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Weisheit zurück auf dem Seil

Weisheit zurück auf dem Seil
Ein Jahr nach dem Sturz beim “Historischen Jahrmarkt” im LVR-Freilichtmuseum Kommern wurden André Weisheit (42) und seine Artistenfamilie beim Zirkusfestival von Monaco aus-gezeichnet – Nach dem Unfall gute Erstversorgung auf dem Kahlenbusch, Hubschrauberflug in die Uniklinik Bonn, Ehefrau bei Bonner Familie gut untergebracht, stellvertretender Muse-umsleiter Dr. Michael Faber am Krankenbett – André Weisheit: “Es hat sich ein schöne Freundschaft entwickelt” – Und: “Eines Tages auf dem Hochseil zurück in Kommern” – Dieses Jahr sind Kaiserkirmes und “Jahrmarkt anno dazumal” von Oster-samstag, 23. April, bis Weißen Sonntag, 1. Mai, im LVR-Freilichtmuseum terminiert – Nicht weniger als 75 Attraktionen aufgeboten
Kommern/Gotha – Genau vor einem Jahr, am 6. April 2010, stürzte der Akrobat André Weisheit während einer Darbietung der Hochseiltruppe Geschwister Weisheit beim Historischen Jahrmarkt im LVR-Freilichtmuseum Kommern aus acht Metern Höhe. Ein Hubschrauber brachte den Schwerverletzten in die Uniklinik Bonn.
Viele, die den spektakulären Unfall beim berühmten einwöchigen Museumsjahrmarkt im LVR-Freilichtmuseum direkt oder über die Medien mitbekamen, werden sich heute fragen: Was ist aus dem Verunglückten geworden?
Nun: Vor einigen Wochen balancierte André Weisheit (42) zum ersten Mal wieder auf dem Hochseil und erlebte dabei ein Comeback, das internationale Anerkennung fand. Seine große Artistenfamilie aus Gotha war zur Teilnahme am 35. Internationalen Zirkusfestival nach Monte Carlo eingeladen.
Verschiedene Auftritte waren vorgesehen. Im Zirkuszelt vor dem Casino sollten die Geschwister Weisheit ihr historisches Hochseilprogramm “Anno dazumal” zeigen. Der Platz vor dem monegassischen Fürsten-Palast war für die weltberühmte Motorrad-Schau auf den Schrägseilen hinauf zum weltweit höchsten mobilen Artistenmast reserviert.
Stephanie von Monaco
überreicht Sonderpreis
In dieser Motorrad-Schau kehrte André Weisheit zurück ins Artistenle-ben. Als er vor den Augen der Fürstenfamilie sogar den Salto mit dem Motorrad vollführte, klatschten Tausende tosend Beifall. Für ihre Darbietungen gewannen die Geschwister Weisheit nicht nur den “Spezialpreis der Gesellschaft der Zirkusfreunde Deutschlands”. Prinzessin Stephanie von Monaco ehrte die Artistenfamilie auch mit dem “Sonderpreis der Festival-Jury”.
André Weisheit sagte Dr. Michael Faber, dem stellvertretenden Leiter des LVR-Freilichtmuseums Kommern: “Für mich ist ein Traum in Erfül-lung gegangen.” Ein Traum, an dessen Verwirklichung er selbst hart gearbeitet habe, an dem aber auch viele glückliche Umstände beteiligt gewesen seien.
So war André Weisheit im LVR-Freilichtmuseum Kommern sofort nach dem Unfall, bei dem gottlob alle lebenswichtigen Organe unverletzt blieben, von zwei Ärzten aus dem Publikum und notfallmedizinisch geschulten Mitarbeitern des Museums “stabilisiert” worden. Das herbeigerufene Notarzt-Team ließ den Schwerverletzten mit einem Rettungshubschrauber in die Bonner Uni-Klinik bringen.
Dort hat Landesmuseumsdirektor Dr. Michael H. Faber, der Veranstal-tungsmanager des Kommerner Museums, den prominenten Patienten in den folgenden Wochen und Monaten regelmäßig besucht: “Un-entwegt machte André Bewegungsübungen, während ich an seinem Krankenbett saß.” Mehrere Faktoren sind laut Faber für den Genesungsprozess günstig gewesen: “André Weisheit hat stets kerngesund gelebt, und er ist ein Kämpfertyp, der niemals aufgibt.”
Christlicher Glaube und
Familienzusammenhalt wichtig
In seiner Großfamilie gebe jeder jedem Halt und Unterstützung: ” Durchaus selten geworden in unserer heutigen Gesellschaft. Aber auch der christliche Glaube, in dem André wie alle in seiner Familie unerschütterlich verwurzelt ist, hat ihm Kraft gegeben.” Michael Faber kennt die Artistenfamilie gut. Er hat die Hochseiltruppe Weisheit aus Gotha vor 17 Jahren erstmals für den Museumsjahrmarkt des LVR-Freilichtmuseums nach Kommern (Stadt Mechernich) geholt.
