Viele reden, aber mit einer Stimme
Die staatlich geprüfte Übersetzerin Ewa Bochynek (43) aus Mechernich ist für die Communio in Christo stets dabei, wenn Kirchenfürsten und Theologen oder die Bürgermeister von Partnerstädten kommunizieren – Auch dem Oberlandesgericht steht die deutsch-polnische Sprachexpertin zur Seite
Mechernich – Jacek Pauli und Dr. Hans-Peter Schick, die Bürgermeister der Partnerstädte Mechernich und Skarszewy, sprechen bei offiziellen Begegnungen und Empfängen stets mit einer einzigen Stimme. Das gleiche gilt für die polnischen Bischöfe und Erzbischöfe Waclaw Depo, Zygmunt Zimowski und Edvard Materski, wenn sie in der Eifel zu Gast waren.
Diese Stimme, derer sich auch immer wieder Generalsuperior Karl-Heinz Haus, der Obere der Communio in Christo, oder unlängst im Juni in einem Interview mit dem Polnischen Fernsehen der Mechernicher Kämmerer und Partnerschafts-Delegationsleiter Ralf Claßen bedienen, gehört der 43jährigen staatliche geprüften Übersetzerin Ewa Bochynek. Sie wohnt in Mechernich-Bergheim und ist hauptberuflich für die international tätige Communio in Christo im Einsatz.
Dort erledigt Ewa Bochynek umfangreiche Korrespondenz, vor allem dolmetscht sie Gespräche auf allen Ebenen live und am Telefon. Weil die Communio gerade in Polen viele Anhänger und Mitglieder hat und über beste Verbindungen zum Klerus und zur Wissenschaft verfügt, gibt es für die Übersetzerin eine Menge zu tun.
Die Communio trägt auch ihren unermüdlichen Einsatz im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen Mechernich und dem polnischen Skarszewy. „Das ist unseren ausgezeichneten Verbindungen und der hervorragenden Zusammenarbeit zwischen Stadt und Communio zu verdanken“, freut sich Mechernichs kommunaler „Finanzminister“ Ralf Claßen.
Darüber hinaus steht Ewa Bochynek auch Unternehmen, Kommunen und als ermächtigte Übersetzerin am Oberlandesgericht Köln auch der Justiz mit ihren Sprachkenntnissen zur Seite. „Immer bescheiden, stets kompetent, nie im Vordergrund, ohne Ausnahme dezent“, so Norbert Arnold, der Geschäftsführer des Sozialwerks der Communio in Christo.
Charmant und souverän
Die Wahl-Mechernicherin mit Wohnsitz in Bergheim stammt aus dem oberschlesischen Hindenburg (Zabrze) in Polen, lebt seit ihrem 18. Lebensjahr in Deutschland und ist deutsche Staatsbürgerin. Die gelernte Sozialpädagogin und selbst Mutter zweier Kinder im Alter von zwölf und 14 Jahren besticht durch ihre ebenso charmante wie souveräne Art. Sie versteht es, selbst komplexe Veranstaltungen mit langen Redebeiträgen aus dem Stehgreif zu dolmetschen, gibt Erläuterungen und Ergänzungen und beantwortet geduldig und kompetent Nachfragen.
Theologische Fachexkurse oder auch politische Bandwurmsätze pflegt sie in mehrere mundgerechte Abschnitte zu zerlegen und so das Verständnis zu vergrößern. Selten, dass sie nachfragt – noch seltener, dass sie nach Worten ringt. Wenn sie in Fluss gerät, dann ist das ein kreativer Prozess, ein zielgerichtetes Hangeln nach guten und besseren Vokabeln, mit denen die Dolmetscherin sich zuweilen selbst korrigiert – und selbst übertrifft.
„Und das mit Esprit und Wortwitz“, sagt Norbert Arnold. Und Ralf Claßen fügt hinzu: „Es nötigt mir jedes Mal höchsten Respekt ab, wenn und wie Ewa Bochynek bei Dienstreisen 15 oder 16 Stunden am Tag übersetzen kann…“
Im Oktober 2011 legte Ewa Bochynek vor der Industrie- und Handelskammer zu Düsseldorf die schriftliche und mündliche Prüfung zur „geprüften Übersetzerin für polnische Sprache“ ab, zwei Monate später absolvierte sie vor dem Amt für Lehrerbildung in Hessen die Staatliche Prüfung zur „staatlich geprüften Übersetzerin Polnisch“.
1997 bis 2003 wirkte sie als Erzieherin in städtischen Einrichtungen der Stadt Euskirchen als Gruppenleitung und stellvertretende Einrichtungsleitung im Tätigkeitsfeld Integration und Familienbegleitung, seither ist sie vor allem für die Communio in Christo in Mechernich als Übersetzerin und Dolmetscherin für polnische Sprache tätig.
