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“Es war einfach furchtbar”

“Es war einfach furchtbar”
Rotkreuzler aus dem Kreis Euskirchen waren nach dem Einsturz des Kölner Historischen Stadtarchivs vor Ort im Einsatz – Suchhund “Ben” der Kaller Rotkreuz-Hundestaffel hat mehrfach in dem Trümmerhaufen angeschlagen
Kreis Euskirchen/Köln – Die Katastrophe brach in der Kölner Severinstraße um 13.56 Uhr am Dienstag, 3. März, los: Das Historische Stadtarchiv versank in einem etwa 70 mal 50 Meter großen Krater und riss dabei weitere Gebäude mit sich. Eine halbe Stunde später forderte Köln überörtliche Hilfe an – auch Rotkreuzler aus dem Kreis Euskirchen machten sich sofort auf den Weg zu dem gigantischen Trümmerhaufen mitten in der Innenstadt Kölns – dort, wo Rosenmontag noch der Karnevalszug vorbeiging.
Bert Spilles, der Einsatzleiter des Roten Kreuzes aus dem Kreis Euskirchen, war mit Gemeinschaftsleiter Stephan Schmitz, Franz Küpper, dem Leiter der Rotkreuz Rettungshundestaffel Kall, und Stephanie Meyer mit ihrem Rettungshund Ben vor Ort. Als Bert Spilles am nächsten Tag der Presse von dem Einsatz berichtete, war er noch sichtlich bewegt von dem großen Unglück. “So etwas habe ich noch nicht gesehen, es war einfach furchtbar”, konstatierte der erfahrene Rotkreuzler, der unter anderem schon bei Gasexplosionen von Wohnhäusern im Einsatz war.
Für die Hundeführer sei die Lage extrem schwierig gewesen, gerade weil die Angaben über die Zahl der Vermissten unklar war. “Am Anfang war von 30 Personen die Rede, dazu durfte niemand aus Sicherheitsgründen den großen Trümmerkegel betreten. Wo setzt man da an?”, so Spilles. Zudem ist es immer eine Belastung, seinen Hund in einen solchen Trümmerhaufen, der weiter abzurutschen drohte, zu schicken. “Das sind alles Privathunde, die den Hundeführern viel bedeuten. Aber sie wollen ja auch den Menschen helfen, deshalb hat Stephanie Meyer ihren Ben immer wieder in die Randgebiete geschickt, soweit es eben möglich war”, so der Einsatzleiter.
Ben habe sogar, wie andere Hunde auch, an einer bestimmten Stelle mehrfach Vermisste “angezeigt”, wie die Hundeführer sagen. Bert Spilles sagte sichtlich bedrückt: “Aber die Feuerwehrleute konnten einfach nichts machen, es unmöglich, dort heranzukommen”. Das habe natürlich auch die Hundeführer belastet, schließlich wollen sie ja Personen retten.
Immer wieder machten sich Hundeteams vom Sammelpunkt aus auf den Weg ins nahe gelegene Schadensgebiet. Spilles erklärte: “Unsere Hunde werden spielerisch dazu ausgebildet, lebende Personen auch unter schwierigen Bedingungen auszumachen. Sie reagieren vor allem auf den Geruch von Menschen unter Stress.”
Auch erst kürzlich Verstorbene könnten die Hunde noch finden. Neben der Vermisstensuche in Feld und Flur hat die Hundestaffel Kall auch immer wieder die Trümmersuche geübt, unter anderem auch in dem Steinhaufen nach dem Abriss des Mechernicher Rathauses. “Jetzt sieht man, wie wichtig unsere intensive Ausbildung der Hunde ist”, so Spilles. Nachts um ein Uhr habe die Kölner Feuerwehr dann die Hundestaffeln zurückgerufen.
Der große Hohlraum, der die Gebäude zum Einsturz brachte, war nämlich zwischenzeitlich mit Massen von Beton ausgefüllt worden. “Und der braucht rund 20 Stunden zum Abbinden, vorher war aus Sicherheitsgründen an ein Weitersuchen nicht zu denken”, berichtete Bert Spilles.
Der Rotkreuzler berichtete weiter von seinen Eindrücken, dem erschreckenden tiefen Riss in der Straße, den verschütteten Autos, dem Sofa, das in einem halb eingefallenen Haus im zweiten Stock der aufgerissenen Fassade noch zu sehen war, die Zeitungen, die vor einem Kiosk noch sorgfältig aufgereicht in den Ständern lagen, dahinter der Trümmerhaufen, und überall Staub. “Die Hundeführer mussten deshalb auch Staubmasken tragen, und unser Einsatzwagen war auch von einer steingrauen Schicht bedeckt”, so Spilles.
Auch wenn die Unglücksursache noch nicht feststeht, halten viele den U-Bahnbau in direkter Nähe für die Katastrophenursache. Bereits 2004 bekam in direkter Nähe einer U-Bahn-Baustelle der Turm der Kölner Kirche St. Johannes Baptist gefährliche Risse. Das Gebäude musste durch Betonfüllungen und Stahlträger stabilisiert werden. Laut Presseberichten hatten sich auch im Historischen Stadtarchiv in den vergangenen Wochen mehrere Risse gebildet.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

12.03.2009