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Interview Giora Feidman

Der weltbekannte Starklarinettist Giora Feidman spielt mit dem „Giora Feidman Sextett“ ein Benefizkonzert in Kooperation mit der Lit.Eifel am Freitag, 22. Juni, 20 Uhr, im Gymnasium Am Turmhof, Nyonsplatz 1, 53894 Mechernich.

Mechernich – Vor über 70 Jahren begann der weltbekannte Instrumentalist mit der Musik. Der junge Feidman wächst in der Hauptstadt Buenos Aires auf, lernt Klarinette, musiziert schon als Kind mit seinem Vater auf Festen und erhält mit 18 Jahren eine Anstellung als Klarinettist am Teatro Colon, der renommiertesten Opernbühne Südamerikas.

In Mechernich tritt der weltbekannte Musiker am Freitag, 22. Juni, ab 20 Uhr, im Gymnasium Am Turmhof bei der Lit.Eifel auf. Foto: Felix Broede/pp/Agentur ProfiPress

Wie Hunderttausende anderer Juden zieht es auch ihn 1956 in den neu gegründeten Staat Israel. Er wird Musiker des Israel Philharmonic Orchesters. Mit diesem tritt er auf den Welttourneen des IPO in nahezu allen wichtigen Konzertsälen auf, unter so großen Dirigenten wie Leonard Bernstein, Karl Münch, Raffael Kubelik, John Barbirolli und Eugene Ormandy sowie Zubin Mehta.

Immer wieder wirkt er in Theaterstücken, Musicals, Opern und Filmen mit. Zusammen mit Itzak Perlman spielt er die Musik zu Steven Spielbergs Holocaust-Film „Schindlers Liste“ ein, die 1994 mit dem „Oscar“ ausgezeichnet wird. Heute ist der Musik-Virtuose eine Persönlichkeit der Zeitgeschichte. Mit ihm sprach Kirsten Röder:

Ein kulturelles Kaleidoskop unterschiedlichster Farben, Sprachen, Traditionen und Klängen prägten sie im Leben, besonders aber die jiddischen Lieder der Juden Osteuropas?

Erst als ich in Israel lebte, wurde mir bewusst, wie wichtig jüdische Musik für mich sein würde. In der Einfachheit der Melodien verbirgt sich eine große spirituelle Tiefe und gleichzeitig ist die jiddische Sprache ein kraftvolles Medium, um Leben auszudrücken.

Sie widmen sich einem großen Teil ihres Lebens der „Klezmer“-Musik.

Es ist eine besondere Musik. Die Klezmorin waren Wandermusiker, die ihre Lieder durch die Lande trugen und in den jüdisch geprägten Städtchen aufspielten – vor allem zu Hochzeitszeremonien, Festessen und zum Tanz. Das Lebensgefühl dieser in Osteuropa heimisch gewordenen Heimatlosen schwankte zwischen Melancholie, Verzweiflung und ausgelassener Freude in unbeschwerten Stunden. Die widersprüchlichen Stimmungen kommen in der Klezmer-Musik zum Ausdruck.

Seit den 1970-er Jahren geben sie im Ausland Klezmer-Konzerte. Sie erobern die Bühnen von London bis Tokio, tauchen tief ein in diesen „Jewish Soul“, nehmen Einflüsse auf und entwickeln sie in eigenen Interpretationen weiter.

Mir ist es wichtig, die Musik zu den Menschen zu bringen. Ich will berühren. Die Klezmer Musik kann das besonders. Sie kann mitreißend sein, lustig und lebensfroh, aber auch zu Tränen rühren. Die Klarinette erweist sich als ideales Instrument, um emotionale Nuancen zum Ausdruck zu bringen.

Mit all diesen Projekten sind Sie zum Botschafter geworden, der Bücken zwischen Völkern und Kulturen baut.

Mein Vater ist Musiker, wie auch schon mein Großvater. Meine Mutter hat mir als Kind so sanft und schön vorgesungen. Ich sehe es als Bestimmung, die Musik in die Welt und in die Herzen der Menschen zu tragen – für den Frieden. Ich weiß nicht, warum. Aber ich bin festen Glaubens, dass Gott mich und meine Familie dafür ausgesucht hat.

Das Programm „Klezmer-for-Peace“ ist neu?

Ja, das steckt eine komplett neue Energie dahinter. Daher freue ich mich ganz besonders auf das Lit.Eifel-Konzert in Mechernich.  Bei dem Konzert stehen wir, drei Muslime und drei Juden, gemeinsam auf der Bühne. Wir konnten für das Projekt fabelhafte Musiker gewinnen.

Die Botschaft ist auch ein bisschen spirituell?

Ja, schon. Mit meiner Musik will ich viel geben, aber vor allem Liebe transportieren. Nur mit Liebe können wir Frieden in der Welt erreichen. Die Menschen heute fühlen die Seele nicht mehr. Sie entfremden sich. Das fängt schon in der Schule an. Für jede Frage wird nur noch in den Computer geschaut. Das ist ein Desaster. Ich sage nicht, dass wir den Computer nicht brauchen, er gibt uns Wissen, doch keine Lösungen. Antworten findet man vielmehr in sich selbst. Deshalb will ich die Herzen der Menschen berühren. Niemand will Krieg.

pp/Agentur ProfiPress