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„Von „Wurmkrock“ und „Böndeknöpp“

Traditionell an „Mariä Himmelfahrt“, 15. August: „Krautwischtag“ im Mechernicher Freilichtmuseum Kommern – Hauswirtschafterinnen binden Sträuße für Besucher

Mechernich-Kommern – Etwa 25 Gläubige kamen am Feiertag Mariä Himmelfahrt (15. August) zur traditionellen Kräutersegnung ins Freilichtmuseum Kommern, mehr als sonst. Obwohl es regnete, Blitze am Himmel zuckten, Regenschirme sich öffneten und die Museumsbäuerinnen prophylaktisch das Binden der Kräutersträuße ins Innere eines Fachwerkshauses der Baugruppe Eifel verlegt hatten. Normalerweise wird die Segnung unter freiem Himmel vor dem Schützendorfer Michaelskapellchen vollzogen.

Gut beschirmt verfolgten Gläubige und Museumsbesucher die Kräutersegnung an Mariä Himmelfahrt im Mechernicher Freilichtmuseum. Foto: Monika Cater/pp/Agentur ProfiPress

Bei der Segnung des in der Nordeifel „Krockwösch“ genannten Heilkräuterstraußes wechseln sich mit Prof. Dr. Hanns Fuhs und Diakon Manni Lang zwei bodenständige „kölsch-katholische“ Geistliche aus der Stadt Mechernich ab, die sich mit den Sitten und Gebräuchen speziell des Rheinlandes gut auskennen. Als Lektor assistierte der Museumspädagoge Claus Cepok.

Diesmal war Manni Lang als segnender Zelebrant an der Reihe und übersetzte die von Rosemarie Johnen und Anita Wolfgarten in Körben präsentierten Kräuter von ihren hochdeutschen Namen ins ripuarische „Platt“. Einige hörten zum ersten Mal, dass Rainfarn in der Eifel „Wurmkrock“ genannt wird, Weideröschen „Dondekrock“, der Große Wiesenknopf „Böndeknopp“, Johanniskraut „Bletzkrock“ und Beinwell „Biber“.

Unter dem Vordach des Hofes aus Elsig warten Museumsbäuerinnen und Museumsbesucher auf die diesjährige Kräutersegnung. Foto: Monika Cater/pp/Agentur ProfiPress

Je nach Region enthalten die Sträuße sieben bis 99 verschiedene Kräuter. Auch die vier Haupt-Getreidearten Roggen, Gerste, Weizen und Hafer gehören dazu. Früher fehlte der Krautwisch in keinem Haushalt. Er schützte Menschen und Vieh vor Krankheit, Feuer und sonstigem Unglück.

Bei Krankheit von Mensch oder Tier wurden Teile als Tee oder Aufguss verwendet. Im Frühjahr wurden Wohnhaus und Ställe mit dem Krautwisch ausgeräuchert. Der Krautwisch war nicht nur Haussegen, sondern auch ein langlebiger Hausschmuck.

Wegen eines aufziehenden Gewitters hatten die Museumshauswirtschafterinnen ihre gesammelten Kräuter zum Binden des „Krockwöschs“ ins Innere eines Fachwerkhofes gebracht. Jeder Museumsbesucher durfte einen zuvor gesegneten Strauß mitnehmen. Foto: Monika Cater/pp/Agentur ProfiPress

Der Krautwisch galt auch als Schutz gegen Unwetter.  So verbrannte man bei Gewittern einige Zweige im Herdfeuer. Auch der „Krockwösch“ des Vorjahres wurde nicht einfach weggeworfen, sondern dem Feuer überantwortet. Beim Neubau eines Hauses legte man geweihte Kräuter unter die Türschwelle. Dies sollte Unglück vom Haus und seinen Bewohnern fernhalten.

pp/Agentur ProfiPress