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Rettermedaille für Hubert Schilles

Floisdorfer Landwirt und Bauunternehmer wurde 2021 zum „Helden der Steinbachtalsperre“, als er den Grundabfluss des überschwappenden Stausees wieder freilegte, jetzt erhielt er mit Verzögerung von Ministerpräsident Wüst eine hohe Auszeichnung

Mechernich-Floisdorf/Düsseldorf – Zu den jetzt in Düsseldorf von Ministerpräsident Hendrik Wüst ausgezeichneten Lebensrettern gehörte auch der Floisdorfer Landwirt und Bauunternehmer Hubert Schilles. Der 68-Jährige hatte bei der Flutkatastrophe im Juli 2021 mit seinem Bagger den verstopften Grundablass der Kirchheimer Steinbachtalsperre wieder freigelegt und damit möglicherweise einen drohenden Dammbruch verhindert, der Hab und Gut Tausender vernichtet hätte.

Auch Carsten Bönsch und Wolf-Christian Lorenz wurden für ihren Einsatz an der Steinbachtalsperre mit der Lebensrettungsmedaille ausgezeichnet. Ebenso freuten sich Sascha Shah, Niklas Roggendorf, Tobias Engels und Alexander Schmidt über die Auszeichnung, wie Julia Reuß für die Rheinische Redaktionsgemeinschaft in den Kölner Tageszeitungen berichtet.

Einmal übersehen oder übergangen, was in den Medien Wellen schlug, jetzt bekam Hubert Schilles, der „Held von der Steinbachtalsperre“, die Lebensrettungsmedaille des Landes in Düsseldorf mit Verspätung. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Einmal übersehen oder übergangen, was in den Medien Wellen schlug, jetzt bekam Hubert Schilles, der „Held von der Steinbachtalsperre“, die Lebensrettungsmedaille des Landes in Düsseldorf mit Verspätung. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Insgesamt waren an dem Abend noch 15 weitere Empfänger der Rettungsmedaille des Landes eingeladen. „Es gibt keinen Orden, den wir so selten vergeben“, betonte Ministerpräsident Hendrik Wüst. Die Rettungsmedaille werde an Menschen verliehen, die ihr Leben in Gefahr brächten, um das anderer zu retten. „Genau das haben Hubert Schilles aus Mechernich, Wolf-Christian Lorenz aus Bad Münstereifel und Carsten Bönsch aus Zülpich getan“, schreibt die Redakteurin.

Der Mann mit dem Rosenkranz

Bauunternehmer Schilles legte den Damm mit seinem Bagger frei, weil er keinen seiner Männer in den gefährlichen Einsatz schicken wollte – und obwohl sein Zwillingsbruder Peter eigentlich mit dem Einsatz an der Reihe gewesen wäre. Berühmt wurde der Floisdorfer nicht nur wegen seines Einsatzes, sondern auch wegen seines Glaubens. Er zeigte den Rosenkranz, den er ständig bei sich trägt, Reportern und Kameraleuten und sagte in Interviews, seine Tat hätte auch jeder andere aus purer christlicher Nächstenliebe und Menschenfreundlichkeit vollbracht.

Vom NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst (r.) bekam Hubert Schilles (2. v. r.) als einer der Wenigen die Rettungsmedaille des Landes verliehen. Foto: Privat/pp/Agentur ProfiPress

Nachdem Hubert Schilles den Abfluss der Talsperre wieder freigeschaufelt hatte, war die Gefahr noch nicht gebannt. „Die elektrischen Schieber für den Abfluss funktionieren nicht“, so der „Kölner Stadt-Anzeiger“ und die „Kölnische Rundschau“: „Lorenz und Bönsch stiegen in den Kontrollgang im Damm, um sie manuell zu öffnen. Doch der Kontrollgang stand zu der Zeit schon brusthoch unter Wasser.“

„Es musste gemacht werden“, sagt Lorenz zwei Jahre später. Dass er dafür jetzt eine solche Auszeichnung erhalte, sei „fast schon übertrieben“. Der Ministerpräsident sieht das anders: „Sie haben gehandelt, als man nicht handeln musste.“ Sein Leben zu riskieren, um andere zu retten, das könne niemand von einem erwarten. Er erlebe es häufig bei Ehrungen, dass die Geehrten nicht so gerne im Rampenlicht stünden.

Die Auszeichnung sei nur zum Teil als Dank zu verstehen, so Wüst: „Es geht auch darum, Ihr Vorbild herauszustellen.“ Es könne andere Menschen ermutigen, ebenfalls selbstlos zu handeln. Darum ermutigt Wüst die Geehrten auch, die Medaille nicht irgendwo hinzustellen, sondern sie im Alltag zu tragen. „Das werde ich nicht machen“, sagte Tobias Engels zu Julia Reuß: „Es soll nicht so aussehen, als würden wir uns mit der Medaille brüsten.“

Der Landwirt und Bauunternehmer ist immer im Dienst, wie in jener Nacht auf dem Damm. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Der Landwirt und Bauunternehmer ist immer im Dienst, wie in jener Nacht auf dem Damm. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Mensch für Mensch rausgeholt

Der Zülpicher wurde gemeinsam mit Sascha Shah aus Zülpich sowie Niklas Roggendorf und Alexander Schmidt aus Euskirchen mit der Rettungsmedaille ausgezeichnet, weil sie Menschen aus einem Bus in der überfluteten Unterführung der L 194 in Euskirchen in Höhe der Zuckerfabrik retteten. Reuß: „Sie müssen Teile des Weges zum Bus schwimmen. Dann retten sie die Menschen – einen nach dem anderen – aus dem Gefährt. Kurz darauf fährt ein Pick-up in die Unterführung und schwimmt ebenfalls auf. Die Insassen retten sich aufs Dach, kommen von dort aber nicht weg. Die Männer retten auch diese Menschen.“

Der ehemalige Ministerpräsident von NRW, Armin Laschet, hat Hubert Schilles via Twitter zum Erhalt der Rettungsmedaille gratuliert. „Oft habe ich mit Hubert Schilles gesprochen“, schreibt Laschet: „Er hat vielen Menschen das Leben gerettet.“ Auch nach der Flut haben Sascha Shah und Tobias Engels weitergeholfen. Sie gründeten das Hilfszentrum NRW in Zülpich. Von hier aus versorgten sie Flutbetroffene mit Lebensmitteln und Sachspenden.

www.hilfszentrumnrw.de

pp/Agentur ProfiPress