Lückenschluss-Initiative gestartet
A1-Forum im Naturzentrum Nettersheim mit rund 120 Gästen aus Politik und Wirtschaft – NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst mit Plädoyer für Fertigstellung der A1 in der Eifel
Eifel/Nettersheim – Die Redner beim A1-Forum in Nettersheim waren sich einig: Die fehlenden 25 Kilometer auf der Autobahn 1 zwischen Blankenheim und Kelberg sind eine Belastung. Spediteure kostet der Umweg über die Dörfer bares Geld. Anwohner stören sich am erhöhten Verkehrsaufkommen in Ortschaften durch den Schwerlastverkehr.
Einigkeit herrschte aber auch darüber, dass der Lückenschluss besser jetzt als noch später vollzogen wird. NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst ist sogar der Meinung, dass es dem Demokratieverständnis schade, wenn legitimierte Prozesse so lange dauern. „Das geht auch schneller“, ist Wüsts Meinung, die er im Naturzentrum Nettersheim vor rund 120 Zuschauern, ein Großteil aus den Bereichen Politik und Wirtschaft, äußerte. „Ich bin als Rechtsanwalt nicht für lange Rechtsstreite gewählt worden, sondern fürs Machen.“ Dr. Jan Glockauer, Hauptgeschäftsführer der IHK Trier, stimmte ihm zu: „Es muss uns endlich gelingen, das Projekt zu beenden, denn wir müssen immer noch die Frage beantworten, wann die Sackgasse in der Eifel ein Ende hat.“
Wüst verschwieg auch nicht, dass die Verzögerung in der Vergangenheit nicht nur auf das Haselhuhnvorkommen auf der ursprünglich geplanten Trasse zurückzuführen sei, sondern auch hausgemacht sei. Die beiden Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz waren sich nicht einig. Selbst innerhalb des NRW-Verkehrsministeriums gab es unterschiedliche Positionen.
„Hier in Nettersheim schauen wir natürlich auf die regionale Bedeutung. Aber der Lückenschluss bedeutet auch die direkte Verbindung zwischen Hamburg und Marseille“, so Wüst weiter. Dass auf dieser Trasse 25 Kilometer fehlten, sei beschämend. „Dadurch wird eine Region abgeschnitten.“ Wüst ist sich sicher, dass nun die optimale Trassenführung gefunden wurde.
Und obwohl der Bund sagen würde „Auch wenn es jetzt 60 Millionen Euro mehr kostet, mach‘ halt fertig“, dauere es noch ein paar Jahre, bis gebaut werden könne. Die Vorplanung werde Ende des Jahres abgeschlossen, bis zur Erstellung des Vorentwurfs dauere es weitere 2,5 Jahre. „Wenn alles klappt, sind wir 2023 im Planfeststellungsverfahren. Das ist keine Raketengeschwindigkeit“, weiß Wüst.
Dass der NRW-Verkehrsminister mit seinen Ausführungen richtig lag, bestätigte Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen, in seiner Begrüßung. „Den erfolgreichen Strukturwandel in der Eifel wird es ohne den Lückenschluss nicht geben.“ In einer Talkrunde führte Vulkaneifel-Landrat Heinz-Peter Thiel, Kuratoriumsmitglied der Zukunftsinitiative Eifel, ebenfalls klar aus, wie sehr die Eifel den Lückenschluss benötigt: „Wir brauchen Infrastruktur, wie brauchen Gewerbeflächen.“ Auch die fehlenden 25 Kilometer hätten zum Fachkräftemangel in der Eifel beigetragen, denn eine Autobahnnähe sei ein wichtiger Standortfaktor.
2500 Euro Mehrkosten pro Tag
Dem stimmten der Unternehmer Peter Greven aus Bad Münstereifel auf dem Podium sowie ein im Publikum sitzender Spediteur zu. Letzterer rechnete vor, dass die Umfahrung des Lückenschlusses seine Firma pro Tag mit 2400 Euro zu Buche schlägt. Für das Unternehmen Greven ist der Lückenschluss eine Behinderung auf der Hauptverkehrsachse in Richtung Frankreich und Spanien. „Was mich stört: Es fehlt eine vernünftige Abwägung“, so Greven.
Was damit gemeint ist, sprach der der Euskirchener NRW-Landtagsabgeordnete Klaus Voussem an. Er versteht nämlich die Bedenken der Lückenschluss-Gegner, die beim A1-Forum anwesend waren und für die der Umwelt- und Naturschutz gegen den Bau der 25 Kilometer langen Trasse spreche, „aber wir sind weit weg davon, unsere Heimat zu zerstören.“ Lösungen finde man „nicht konfrontativ, sondern nur miteinander“. Deshalb würden „80 bis 90 Prozent der Bevölkerung im Kreis Euskirchen“ den Lückenschluss befürworten.
Moderator Dr. Gunter Schaible, Geschäftsführer der IHK Aachen, verglich die derzeitige Situation des Autobahnendes mit einem Trichter. „Oben geht alles rein, irgendwann verteilt es sich.“ Die Bundesstraße 51 sei nicht für den Autobahnverkehr ausgelegt.
Während Kirsten Jahn, Geschäftsführerin der Metropolregion Rheinland, die Bedeutung des Lückenschlusses aus ihrer Sicht vorstellte, brachte Hermann-Josef Droege von der IHK Siegen das Beispiel vom sechsspurigen Ausbau der A45 ein, der ebenfalls kontrovers diskutiert worden war. Sein Tipp: Die Menschen müssten stets mitgenommen werden.
Das haben Politik und Wirtschaft auch erkannt. Aus diesem Grund ging beim A1-Forum die „Initiative A1-Lückenschluss“ an den Start. „Die Akzeptanz für unser Vorhaben ist ein entscheidender Faktor“, gab Michael F. Bayer an. In der Initiative werden die Kräfte gebündelt, damit gemeinsam gehandelt werden kann. Gleichzeitig fungiert die Initiative als Startschuss. „Wir freuen uns über viele Unterstützer“, so Bayer.
pp/Agentur ProfiPress