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Gehner wollen “Starenkasten”

Mechernich-Gehn – “Der Zustand ist einfach unerträglich”, sagt der Gehner Betram Wassong über die Geschwindigkeit, mit der gerade Lastwagen durch den Ort Gehn brausen. Bereits seit 2005 bemühen sich Anwohner mit Unterstützung der Stadt Mechernich, die Verkehrssituation auf der Durchgangsstraße B477 zu beruhigen – ohne durchschlagenden Erfolg, wie Wassong und sein Nachbar Bert Moringen auf einem Aktionstag beklagten, den sie am Freitagnachmittag vor Ort veranstalteten.
Wassong spricht von Lärm von 5 Uhr morgens bis spät in die Nacht, Unfallgefahr und Rissen in den teilweise denkmalgeschützten Fassaden durch die Erschütterungen der Laster. Der Wunsch der Anlieger: Ein “Starenkasten”, wie die stationäre Radarmessanlage im Volksmund genannt wird – oder wenigstens Tempo 30 für LKWs. Unterstützung erhalten die Gehner Bürger dabei von der Stadt Mechernich: Am Aktionstag erschienen Vertreter fast aller Stadtratsfraktionen und Johannes Schnichels vom Mechernicher Ordnungsamt. Auch Dr. Hans-Peter Schick, Bürgermeister der Stadt Mechernich, hatte sich bereits vor Jahren für den “Blitzer” stark gemacht. “Dabei ist der fließende Verkehr Sache des Kreises”, so Schnichels.
Deshalb schrieb Wassong in Sachen “Starenkasten” auch direkt Landrat Günter Rosenke an – das erste Mal im März 2005, wie er berichtete: “Vier Jahre haben wir hin und her geschrieben, langsam geht uns die Tinte aus.”
Im April 2005 hatte Bürgermeister Schick an Landrat Rosenke geschrieben und sich für die Gehner eingesetzt. Die Stadt habe bei Geschwindigkeitsmessungen festgestellt, dass die Höchstgeschwindigkeit häufig überschritten werde. “Ursächlich hierfür ist wohl die breit ausgebaute, geradeaus führende Bundesstraße B477 durch den Ort”, schrieb Schick.
Das kann Johannes Schnichels, Fachbereichsleiter Ordnungswesen Mechernichs, nur bestätigen: “Man kann bei der Einfahrt in Gehn das Ortsausgangsschild schon sehen. Deshalb haben auch die Schikanen, die der Landesbetrieb Straßen errichtet hat, nicht den gewünschten Erfolg gebracht.” Schnichels plädiert auch für den “Starenkasten”, um etwas zu verändern: “Das muss im Portemonnaie weh tun.”
Doch sämtliche Schreiben blieben in den Augen von Betram Wassong erfolglos: “Der Landrat hat immer wieder neue Argumente genannt, warum wir keinen Starenkasten kriegen. Mit für uns nicht nachvollziehbaren Gründen hat der Landrat den Antrag regelrecht abgeblockt und dann aus Kostengründen abgelehnt.”
Über dieses Verhalten sei er “maßlos enttäuscht” – zumal in Euskirchen-Wißkirchen eine stationäre Anlage errichtet worden sei, nachdem das Magazin “Life” über die Beschwerden der Anlieger berichtet hatte. “Wo bleibt da die Gleichbehandlung?”, fragte Wassong.
Die zahlreich erschienenen Mechernicher Politiker wollen den Gehnern beistehen und das Thema auch in den Stadtentwicklungsausschuss bringen. Johannes Ley, Ortsvorsteher Kommern: “Ich habe mich schon vor 30 Jahren für eine Verkehrsberuhigung eingesetzt. Früher führte die Kreisbahn durch Gehn, jetzt machen die Laster den Anwohnern das Leben schwer.” Fraktionsvorsitzender Wolfgang Weilerswist meinte: “Wenn man bei Betram Wassong im Büro sitzt und das Fenster auf ist, wird jede Unterhaltung unmöglich.”
Laut Johannes Schnichels hatte eine Verkehrsmessung der Stadt Mechernich ergeben, dass mehr als die Hälfte der Fahrzeuge die Höchstgeschwindigkeit überschritten, in Fahrtrichtung Zülpich sogar über 75 Prozent der Fahrzeuge zu schnell unterwegs gewesen seien – bei einer Belastung von etwa 4800 Fahrzeugen pro Tag.
Auf Nachfrage der “Kölnischen Rundschau” meinte Landrat Günter Rosenke, dass er auf Anhieb zehn Standorte nennen könne, an denen Bürger Starenkästen wünschen. Wenn die Messanlagen an Gefahrenpunkten notwendig seien, entschieden darüber Experten der Verkehrskommission. Der Kreis habe in Gehn mobile Geschwindigkeitsmessungen durchgeführt, bei denen erhebliche Überschreitungen nicht festgestellt worden seien.
Ortsvorsteher Johannes Ley bedauerte, dass Landrat Rosenke nicht zum Aktionstag erschienen sei. Wassong: “Ich hatte auf unsere Einladung keine Rückmeldung von ihm bekommen.” Er hoffe aber, dass der Landrat ein Einsehen habe.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

14.08.2009