Zeltlager der Müllsammler
Erst entsorgten die Voißelener eine alte „wilde Kippe“, dann schlugen sie auf dem „Mährenberg“ ein mittelalterlich anmutendes Heerlager für ihre Kids und Jugendlichen auf
Mechernich-Voißel – Herausstehende Eisen, alter Stacheldraht, eine verrostetet Sämaschine, Bleche, Plastikabfall und Bauschutt – all das wurde in einem Waldstück bei Voißel gefunden. Nicht ungefährlich für Mensch und Natur. „Wie sich herausstellte, handelte es sich dabei um eine wilde Müllkippe aus der Nachkriegszeit, die viele Dörfer damals hatten“, berichtet René Zander, der von Förster Heinz Benden auf den wilden Müll aufmerksam gemacht worden war.
Gemeinsam wurde gehandelt. Der Bauhof wurde eingeschaltet genauso wie Ortsbürgermeister Christoph Pützer und die Dorfgemeinschaft um Stefan Studinski. Sie aktivierten die Dorfbevölkerung von Voißel, Eltern und Kinder riefen einen Umwelttag ins Leben. So wurde in dem Waldstück in der Nähe der Siedlung Greuel, „Auf dem Mährenberg“, anhänger- und containerweise Müll gesammelt und vom Bauhof zur Strempter Deponie gebracht.
Auch Landwirt Markus Greuel nebenan wurde um Unterstützung gebeten. „Er zögerte keinen Moment und hat uns mit schwerem Gerät unterstützt“, berichtet René Zander von der Stadtverwaltung. Genauso wie ein ortsansässiger Baggerunternehmer, der größere Mengen Drahtzaun, der mit der Natur verwachsen war, aus dem Erdreich rupfen und entsorgen konnte.
Ritterzelte und Lauchsuppe
Zwischendurch gab es leider einen unschönen Rückschlag. Denn irgendjemand hatte nichts Besseres zu tun, als erneut Grünabfall, Wurzeln und Altreifen in dem Waldstück abzuladen. Aber die freiwilligen Helferinnen und Helfer ließen sich nicht von ihrem Ziel abbringen, den Wald schön herzurichten, um diesen nun wirklich schönen Platz so zu erhalten, dass Naturfreunde, sich wieder dort aufhalten können.
Am Wochenende wurde auf dem Gelände das 2014 „eingeschlafene“ Dorfzeltlager wieder ins Leben gerufen, an dem um die 30 vor allem junge und jugendliche Voißeler teilnahmen. Als Organisationskomitee fungierte der zwölfköpfige Vorstand der als Verein organisierten Dorfgemeinschaft Voißel. Freitagabend zum Dämmerschoppen im Zeltlager stießen weitere 50 Erwachsene dazu.
Es gab reichlich zu essen und zu trinken und Spaß und Kurzweil für die Kids. Ein Motorradclub um die Voißelnerin Claudia Kurth und den Bleibuirer Lothar Bartsch stellten Zelte zur Verfügung, die Dorfgemeinschaft Lückerath ihren Klowagen. Auch Daniela Pospich, eine Mittelaltermarkt-erfahrene Akteurin, stellte Ritterzelte, Kostüme, Waffen und Rüstungen zur Verfügung.
Über offenem Feuer wurde Lauch-Käse-Hackfleischsuppe gekocht, samstags abends wurde ein Pizzataxi bestellt. Mathijs Leeuwenberg, der seit 2004 als „Quotenausländer“ in Voißel lebt, wie er selbst betont, bastelte mit den Zeltlagerteilnehmern phantasievolle Kunstwerke aus zuvor sorgfältig zerlegtem Elektroschrott, in der Nacht von Samstag auf Sonntag war eine Militärlasterfahrt mit anschließender Nachtwanderung angesetzt.
Idee fand Anklang
Wie Vorsitzender Stefan Studinski im Gespräch mit dem „Bürgerbrief“ bilanzierte, hätten etwa zehn Freiwillige an der Müllsammelaktion teilgenommen. Vor allem Grünabfall und Normalmüll seien entsorgt worden. Die Stadt habe den Müll abgeholt und weggebracht. Was das Zeltlager anging, sei es ohnehin an der Zeit gewesen, es wieder aufleben zu lassen.
Wie René Zander berichtet, habe Ortsbürgermeister Christoph Pützer die Idee gehabt, um sich bei der Voißeler Bevölkerung, insbesondere bei den Kindern für die gemeinsame Umweltaktion zu bedanken. „Jetzt, wo alles so schön ist, bietet sich der Mährenberg auch mal für ein Zeltlager an“, so sein Gedanke.
Schnell fand die Idee großen Anklang bei der Bevölkerung, der Stadt Mechernich und dem zuständigen Forstamt. Es wurde organisiert und am Freitag, 18. August, startete das Zeltlager mit vielen spannenden Aktionen.
pp/Agentur ProfiPress