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Wandern und Koikarpfen

Und Tschüss…: Bauhof- und Stadtwerkechef, Netz-GmbH-Geschäftsführer und Fachbereichsleiter Helmut Schmitz gab an Weiberfastnacht seinen Ausstand – Launige Rede des Bürgermeisters zur „Vorverabschiedung“

Mechernich – Gutgelaunt und gar nicht traurig verlief zumindest die Vorverabschiedung des 48 Jahre lang in Diensten der Gemeinde bzw. Stadt Mechernich stehenden Amtsleiters Helmut Schmitz. Wie auch? Der 65jährige Firmenicher gab an Weiberfastnacht seinen Ausstand in der Stadtverwaltung – und alle kamen gutgelaunt und kostümiert.

Helmut Schmitz, mit bezeichnendem T-Shirt bekleidet, bedankt sich für die zahlreichen Glück- und Segenswünsche und eröffnet das Buffet im Ratssaal, das er anlässlich seines Ausstandes hatte auffahren lassen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Das wirkte ansteckend, denn auch Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick riss in seiner Abschiedshommage auf Helmut Schmitz einen Scherz nach dem anderen. „Sieben Bürgermeister haben Sie verschlissen und zwei Stadtdirektoren“, sagte Schick mit Blick auf die Bildergalerie früherer Verwaltungschefs an der Stirnwand des Ratssaals.

Dort fiel sein Blick auf die Portraits von Helmut Rosen und Peter Giesen, Bernhard Wachter und Peter Wassong sowie auf die Angesichter der Ex-Bürgermeister Heinz Kehmeier, Peter Schüller, Karl-Heinz Gehrke und Heinrich Schaper, worauf Dr. Schick sinnierte: „Am längsten haben Sie mich ertragen müssen, 20 Jahre, am zweitlängsten Helmut Rosen, immerhin 18 Jahre…“

Kein „letzter Händedruck“, aber herzliche Geste zum Ausstand: Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick (l.) bekannte in seiner Ansprache, dass ihn Stadtwerkeleiter Helmut Schmitz seinerzeit vom Verkauf des städtischen Kanalnetzes an den Erftverband zurückgehalten hatte: „Im Nachhinein die einzig richtige Entscheidung!“ Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Dann fiel Schicks Blick auf das Konterfei seines unmittelbaren Amtsvorgängers und er sagte zu Helmut Schmitz: „Unter Heinrich Schaper sind Sie Fachbereichsleiter geworden – da hinten hängt er (Gelächter). Wenn ich bedenke, dass ich mal neben dem hängen muss… (noch lauteres Gelächter) Nun, bis dahin müssen wir uns über die Reihenfolge der Bilder nochmal unterhalten (schallendes Gelächter).“

Drei Handys auf dem Kommödchen

Aber auch der dienstälteste Beamte im Rathaus, der 1971 als erster Gemeindeassistentenanwärter von Mechernich in die Beamtenlaufbahn aufgenommen wurde, kam nicht ungeschoren davon. Seine Dienstbeflissenheit sei legendär, verriet Dr. Schick, und er übernachte sicherlich mit dem Diensthandy auf dem Nachtskommödchen, vermutete der Verwaltungschef. „Mit drei Handys“, berichtigte Ehefrau Helga Schmitz. „Aber eins von der Freundin ist nicht dabei…“, warf der 65jährige scheidende Amtsleiter ein.

Stefanie, Helmut und Helga Schmitz (v.l.) hören die Abschiedsrede von Dr. Hans-Peter Schick. Der Bürgermeister sagte zu Helmut Schmitz: „48 Jahre beim gleichen Arbeitgeber, dazu gehört nicht nur ein gewisses Stehvermögen, sondern auch Gefallen am Beruf.“ Helmut Schmitz habe nicht nur „als Kämmerer im stillen Kämmerlein“ seinen Mann gestanden, sondern auch im Umgang mit den Menschen in Bürgerversammlungen und Anwohnerbeteiligungen gutes Verhandlungsgeschick bewiesen. Schmitz selbst freute sich über zahlreiche Anrufe und Mails aus der Bevölkerung zu seiner Verabschiedung aus dem Öffentlichen Dienst: „Das ist nicht der Normalfall, dass sich Bürger auf diese Weise bei einem bedanken.“ Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Offiziell scheidet Helmut Schmitz erst am 30 April aus – bis dahin nehme er Resturlaub: „Ein Glücksfall in diesem Haus, dass man mal mehr als drei Wochen Urlaub bewilligt bekommt.“ Seinen 2014 noch auf die anderen Tätigkeiten aufgesattelten Job als Geschäftsführer einer kommunalen Leitungsnetzbetreiber-GmbH behält der Firmenicher noch bis Ende Juni.