Bücher und Doktorarbeiten
Dabei hat sich die Bergheimerin große Meriten erworben. Sie hat unter anderem mehrere Magister- und Doktorarbeiten sowie theologische Fachabhandlungen und Bücher übersetzt, unter anderem solche von Professor Dr. Stanislaw Urbanski von der Staatlichen Polnischen Kardinal-Stefan-Wyszyński-Universität Warschau. Darunter mehrere Werke, in denen sich polnische Theologen wissenschaftlich mit Mutter Marie Therese beschäftigen, die 1984 in Mechernich die weltweite Communio in Christo gegründet hat.
Auch bei internationalen Treffen wie den jährlichen Ordensgedenktagen, aber auch Gesprächen, Verhandlungen und Referaten im In- und Ausland lieh und leiht Ewa Bochynek zum Teil prominenten Zeitgenossen aus Polen und Deutschland ihre Stimme. Als sie vor nahezu 15 Jahren bei der Communio in Christo anfing, war ihr der verstorbene Spiritual Pfarrer Hermann Walch eine große Hilfe.
Ewa Bochynek: „Er kannte die theologische Fachterminologie aus dem Effeff und hatte großes Sprachgefühl.“ Aber auch Generalsuperior Karl-Heinz Haus sei ihr bis auf den heutigen Tag Rückhalt und Ratgeber in Übertragungs- und Auslegungsfragen.
Als seit 2012 erste Bande zwischen den Kommunen Skarszewy und Mechernich geknüpft wurden, war Ewa Bochynek selbstverständlich von der ersten Stunde an übersetzend dabei. Schließlich war die Communio so etwas wie die „Ehestifterin“ dieser europäischen Städtepartnerschaft, denn die ordensähnliche Communio gibt es nicht nur in Mechernich, sie wird auch von einem mitgliederstarken Verein in der Partnerstadt repräsentiert.
Bei der Anbahnung der Partnerschaft dolmetschte Ewa Bochynek das erste offizielle Kennenlernen der Bürgermeister Dr. Darius Skalski und Dr. Hans-Peter Schick und ihrer Delegationen ebenso wie deren private Begegnungen in Feierlaune nach Ende des offiziellen Protokolls. Ralf Claßen: „Daran hat sich bis heute nichts geändert, auch wenn der Bürgermeister jetzt Jacek Pauli heißt. Frau Bochynek ist die Stimme dieser Städtefreundschaft!“
Ewa Bochynek spricht fließend Deutsch und Polnisch, gut Englisch und rudimentär Russisch. Sie versteht sich auf das Konsekutivdolmetschen. Dabei erfolgt die Übertragung zeitversetzt nach dem Vortrag des Originaltextes. Konsekutivdolmetschen ist bei relativ kurzen Ansprachen (z.B. Tischreden) oder auch bei Verhandlungen, bei denen auf die Anwesenheit des Dolmetschers im Verhandlungsraum Wert gelegt wird, die geeignete Dolmetschform.
Seltener arbeitet die Wahl-Eifelerin als Simultandolmetscherin. Dabei sitzen die Dolmetscher in einer schalldichten Kabine und übertragen den vom Redner gesprochenen Text zeitgleich (simultan) in die Zielsprachen. Da Simultandolmetschen eine hohe Konzentration erfordert, müssen sich die Dolmetscher alle 20 bis 30 Minuten ablösen können.
Was zwischen den Zeilen gesagt wird
Ewa Bochynek: „Das Konsekutivdolmetschen steht bei meinen Tätigkeiten für die Communio und in deren Auftrag auch für die Stadt im Vordergrund. Man muss dabei zeitgleich den Sinn der Worte erfassen und übersetzen, vor allem aber verkürzte Inhaltsangaben des Gesagten flexibel gestalten, denn ich weiß ja oft nicht, wie lange noch gesprochen wird, was noch alles kommt und was sozusagen die Quintessenz des Wortes werden soll.“
Beim so genannten Flüsterdolmetschen spricht der Dolmetscher gleichzeitig mit dem Redner, setzt aber keine besonderen technischen Hilfsmittel ein. Flüsterdolmetschen eignet sich für die Betreuung sehr kleiner Gruppen, z.B. bei Werksbesichtigungen.
„Ewa Bochynek beherrscht die ganze Palette, das geht nahtlos und fließend und wir sind immer wieder überrascht, wie gut wir uns über alle Sprachbarrieren bewegen, auch in komplexen und wenn Sie so wollen, komplizierten Fragen“, freut sich Generalsuperior Karl-Heinz Haus.
Auch Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick lobt die Mitbürgerin aus Bergheim in den höchsten Tönen: „Frau Bochynek übersetzt vor allem nicht nur Texte, sie kommuniziert auch das, was zwischen den Zeilen gesagt wird.“
pp/Agentur ProfiPress