus dem eigenen Garten“
Mechernich/Kall – Die neusten Bleibelastungsuntersuchungen bei Kindern im Raum Kall/Mechernich („Bleiberg“) weisen erwartungsgemäß und wie immer über den gesetzlichen Normen liegende Werte aus. „Aber sie sinken bereits“, so der gute Teil der Nachricht laut Gesundheitsamtsleiter Christian Ramolla gegenüber der Rheinischen Redaktionsgemeinschaft, die die beiden im Mechernicher Stadt- und Euskirchener Kreisgebiet erscheinenden Kölner Tageszeitungen mit gleichlautenden lokalen Nachrichten herausgibt.
Seit Oktober sei die neu eingerichtete Fachstelle für Umweltmedizin beim Euskirchener Gesundheitsamt vollständig besetzt, beginnt der Redakteur Thorsten Wirtz seinen Bericht. Der Beschluss zur Einrichtung der Fachstelle sei bereits im vergangenen Jahr vom Kreistag gefasst worden, aber die Personalsuche sei nicht ganz einfach gewesen, so Ramolla. Umweltmediziner und Toxikologen seien rar am Arbeitsmarkt.
Vier Mitarbeiterinnen seien mittlerweile in der Fachstelle tätig, die der für Gesundheit und Umweltbelastung zuständige Kreis Euskirchen unter anderem als Reaktion auf die vor einigen Jahren neuerlich bewusst ins öffentliche Bewusstsein gerückten Bleibelastungen im Raum Mechernich und Kall eingerichtet hatte. Das Thema Blei stehe hierzulande zwar im Mittelpunkt der Fachstelle, aber gerade im Hinblick auf den Klimawandel gebe es „noch viele weitere Aufgaben in der Umwelt- und Sozialmedizin“, so Ramolla.
„Abnehmende Tendenz“
Koordinatorin sei Katja Ziemann, eine Veterinärin mit Zusatzstudium Toxikologie. Ihre Mitarbeiterinnen seien eine Humanmedizinerin, die sich in Weiterbildung zur Umweltmedizinerin befinde, und zwei Sozialmedizinische Assistentinnen.
Die neusten Bleimesswerte bei Kindern vom Bleiberg seien „erst vor kurzem“ vom Gesundheitsamt ausgewertet worden, heißt es in dem Tageszeitungsbericht. „Die Ergebnisse stimmen zuversichtlich“, schreibt Thorsten Wirtz und zitiert Kreispressereferent Wolfgang Andres mit den Worten: „Auch wenn die Blutbleikonzentrationen bei fast allen Kindern noch oberhalb der derzeitigen Referenzwerte liegen, zeigt sich erfreulicherweise eine abnehmende Tendenz der Bleikonzentrationen im Blut.“
Aktuell befänden sich noch 54 Personen in der Dauerbetreuung. „Das sind Kinder und Jugendliche, bei denen in der Studie 2021 erhöhte Bleiwerte im Blut festgestellt worden waren, und deren Angehörige“, sagte Christian Ramolla der Rheinischen Redaktionsgemeinschaft.
Damals waren bei insgesamt 182 Kindern und Jugendlichen erhöhte Bleiwerte registriert worden. Derzeit würden weitere Blut-Entnahmetermine für den Zeitraum Januar/Februar 2023 verabredet, so wird der Gesundheitsamtsleiter weiter zitiert – „auf Wunsch auch mit individuellen Beratungsgesprächen“. Man stehe im Kontakt zu den betroffenen Familien.
Blei auch Erbe der Preussag
„Ziel ist es, die Blutbleikonzentrationen zweimal jährlich zu kontrollieren – jeweils im Winter- und im Sommerhalbjahr –, um die beeinflussenden Faktoren besser einschätzen zu können“, sagte der Gesundheitsamtsleiter zu Thorsten Wirtz. Die neue Fachstelle will die Bleibelastung im Raum Kall und Mechernich auch künftig in Zusammenarbeit mit Kindergärten und Schulen thematisieren. Das sei „so wichtig wie Händewaschen und Zähneputzen“, so der Kreis. Geplant sei zudem eine dauerhafte Sprechstunde zum Thema Bleibelastung für Bürger aus der 1957 von der halbstaatlichen Preussag ungeschützt und nicht rekultiviert hinterlassenen Bleibelastungszone.
pp/Agentur ProfiPress