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‚Pinselohr‘ in der Eifel

‚Pinselohr‘ in der Eifel
Luchs kommt mittlerweile wieder in den Höhengebieten vor – Bestand wird auf bis zu sechs Tiere geschätzt – Luchsbetreuer kümmern sich um das “Wildtier des Jahres 2011”
Klammheimlich, still und leise kehrt der Luchs in die Eifel zurück. 200 Jahre lang galt das scheue Waldtier in hiesigen Breiten als ausgerottet. Jetzt ist er wieder da. Auf die Bestandszahlen des “Wildtieres des Jahres 2011” angesprochen, drückt Dr. Ingrid Hucht-Ciorga, Diplom-Biologin von der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung in Bonn, erst mal auf die Euphoriebremse: “Es gibt Beobachtungen von Luchsen aus der gesamten Eifel, von Aachen bis Trier. Es sind einzelne Beobachtungen. Wir gehen davon aus, dass es zwischen drei und ein paar mehr Tiere sind.” Die Diplom-Biologin, die über den Luchs promoviert hat, gilt als ausgewiesene Expertin des ‚Pinselohrs‘, wie der Luchs auch im Volksmund genannt wird. “Die Zahl der Luchse anzugeben, ist immer spekulativ. Wir wissen viel zu wenig über den aktuellen Stand”, schränkt sie ein.
Seit 2004 arbeitet Hucht-Ciorga bei der Forschungsstelle und seit 2005 hat sie ein Luchsberaternetzwerk aufgebaut. 27 so genannte Luchsberater in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Belgien berichten an die Wissenschaftlerin. Sie arbeiten damit gebietsübergreifend; so, wie es sich die “Zukunftsinitiative Eifel” auf die Fahnen geschrieben hat. Die Berater sind im Hauptberuf Förster und Biologen oder rekrutieren sich aus der Jägerschaft. Sie geben die Luchs-Sichtungen an Hucht-Ciorga weiter.
Einer von ihnen ist Hubertus Becker aus Gerolstein. Der gelernte Förster hat in seinem, sich von Daun bis nach Gerolstein erstreckenden Beobach-tungs¬revier bereits fünfmal Luchshaare entdeckt. Die Haare wurden anschließend in einem Labor untersucht – und damit die Existenz der Katzenart zweifelsfrei nachgewiesen. Trotzdem spricht der 49-jährige Beamte der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord in Trier eher von “einer Beobachtungsdünne statt –dichte.” Oft hätten sich scheinbare Sichtungen von Luchsen im Nachhinein als die von Wildkatzen entpuppt. “Was wir bislang beobachten konnten, waren Jungluchse”, sagt Becker. Nachwuchs scheint ihnen bisher versagt zu bleiben. “Reproduktionen haben wir noch nicht feststellen können.”
Dabei ist die erste Beobachtung über einen Luchs in der Eifel schon eine Zeitlang her. 1985 wurde ein Tier in der Nähe von Hellenthal gesichtet. Der Fall sorgte für Schlagzeilen: Zuerst wurde über einen Berglöwen oder Puma schwadroniert, der aus einem Zoo ausgebrochen sein könnte. Dann stellte sich heraus, dass es sich tatsächlich um einen Luchs handelte. “Möglich ist, dass die Tiere aus den grenznahen Gebieten Belgiens nach Deutschland eingewechselt sind. Es kann aber auch möglich sein, dass sie aus den Vogesen – in den 80er Jahren wurde der Luchs dort wieder eingesetzt – in die Eifel eingewandert sind. Die Luchse, die als Quelle für die dementsprechenden Aussiedlungsprojekte in ganz Mitteleuropa dienten, stammten aus den Karpaten”, sagt Ingrid Hucht-Ciorga über die Herkunft der Tiere, die große, zusammenhängende Wälder, mit einer Fläche bis zu 450 Quadratkilometern, bevorzugen. Genau die finden Luchse auch in der Eifel.
Für die Nimrodsjünger ist die Rückkehr der ‚Pinselohre‘ übrigens kein Problem. Der nordrhein-westfälische Landesjagdverband (LJV) und der Deutsche Jagdschutzverband (DJV) begrüßen offiziell die Rückkehr der Luchse. “In der Jägerschaft ist niemand dagegen”, stellt auch Ingrid Hucht-Ciorga fest.
Auf die Frage, ob auch Nutztiere wie Schafe oder Ziegen in das Beuteschema des Luchses passen, stellt Ingrid Hucht-Ciorga fest: “Es gab in der Eifel noch keinen einzigen Fall, bei dem ein Luchs ein Tier gerissen hat.” Aus den Berichten der rheinland-pfälzischen Luchsbetreuer weiß sie, dass Luchse auch in der Nähe von Schafweiden beobachtet wurden: “Aber, da ist nichts passiert.” Falls ein Nutztier von einem Luchs getötet werden sollte, würde der Besitzer vom jeweiligen Bundesland entschädigt. Allerdings erst nachdem der herbeigerufene Luchsbetreuer auch bestätigt, dass es sich zweifelsfrei um einen Luchs als “Täter” gehandelt hat. Das erste Mal überhaupt wurde diese Maßnahme im Jahr 2010 in Anspruch genommen: Im Kreis Höxter in Ostwestfalen wurden zwei Schafe aus einer Herde von Moorschnucken nachweislich von einem Luchs gerissen.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

27.05.2011