Isoliert unter „Plastik“
Neues originelles Kunstwerk des Mechernicher Bildhauers Hermann J Kassel (Zikkurat) sollte eigentlich nur in Berlin gegen Plastikmüll und Wegwerfwut protestieren, jetzt bekam es durch die Pandemie einen völlig veränderten Interpretationsbogen
Mechernich-Firmenich/Berlin – Der Firmenicher Bildhauer Hermann J. Kassel hat in seinem Wirken schon einen genialen Grad an Originalität erreicht. An dieser Stelle war schon häufiger von seinen im Firmenicher Zikkurat-Atelier entstandenen Skulpturen die Rede. Viele waren witzig, andere, wie das sich aus dem Rahmen schälende Auferstehungskreuz, machten Furore, weil es auch Angehörige anderer Religionen ansprach, nahezu alle Werke Kassels aber bestachen mit ihrer Originalität.
Wie eine Ausstellung mit Kassels Werken in Gelsenkirchen unter dem Titel „Die Würde des Menschen ist tastbar“. Oder der „Global Speakers Award“, den Hermann J Kassel in seinem Firmenicher Zikkurat-Atelier anfertigte und der 2014 von der German Speakers Association an den Dalai Lama verliehen wurde.
Jetzt macht wieder eine Skulptur aus Hermann J. Kassels Ideenwerkstatt auf sich aufmerksam: Einstweilen wegen des Corona-bedingten Ausstellungs-, Versammlungs- und Publikumsverkehrsverbots „nur“ im Internet. Das Werk nennt sich schlicht „Die Plastik“ und zeigt einen in Plastikfolie eingeschweißten Menschen, der aus heutigem Blickwinkel (26. März 2020) sozusagen auf dem Gipfel der Ironie sitzt, nämlich einer zurzeit exorbitant wertgesteigerten Klopapierrolle.
Nebenbei Karikatur neuartiger „Vorratswirtschaft“
Ursprünglich hatte Kassel das Kunstwerk für das bundesweite #ZeroWasteArt-Ausstellungsprojekt geschaffen. „Jetzt scheint mir dieses Werk auch durchaus »passend« für die aktuelle Corona-Epidemie-Situation“, schreibt Kassel an die Mechernicher PR-Agentur „ProfiPress“.
„Die Plastik“ nehme nicht mehr „nur“ das Thema unseres wahnwitzigen Plastikmüll-Verhaltens aufs Korn, so Hermann J Kassel, sondern passe auch ganz aktuell zu „sich isolierenden Verhaltensauflagen“ in Zeiten der Corona-Epidemie, so Kassel. Nebenbei karikiere sein Kunstwerk auch noch das absurde Vorrats-Kaufverhalten einiger Zeitgenossen.
Geboren wurde der Künstler und Designer 1960 in Oberhausen. Kassel studierte Bildhauerei in Essen und an der Kunstakademie Düsseldorf. Seine Auseinandersetzung mit natürlichen und künstlichen Materialien, Klangwelten, Statik und Bewegung, sowie sein intuitiver Zugang zu den Kontrasten zwischen Technik und Natur, sind die Kräfte seines Schaffens.
Schweißapparat statt Marmormeißel
Kassel ist als Bildhauer ein Vertreter jener zeitgemäßen Sorte, die statt Beitel und Carrara-Marmor mit Schweißapparat und Trennschleifer arbeiten und mit fast allen Materialien experimentieren, die ihnen das postmoderne Zeitalter in die Hände gibt: Eisen, Stahl, Acrylglas, Stein, Stahlbeton, Gummi, Holz, Leinwand, Erde.
Ausdruck findet dies in Kassels Bildern, Skulpturen, temporären Installationen bis in den Bereich der angewandten Kunst, des Designs. Er entwarf unter anderem auch „Geo Vario“-Pflanzgefäße und Untertische für Laborwaschbecken der seinerzeitigen Wolf-Keramikmanufaktur in der Mechernich-Firmenicher Kultur- und Freizeitfabrik Zikkurat.
In Kunst-Workshops schafft Kassel regelmäßig zusammen mit den Teilnehmenden ausstellungsreife Resultate. Ausstellungen von ihm fanden unter anderem in Essen, Köln, München, Prag, Danzig, Moskau, Tokio und New York statt.
pp/Agentur ProfiPress