“Lange Zeit war nicht klar, ob er jemals wieder würde laufen können”, schreibt Bernd Zimmermann in der “Kölnischen Rundschau”: “Ich war 14 Tage lang im Koma, wurde unzählige Male operiert. Aber es ist alles gut gegangen, auch wenn ich immer noch ambulante Reha machen muss. Ich humpele immer noch stark mit dem rechten Fuß und habe starke Rückenschmerzen!”
Zimmermann fragte den Artisten, ob er nach dem Unfall jemals wieder in Kommern auftreten wolle. Weisheit sagte: “Wir haben nach vielen Auftritten im Freilichtmuseum Kommern eine besondere Beziehung dahin. Kommern, das ist für uns der Inbegriff des Frühlingserwachens.” Er hofft, eines Tages wieder auf dem Kahlenbusch arbeiten zu können.
Der Artist ist froh, dass Dr. Michael Faber ihn nach dem Unfall häufig im Krankenhaus besucht hat. Er sagte der “Rundschau”: “Zwischen Faber und uns Artisten hat sich eine sehr schöne Freundschaft entwickelt.” In Bonn habe seine Frau Doreen ebenfalls viel Zuspruch erfahren. Auf Vermittlung eines Bekannten aus Gotha habe sie für vier Wochen bei einem Bonner Professoren-Ehepaar auf dem Heiderhof wohnen können. So habe sie an seinem Krankenbett wachen können.
“Das Ehepaar hat meine Frau ganz freundlich aufgenommen, obwohl die beiden uns nicht persönlich kannten”, freut sich der heute 42-jährige Weisheit. “Das Rentnerehepaar hat meine Frau, der es nach dem Unfall ja auch nicht gut ging, richtig bemuttert!” Er selbst habe bis zum 15. Mai in der Uni-Klinik in Bonn gelegen, sei dann eigens zur Konfirmation seiner Tochter Elisabeth in Richtung Thüringen entlas-sen worden. “Nach der Konfirmation bin ich in Bad Liebenstein in Thüringen in die Reha gekommen.”
Jahrmarkt von Ostersamstag
bis zum Weißen Sonntag
Der traditionelle “Historische Jahrmarkt” im LVR-Freilichtmuseum Kommern dauert auch 2011 wieder über eine Woche – von Ostersamstag, 23. April, bis Weißen Sonntag, 1. Mai. Unter dem Titel “Jahrmarkt anno dazumal” hat Festival-Organisator Dr. Michael Faber wieder viele Attraktionen angeworben und aufgeboten. Darunter ein Panoptikum, durch dessen Guckloch man das “Leben der Kannibalen in den Kolonien” oder das “Hemd des erschossenen Kaisers von Mexiko” studieren kann.
Da lädt Deutschlands älteste noch reisende Raupenbahn von 1926 zur Knutschfahrt ein, Flohzirkusdirektor Gilbert feuert seine wagemutigen Flohdame “Fifine” an, vom schwankenden Turm ins Wasserbecken zu springen. Derweil wird im reisenden Varieté das Fallbeil geschärft. Insgesamt gibt es nicht weniger als 75 Attraktionen, die einst das Bild der Rummelplätze im Rheinland prägten, und die heutzutage nur noch auf dem Museumsjahrmarkt in Kommern zu sehen sind.
Den Kern des “Jahrmarktes anno dazumal” bildet auch in diesem Jahr wieder eine “Kirmes der Kaiserzeit”. Hier drehen sich zwischen zum Teil längst vergessenen Geschicklichkeitsspielen, Puppenbühne und Wahrsager-Wagen ein Springpferdekarussell aus dem späten 19. Jahrhundert, “Russische Schaukel” und Schwanen-Kettenflieger. Auch Europas vielleicht letzter “Bänkelsänger” mit originalen Moritatentafeln will aus der Schweiz in die Eifel reisen.
Eine Geisterbahn von 1948, deren Schienen von einer alten Grubenbahn stammen und ein Autoselbstfahrer von 1950, der in Kommern seine öffentliche Auferstehung feiert, stehen für Neubeginn und Aufbruch in die Wirtschaftswunderjahre. Wie immer, wird auch der kommende Museums-Jahrmarkt wieder mit einem sehr vielfältigen künstlerischen Programm aufwarten.
In Deutschlands einziger noch existierender Freiluftarena erinnern artistische Darbietungen an die Zeit der Wander-Komödianten auf den Festplätzen. Eine Künstlergruppe aus Spanien präsentiert einen kompletten “Jahrmarkt der Unmöglichkeiten” mit Kuriositäten, die das Publikum aktiv einbeziehen.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

06.04.2011