Der Bürgermeister (r.) spricht, der Geehrte hört zu: Das lustige T-Shirt mit der Aufschrift „…und Tschüss“ täuschte ein wenig darüber hinweg, dass an Weiberfastnacht jemand aus der Mechernicher Stadtverwaltung ausschied, der ebenso gern noch weitergemacht hätte, wenn denn nicht die Altersgrenze erreicht gewesen wäre… Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Zum Ausstand hatten seine Kollegen einiges auf die Beine gestellt – unter anderem hatten sie angeblich die Rolling Stones als Musikapelle für Weiberfastnacht bestellt, verriet der als Rocker verkleidete Schmitz-Nachfolger Mario Dittmann mit überzeugender Miene: Doch Mick Jagger, Keith Richards & Co hätten kurzfristig am Vortag abgesagt, so dass man jetzt die „Silver Trumpets“ aufspielen lasse.

Der Nachfolger, ein Rocker: Mario Dittmann, der neue Fachbereichsleiter 1 in der Stadtverwaltung Mechernich, klagte nicht lange darüber, dass Mick Jagger und die Rolling Stones einen Tag vor Helmut Schmitz‘ Verabschiedung abgesagt hätten – und präsentierte stattdessen die „Silver Trumpets“. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Der als Bergwerkssteiger kostümierte Erste Beigeordnete Thomas Hambach überbrachte das Geschenk der Belegschaft, Helmut Schmitz‘ 50 unmittelbare Mitarbeiter im Fachbereich 1 einschließlich Bauhof und Stadtwerke, gratulierten dem Chef humorvoll.

Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick ließ noch einmal die berufliche Laufbahn von Helmut Schmitz Revue passieren, die ja weitgehrend auch eine Geschichte der Kommunalen Neugliederung sei. Denn der „Stift“ Helmut Schmitz kam 1971 zur Rosen-Administration, zwei Jahre nach der ersten und ein Jahr vor der zweiten Neugliederungswelle.

Der als Bergwerkssteiger verkleidete Erste Beigeordnete Thomas Hambach überbrachte dem scheidenden Fachbereichsleiter Helmut Schmitz (r.) das Geschenk der Belegschaft. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Nach Mittlerer Reife und Verwaltungslehre holte Helmut Schmitz sein Abitur nach und studierte an der Fachhochschule für Verwaltung in Köln. Als Diplom-Verwaltungswirt machte er Karriere als Mitarbeiter der Kämmerei, Kämmerer, Amtschef und Fachbereichsleiter.

Mario Dittmann, der Nachfolger

Mario Dittmann, bisher Teamleiter Straßen und Stellvertreter von Helmut Schmitz als Chef der Stadtwerke, beerbt den Firmenicher nun als Fachbereichsleiter und Chef für Stadtwerke, Gebühren und Beiträge, Straßen, öffentliche Grünflächen, Sportplätze, Neubaugebiete und Bauhof. Gleichzeitig wird der zweite nun erster Betriebsleiter der Stadtwerke.

Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick riss in seiner Abschiedshommage auf Helmut Schmitz einen Scherz nach dem anderen. „Sieben Bürgermeister haben Sie verschlissen und zwei Stadtdirektoren“, sagte Schick mit Blick auf die Bildergalerie früherer Verwaltungschefs an der Stirnwand des Ratssaals. Dort fiel sein Blick auf die Portraits von Helmut Rosen und Peter Giesen, Bernhard Wachter und Peter Wassong sowie auf die Angesichter der Ex-Bürgermeister Heinz Kehmeier, Peter Schüller, Karl-Heinz Gehrke und Heinrich Schaper, worauf Schick sinnierte: „Am längsten haben Sie mich ertragen müssen, 20 Jahre, am zweitlängsten Helmut Rosen, immerhin 18 Jahre…“ Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Der Ruhestand trifft Helmut Schmitz nicht unvorbereitet. Er ist sportlich und hat genügend Hobbies, um sich nicht zu langweilen. Der einst aktive Kicker bei der TuS Mechernich, dem Kaller SC und dem SSC Firmenich ist aktiver Jogger und Wanderer. Der Garten mit großem Koi-Karpfenteich ist seine Leidenschaft. Und dann ist da noch die Familie mit Ehefrau Helga, Tochter Stefanie Dederich und Enkelsohn sowie seinem Sohn Dr. Andreas Schmitz.

pp/Agentur ProfiPress