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Zwei Stunden schüttete es wie aus Kübeln

Zwei Stunden schüttete es wie aus Kübeln
EIFELLAND. Gestern Morgen herrschte im Kreisgebiet für zwei Stunden lang Weltuntergangsstimmung: Der Himmel verdunkelte sich von Minute zu Minute. Kein Vogelzwitschern war mehr zu hören. Alles erinnerte an die Sonnenfinsternis (siehe Kasten “Sahara-Sand”).
Die Autofahrer mussten selbst gegen 10 Uhr noch das Licht einschalten. Sogar die Straßenlaternen gingen wieder an. Dann schüttete es plötzlich wie aus Kübeln. Autofahrer, die zu dieser Zeit auf der Wallenthaler Höhe unterwegs waren, wurden von einem heftigen Hagelschauer überrascht. Laut trommelten die dicken Hagelkörner auf das Blech. Wer konnte, suchte mit seinem Fahrzeug eine Möglichkeit zum Unterstellen.
Um Punkt 10.13 Uhr gab der Deutsche Wetterdienst eine Unwetterwarnung raus. Nur kurze Zeit später gingen in der Euskirchener Rettungsleitstelle die ersten Notrufe ein: “Hilfe, mein Keller läuft voll.”
Die Feuerwehren im Kreisgebiet wurden insgesamt zu 28 Einsätzen gerufen. Hauptaufgabe: Etliche Keller mussten in den Gemeinden Dahlem, Kall und Mechernich leergepumpt werden. Im Raum Hollerath beseitigte die Feuerwehr umgestürzte Bäume von der Fahrbahn.
Bahnverkehr war
unterbrochen
Auch die B 266 von Gemünd bis zur Wendeplatte wurde stellenweise überflutet. In der Kurve hinter der Wendeplatte war die Fahrbahn komplett überschwemmt.
Zwischen 10.16 Uhr und 11.24 Uhr verließ kein Zug mehr den Kaller Bahnhof in Richtung Trier. Ein zehn Kilometer langer Streckenabschnitt war komplett überflutet. Auch die Kanalisation unter der Eisenbahnbrücke in Kall war mit den heftigen Wassermassen überfordert. Innerhalb weniger Minuten stand das Wasser in der Unterführung 70 Zentimeter hoch.
Gemeindearbeiter waren zu Beginn des Unwetters mit der Gestaltung der Mittelinsel des Kreisverkehrs beschäftigt. Sie stellten sofort ihre Arbeit ein und sperrten die Unterführung. Als erste Maßnahme hoben sie die Gullydeckel heraus, so dass das Wasser schneller abfließen konnte. Doch das reichte nicht, die Öffnungen konnten die heranströmenden Wassermengen nicht aufnehmen.
Petra Lehmann, die am Ende der Straße “Stürzerhof” in Kall wohnt, musste mit ansehen, wie ihr Keller voll Wasser lief, während die Feuerwehr in ihrem Garten versuchte, das Wasser abzupumpen. Gegen 11 Uhr suchte auch Kalls Bürgermeister Herbert Radermacher die vom Unwetter Betroffenen auf.
Schlamm wälzte sich
durch Eicks und Glehn
Eine Bürgerin sagte: “Es ist gut gegangen. Man sollte an die Erdbebenopfer in China denken.”
Allein in Bleibuir fielen in 30 Minuten 43 Liter Wasser pro Quadratmeter vom Himmel. In Enzen waren es zwei Liter und in Euskirchen 0,72 Liter.
Verschont blieb auch der Ort Eicks nicht: Hier wurde die Zufahrt zum Schloss überschwemmt und von der Martinstraße aus lief ein Fluss in die Ortschaft. Gegen 12 Uhr war der Fluss zwar größtenteils wieder verschwunden, doch zurück blieben haufenweise Schlamm und Steine. Kurzerhand schnappten sich Sonja Elkes und ihre Schwiegermutter den Besen, um den gröbsten Dreck von der Straße zu schaffen.
Die Verbindungsstraße von Eicks in Richtung Glehn war teilweise überschwemmt. Doch das Schlimmste offenbarte sich im Ort selber, auf der Straße “Rote Erde”. Hier war der kleine Eichgraben, der eigentlich zum Ablauf des Oberflächenwassers dient, von jetzt auf gleich über die Ufer getreten.
Schlimm getroffen hat es Jochen und Kerstin Hamacher, deren Fachwerkhaus an der “Roten Erde” steht. “Innerhalb von wenigen Minuten stand nicht nur unser Hof unter Wasser, sondern auch der Hausflur, das Wohnzimmer und die Küche”, erzählte Jochen Hamacher. Ausgerüstet mit Gummistiefeln und Schaufeln machte sich das Ehepaar an die Arbeit, den lehmigen Schlamm aus Hof und Haus zu schaffen. Glücklicherweise packten viele Nachbarn mit an. Besonders ärgerlich: Auch der angrenzende Schuppen war voll Wasser gelaufen, in dem Hamacher seine Musikinstrumente wie Schlagzeug, Gitarre und Verstärker deponierte. “Alles ist kaputt”, sagte der Besitzer resigniert. Fast einen Meter hoch habe das Wasser in seinem Hof gestanden.
Welche Schäden im Haus verursacht wurden, konnte Kerstin Hamacher noch nicht sagen: “Ich hoffe, dass nicht alle Möbel und Elektrogeräte dem Wasser zum Opfer gefallen sind.”
Doch schon gegen Mittag war der ganze Spuk wieder vorüber.

Manfred Lang

09.06.2008