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Rentnerband macht Archäologen-Arbeit

Rentnerband macht Archäologen-Arbeit
Dickes Lob von Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick für den Polier Hans-Gerd Harperscheid (74) und seine Mannschaft – Der Archäologe Dr. Klaus Grewe begleitet die Arbeiten an der Aquäduktbrücke aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert – Zum “Tag des Denkmals” im Herbst wird die einmalige touristische Attraktion in den Römerkanal-Wanderweg integriert

Mechernich-Vollem – Hans-Gerd Harperscheid ist der Polier an einer nicht alltäglichen Baustelle zwischen Feybach und Kreisstraße 32 am Abzweig Urfey. Der 74-jährige Rentner, der auch in seinem aktiven Berufsleben Polier war, leitet dort seit sechs Wochen eine Freiwilligentruppe aus Eiserfey und Vollem, die dabei ist, einen archäologischen Schatz zu heben.
Und zwar eine Aquäduktbrücke aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert, über die der sagenhafte Römerkanal zwischen Kallmuther Brunnenstube, Eiserfeyer Sammelbecken und Vussemer Aquädukt einst verlief und das römische Köln mit bestem Trinkwasser aus der Eifel versorgte.
1981 entdeckt und wieder zugekippt
Die Aquäduktbrücke, das einzige erhaltene Baudenkmal seiner Art, war bereits 1981 entdeckt, aber aus Angst vor Umwelteinflüssen und Raubgräbern wieder zugekippt worden. Jetzt hat die Stadt Mechernich das fragliche Grundstück am Abzweig Urfey erworben. Schnell fanden sich Freiwillige aus Eiserfey und Vollem, die die Freilegungs- und Sicherungsarbeiten unter Aufsicht des Archäologen Dr. Klaus Grewe übernahmen. Die feierliche Eröffnung ist für den “Tag des Denkmals” im Herbst geplant. Die neue Touristenattraktion soll in den Römerkanal-Wanderweg integriert werden.
Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und der Eiserfeyer Ortsvorsteher Rudi Mießeler trafen sich jetzt mit Hans-Gerd Harperscheid und seinen eifrigsten Mitarbeitern, Werner Borker und Theo Groß, an der Baustelle, um zu danken. Hans-Peter Schick sprach von einem “Paradebeispiel von bürgerschaftlichem Engagement für die Allgemeinheit”.
“Dafür kann ich nicht genug danken”
Harperscheid und andere Freiwillige hätten seinerzeit auch schon das Römerkanal-Sammelbecken in Eiserfey ausgegraben und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Aquäduktbrücke zwischen Vollem und Urfey sei damit bereits das zweite archäologische Denkmal auf Mechernicher Stadtgebiet, das unter archäologischer Fachbetreuung von Bürgerhand ausgegraben und für die Öffentlichkeit und den Tourismus erschlossen werde, betonte Schick.
“Dafür kann ich als Bürgermeister gar nicht genug danken, wenn Menschen in der Stadt Mechernich Dinge für sich und andere selbst in die Hand nehmen”, sagte Dr. Hans-Peter Schick. Auch Eiserfeys Ortsvorsteher Rudi Mießeler lobte “seng Männ” aus Eiserfey, die bei ihren aufwändigen Arbeiten von dem Vollemern Günther Steffens, Kurt Junker, Hans Hut, dem Weyerer Vize-Bürgermeister Peter Ivo Wassong und den Eiserfeyer Dorfkollegen Alois Junker und Christian Harperscheid unterstützt würden.
Professor Schumacher und die NRW-Stiftung halfen
Auch Rudi Mießeler selbst hat sich als Ingenieur und Planer nützlich gemacht, außerdem hat er das nötige “Kleingeld” für die Arbeiten aufgetrieben: “Die Finanzierung der Arbeiten ist gesichert”, berichtete Mießeler bei dem gemeinsamen Ortstermin mit Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick: “Die Stadt hat das Grundstück erworben und wir haben viele private Spenden bekommen. Der dickste Batzen kam über Professor Wolfgang Schumacher von der Nordrhein-Westfalen-Stiftung.”
Von der “Düvelsode” (Teufelsader), wie der Römerkanal von den Eifelern mitunter genannt wird, gibt es auf Mechernicher Stadtgebiet ganz bedeutsame Relikte, unter anderem das Aquädukt in Vussem, das Sammelbecken in Eiserfey und die römische Brunnenstube bei Kallmuth. Die Versorgung des römischen Köln ist mit allen Sammelleitungen und Aquädukten insgesamt 110 Kilometer lang.
Überwindung der Wasserscheide Rhein/Maas
Die größte Leistung bestand in der Überwindung der Wasserscheide zwischen Rhein und Maas mit natürlichem Gefälle. Diese Ingenieurs-Meisterleistung machte es möglich, dass hochwertiges Eifeler Quellwasser, das auf natürlichem Wege eigentlich bei Roermond in die Maas münden würde, via römischer Wasserleitung nach Köln an den Rhein umgeleitet wurde.
Dr. Klaus Grewe, Archäologe beim Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege, stuft die Brücke (7,30 m lang, 1,79 m breit, 1,12 m Wasserdurchlassweite) als das “wahrscheinlich einzige noch erhaltene Bauwerk dieser Art” ein. 1975 entdeckte man bei Straßenarbeiten den von Eiserfey nach Kallmuth führenden Kanal, der dort zunächst endete. 1981 stieß das Amt bei Grabungen auf die komplett erhaltene kleine Aquäduktbrücke über einen ehemaligen Bachlauf.
Über sie wurde offenbar der aus Kallmuth kommende Kanalzweig geleitet. Die Brücke wurde freigelegt, archäologisch untersucht – und vorsorglich wieder mit Erdreich bedeckt. Laut Grewe handelt es sich um eine der seinerzeit vielen kleineren Aquäduktbrücken, die zur Überwindung von Seitentälern oder Bächen nötig waren.
Behindertengerechter Zugang
Durch eine Verlagerung des alten Bachlaufs in nachrömischer Zeit, liegt die Brücke heute im trockenen Erdreich – geschützt vor Umwelteinflüssen oder Zugriffen von “Interessenten”. Hans-Gerd Harperscheid und seine “Kolonne” haben sie in den vergangenen Wochen nicht nur freigelegt und mit einer schützenden Betonmauer umgeben.
Es wurde in dem sandigen Bereich auch eine Entwässerungsleitung verlegt, um das Bodendenkmal dauerhaft trocken zu halten. Die Aquäduktbrücke liegt zwar weitab des heutigen Bachlaufs, aber immer noch in dessen Sümpfungsbereich.
Mit Hilfe der Baufirma Schilles und nach Plänen des Bauingenieurs und Ortsvorstehers Rudi Mießeler wurde auch bereits eine Rampe vorbereitet, auf der auch Rollstuhlfahrer künftig von der Kreisstraße 32 aus bis unmittelbar ans Bodendenkmal Aquäduktbrücke gelangen können.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

08.09.2008