Hochdeutsch kam besser an als Platt
Vorlesetag an Mechernicher Grundschulen und Kindergärten – Unter anderem griffen die Europaabgeordnete Sabine Verheyen, Landrat Markus Ramers, die Vize-Bürgermeister Kornell und Schmitz sowie Kölschrocker Stephan Brings zu Kinderbüchern und lasen vor
Mechernich – Mechernich feiert das Vorlesen. Am bundesweiten Vorlesetag haben Erwachsene und Kinder vielerorts ein Zeichen für die Bedeutung von Schrift und Vortrag gesetzt. Seit 2014 gibt es diese Aktion und die Mechernicher Grundschule ist von Anfang an dabei. Außerdem mit von der Partie waren dieses Jahr im Stadtgebiet Mechernich die Katholische Grundschule am Bleiberg in Lückerath und die Awo-Kindergärten in Strempt und Glehn.
Dabei gingen zum Teil prominente Vorleser an den Start, unter anderem Rockmusiker Stephan Brings, die Europaabgeordnete Sabine Verheyen, Diakon und Vortragskünstler Manni Lang und mehrere Vize-Bürgermeister sowie Landrat Markus Ramers.
An der Mechernicher Grundschule herrschte an diesem dritten Freitag im Monat November, dem traditionellen Tag des Vorlesens, wieder reichlich Trubel rund um den großen Büchertisch im Foyer. Die Kinder konnten ein Buch mitbringen und gegen ein anderes austauschen. Auch an der Grundschule Lückerath betreuten Mütter als „Bücherfrauen“ den literarischen Austausch.
Selbststudium und Rezitation
Um einiges ruhiger ging es dann in den Klassen zu. Während sich die 193 Schulkinder und 16 Lehrer in Lückerath selbst in Bücher vertieften und die Angehörigen der Klasse 4a von Irina Direske-Tornow dem ersten stellvertretenden Bürgermeister Günter Kornell Gedichte vortrugen, revanchierte der sich in der ihm eigenen norddeutschen Mundart mit Theodor Fontanes Ballade vom Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.
In der Grundschule Mechernich gaben sich viele Vorleser die Klinke in die Hand. In der „Fledermausklasse“, der 2b, musste sich Landrat Markus Ramers ein wenig in seinen alten Beruf zurückversetzt fühlen. Als ehemaliger Lehrer gelang ihm die Interaktion mit den Kindern jedenfalls spielend leicht und als zweifacher Papa ging auch das Vorlesen leicht von der Hand.
Bei ihm ging es um das NEINhorn, das kleine schnuckelige Einhorn, das immer nur Nein sagt. Eines Tages bricht das NEINhorn aus seiner Zuckerwattewelt aus. Es trifft einen Waschbären, der nicht zuhören will, einen Hund, dem echt alles schnuppe ist, und eine Prinzessin, die immer Widerworte gibt. Die vier sind ein ziemlich gutes Team. Denn sogar bockig sein macht zusammen viel mehr Spaß.
Spaß hatten auch die Kinder, die bei der Europaabgeordneten Sabine Verheyen den Geschichten von Astrid Lindgren über den schelmischen Michel aus Lönneberga lauschten, während auf der digitalen Tafel Pipi Langstrumpf ihr Pferd „Kleiner Onkel“ in die Höhe stemmte.
Bis morgens auf Speicher gesucht
Zurück an alter Wirkungsstätte freute sich die ehemalige Schulleiterin Rita Gerdemann, den Kindern mal wieder vorlesen zu dürfen. Sie hatte den „Pänz“ die Geschichte der Heuhaufen-Halunken mitgebracht, bei der Meggy und ihre Bande aus Dümpelwalde einen Halunken-Urlaub mit Zelt am Badesee planen.
Der stellvertretende Bürgermeister Heinrich Schmitz hatte etwas gänzlich anderes in seine Klasse mitgebracht. Dafür hat er bis tief in die Nacht ein altes Buch gesucht. Gegen 3.30 Uhr sei er auf dem Speicher fündig geworden und auf sein altes Volksschullesebuch „Die sieben Ähren“ gestoßen.
Daraus las Schmitz seinen jungen Zuhörern „Der Daun ist schöner“ vor und baute darin Mechernicher Sehenswürdigkeiten ein. „Die Kinder haben toll mitgemacht. Das war einer der schönsten Termine, die ich als stellvertretender Bürgermeister wahrnehmen durfte“, war Heinrich Schmitz absolut begeistert vom Vorlesetag.
Das war auch Brings-Bassist Stephan, der im von seiner früheren Nachbarin Beate Hausmann-Sohl geleiteten Awo-Kindergarten Strempt zum Kinderbuch „Du gehörst zu uns“ griff. Die „Pänz“ schenkten dem in Hostel im „wilden“ Mechernicher Westen lebenden Kölschrocker und seinen Erzählungen von dem Bär mit roter Knubbelnase nicht nur ihre Aufmerksamkeit, sondern auch Sympathie.
Weit weniger verständlich für die Kleinen war das, was Diakon und „Eifel-Gängster“ Manni Lang auf Wunsch der neuen Kindergartenleiterin Jenny Raikhlin und ihres Teams als Lektüre mit in die Awo-Kindertagesstätte Glehn gebracht hatte. Nämlich Kinderbücher auf Platt vom Grüffolo und den Kölner Heinzelmännchen. Sicherheitshalber übersetzte Lang simultan.
Am besten kam sein direkter Anschauungsunterricht im Bilderbuchteil an, in dem Langs Zuhörer „Mösche“, „Frösch“, „en Schlang“ und „ne Fuss“ suchten und fanden. Weniger Probleme hatten Ludmilla Velser und Kalle Hensch, sich verständlich zu machen, die ebenfalls als Vorleser für Glehn gewonnen worden waren: Sie bedienten sich dazu der deutschen Hochsprache…
pp/Agentur ProfiPress