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AllgemeinRotes Kreuz im Kreis Euskirchen

Begegnungen ermöglichen

Ukrainische Geflüchtete finden beim Roten Kreuz im Kreis Euskirchen einen Platz für Begegnungen – Im Mehrgenerationenhaus in der Kommerner Straße können sich Ukrainische Familien treffen, Netzwerke bilden, sich von Rotkreuz-Helfern beraten lassen oder einfach nur ein paar unbeschwerte Stunden genießen

Euskirchen – Geflüchteten aus der Ukraine bietet das Rote Kreuz im Kreis Euskirchen seit Anfang März einen Platz für Begegnungen mit anderen Menschen aus der Ukraine an, die auch vor dem Krieg geflohen sind. Und zwar jeden Freitag im DRK-Mehrgenerationenhaus an der Kommerner Straße in Euskirchen.

Dort haben bislang bereits mehr als 300 Geflüchtete die Möglichkeit zum Austausch und zur Beratung genutzt. Ins Leben gerufen wurde die wöchentliche Veranstaltung vom Team Migration/Integration des Rotkreuz-Kreisverbandes Euskirchen unter der Leitung von Boris Brandhoff.

Das Team Migration/Integration des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen ist seit Anfang März in der Ukrainehilfe aktiv, hier (v.l.) Joumana El Khodr, Sabine Heines, Thomas Weber, Kevin Löhr, Guranda Nass, Philipp Scholzen und Boris Brandhoff. Foto: Christian Behrens/pp/Agentur ProfiPress

Wenn Svetlana freitags im Garten des Mehrgenerationenhauses in Euskirchen sitzt, hat sie ein paar unbeschwerte Stunden. Die 46-Jährige kann sich dort mit anderen ukrainischen Geflüchteten austauschen und ihr zehnjähriger Sohn genießt das Kinderprogramm, das die Rotkreuz-Mitarbeiter anbieten.

Was dem Jungen in der schwierigen Situation Halt gibt: Beim DRK-Freitagstreff kann er mit Gleichaltrigen spielen und in seiner Muttersprache reden. Vor zwei Monaten wohnte Svetlana noch mit ihrem Mann und zwei Söhnen im Norden der Ukraine an der russischen Grenze.

Dann erreichte sie dort der Krieg mit voller Wucht. Das Haus ihrer Eltern wurde komplett zerstört – Tag und Nacht heulten die Luftschutzsirenen. Svetlana und ihr jüngerer Sohn konnten gerade rechtzeitig mit dem Bus nach Deutschland fliehen. Ihr Mann und ihr 20-Jähriger Sohn durften sie nicht begleiten, wie so viele ukrainische Männer im wehrfähigen Alter.

Svetlana ist mit Ihrem zehnjährigen Sohn aus der Ukraine nach Euskirchen geflohen. Zuerst konnte sie bei einer Euskirchener Familie wohnen. Seit kurzem hat sie eine eigene kleine Wohnung. Foto:  Christian Behrens/pp/Agentur ProfiPress

Viele haben im Bus geweint

Fünf Tage saßen Svetlana und ihr Sohn im Bus Richtung Westen. „Für die meisten war es eine Fahrt in ein unbekanntes Land“, berichtet Svetlana mit Tränen in den Augen: „Viele Menschen im Bus haben geweint.“

Solche und ähnliche Geschichten kann man jeden Freitag im Garten des DRK-Mehrgenerationenhauses hören. Dort sitzen ukrainische Geflüchtete aller Generationen und berichten einander von ihrer gefährlichen Flucht, oder welche Erfahrungen sie in Deutschland bereits gemacht haben. Das hilft beim Verarbeiten des Erlebten.

Der Flüchtlings-Treff, den das Team Migration/Integration Anfang März initiiert hatte, war von Beginn an erfolgreich. „Wir wollten einfach nur Begegnungen möglich machen und jetzt sind schon insgesamt mehr als 300 ukrainische Geflüchtete bei uns gewesen“, erzählt Boris Brandhoff, Mitinitiator des Projektes.

Sich gegenseitig helfen: Freitags-Treff ukrainischer Geflüchteter im Garten des Rotkreuz-Mehrgenerationenhauses in der Kommerner Straße in Euskirchen. Foto: Christian Behrens/pp/Agentur ProfiPress

Viele Geflüchtete sind bereits Stammgäste geworden. Für sie ist der Freitagstreff beim Roten Kreuz ein kleines Stück Heimat in der Fremde. Diejenigen, die schon länger im Kreis Euskirchen sind, beraten die Neuankömmlinge, wie sie die ersten Schritte in Deutschland machen und auch Probleme bewältigen können. Das Erfahrungswissen hilft oft. Wenn nicht, dann können sich die Geflüchteten von Mitarbeitern des Roten Kreuzes beraten und unterstützen lassen.

Während sich die Erwachsenen bei Kaffee und Kuchen unterhalten, spielen die Kinder mit DRK-Betreuern oder auf dem Spielplatz des Mehrgenerationenhauses. In einer Ecke sitzen ukrainische Kinder mit Malpinseln in den Händen an einem großen Tisch. Ludmilla Krause ist Kunstlehrerin und zeigt ihnen den Umgang mit verschiedenen Malutensilien.

Malen für den Stressabbau: Kunstlehrerin Ludmilla Krause unterstützt ukrainische Kinder durch Kunstprojekte. Foto: Christian Behrens/pp/Agentur ProfiPress

Sind nur auf Dienstreise

„Ich will den Kindern beim Malen den Stress nehmen und sie stabilisieren“, sagt sie. Die Ukrainerin ist vor drei Jahren nach Deutschland gekommen und hat hier geheiratet. Jeden Freitag gibt sie den Kindern eine spezielle Malaufgabe. Heute zeichnen die kleinen Künstler ukrainische Landschaften und Städte. „Sie haben beim Malen so viel Spaß und gute Laune. Ich bin dankbar für den Freitags-Treff beim Roten Kreuz in Euskirchen“, sagt Ludmilla Krause

Das DRK-Team Migration/Integration des Kreisverbands Euskirchen bietet den ukrainischen Geflüchteten nicht nur die Möglichkeit des Vernetzens beim Freitagstreff. „Wir bieten das ganze Spektrum an Beratungsdiensten an“, erklärt Boris Brandhoff, der Leiter des Teams Migration/Integration beim Roten Kreuz im Kreis Euskirchen: „Wir helfen bei Behördenangelegenheiten, bei der Suche nach Kinderbetreuung oder beim Sprachunterricht. Wir wollen das Ankommen in Euskirchen erleichtern.“

Svetlana ist mit ihrem Sohn im Kreis Euskirchen gut angekommen. Zuerst konnte sie bei einer Euskirchener Familie wohnen. Seit kurzem hat sie eine eigene kleine Wohnung. Dennoch, die gelernte Pädagogin will sobald es geht, zurück in die Ukraine. Ihrem Sohn hat sie, um ihn zu beruhigen, gesagt, sie seien nur auf einer Dienstreise und bald wieder Zuhause.

Rotkreuz-Freitagstreff für ukrainische Geflüchteten in Euskirchen. Reden und spielen lenken ab, tun gut und schaffen Zusammenhalt. Foto: Christian Behrens /pp/Agentur ProfiPress

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