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Ereignisse von 1936 als Mahnung für heute

Mechernicher gedachten der Opfer von Verfolgung und Gewaltherrschaft

Mechernich – Den Ereignissen von 1936 war in diesem Jahr die Gedenkveranstaltung gewidmet, zu der aus Anlass des Jahrestages der Pogromnacht erneut die christlichen Kirchen und die weiterführenden Schulen der Stadt Mechernich aufgerufen hatten. Wegen des zeitgleich stattfindenden Martinszuges und des nasskalten Wetters hatten sich nur etwa 50 Teilnehmer vor dem Rathaus eingefunden. Dort eröffnete der Mechernicher Student Marius Kremer als Moderator und Mitorganisator mit eindringlichen Worten die Veranstaltung.

Schüler des Gymnasiums Am Turmhof und der Realschule Mechernich erinnerten an den einzelnen Stationen des Gedenkganges an die Ereignisse des Jahres 1936. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress
Schüler des Gymnasiums Am Turmhof und der Realschule Mechernich erinnerten an den einzelnen Stationen des Gedenkganges an die Ereignisse des Jahres 1936. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress

Es sei zwar das Hauptanliegen, mit dem Gedenkgang an Vergangenes zu erinnern, trotzdem gehe es auch darum, ein Zeichen an die Gegenwart und an die Zukunft zu setzen, sagte Kremer. So skizzierte er kurz die Situation im Jahr 1936, als hinter der Fassade von gespielter Weltoffenheit bei den Olympischen Spielen in Berlin die systematische Unterdrückung und Verfolgung von Juden und anderen Minderheiten ihre Fortsetzung fand. „Zusammenfassend kann das Jahr 1936 in der Geschichte der NS-Regierung als Jahr der Täuschung und des Schauspiels bezeichnen, als Anlauf zu 1939 und dem von Hitler entfachten Zweiten Weltkrieg.“ Vor diesem geschichtlichen Hintergrund, spannte Kremer den Bogen in die Gegenwart, seien auch heute Bedrohungen für den Frieden nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. „Seien es nun Brandanschläge auf Asylantenheime, türkische Präsidenten, die die Freiheit ihres Volkes immer weiter einschränken, bis eine Demokratie nicht mehr von einer Diktatur unterschieden werden kann, oder die Verbreitung von Angstpropaganda und Polemik, mit der man es offenbar in den Vereinigten Staaten zum Präsidenten und in Sachsen-Anhalt mit fast 25 Prozent in den Landtag schaffen kann“, fand Kremer deutliche Worte.

Im Anschluss an seine Ansprache war der Brunnenplatz die zweite Station. Hier stellten Hannah Märzke und Rabea Kampshoff aus der Klasse 9a des Gymnasiums Am Turmhof das Wirken von Bischof Clemens August Graf von Galen, von 1933 bis 1946 Bischof von Münster, als Beispiel christlichen Widerstandes vor. Unerschrocken trat er öffentlich gegen die Tötung so genannten „lebensunwerten Lebens“ während des Dritten Reiches auf. Die Schülerinnen verlasen unter anderem den Auszug aus seiner Predigt vom 3. August 1941, bei der er unverblümt die Tötung behinderter und kranker Menschen in den Euthanasieprogrammen der Nazis anprangerte.

Vor dem Mechernicher Rathaus versammelten sich rund 50 Teilnehmer, um der Opfer von Verfolgung und Gewaltherrschaft zu gedenken. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress
Vor dem Mechernicher Rathaus versammelten sich rund 50 Teilnehmer, um der Opfer von Verfolgung und Gewaltherrschaft zu gedenken. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress

Vor dem Gymnasium schließlich endete der Gedenkgang mit dem Beitrag der Mechernicher Realschüler, die über die Olympischen Spiele von 1936 berichteten. Sie stellten unter anderem die jüdischen Sportlerinnen Gretel Bergmann, 1936 beste Hochspringerin der Welt, und die Fechterin Helene Mayer, die als „Hitlers Alibijüdin“ in die Geschichte einging, vor. Auch die Realschüler werteten die Olympischen Spiele als „Täuschungsversuch Hitlers an der ganzen Welt“.

„Die Olympischen Spiele 1936 sollen uns auch noch 80 Jahre später eine Mahnung sein, dass wir genau hinschauen. Dass wir uns nicht blenden lassen von Parolen, Medienberichten, Beiträgen in den sozialen Medien. Wir müssen gerade in der heutigen Zeit aufmerksam sein und uns ein persönliches Urteil bilden. Und wenn wir das tun, dann sollten wir immer daran denken, dass jeder einzelne Mensch unseren Respekt und unsere Toleranz verdient hat“, schlossen sie ihre Ausführungen mit einem eindringlichen Appell, den die Teilnehmer des Gedenkganges mit Applaus honorierten.

pp/Agentur ProfiPress