„Die Stadt mitgestaltet“
Zum Tode des Ex-Stabsoffiziers, Kommunalpolitikers und Bergbaumuseums-Vorsitzenden Friedrich Hunsicker – Auch im MGV, Eifelverein und im Kirchenchor war der 87-Jährige aktiv – Beisetzung im Familienkreis
Mechernich – Friedrich Hunsicker gehörte schon zum Vortrupp der ersten Bundeswehreinheiten Ende der fünfziger Jahre am Mechernicher Bleiberg. Er baute die verteidigungspolitisch exponierte Untertageanlage (UTA) mit, stieg auf bis zum stellvertretenden Regimentskommandeur und ist mit seiner Familie in Mechernich geblieben und heimisch geworden. Jetzt starb der als Kommunalpolitiker und in den Vereinen engagierte Mechernicher im hohen Alter von 87 Jahren.

Er hinterlässt Ehefrau Helga, seine Söhne Joachim und Jörg, Schwiegertochter Melanie und seine Enkeltochter Melissa, „auf die er besonders stolz war“, so Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick. Er würdigte den Verstorbenen jetzt mit den Worten: „Fritz Hunsicker ist das Paradebeispiel für einen Mitbürger, der als Soldat an den Bleiberg gekommen ist und sich hier mit seiner Familie niederließ und massiv bürgerschaftliches Engagement entwickelt hat.“ Damit sei sein einstiger Parteifreund und kommunalpolitischer Mitstreiter „wie andere Wahl-Mechernicher fast nebenbei zum Vorbild und zur Triebfeder für uns geworden, die wir hier geboren sind!“
Geboren in Odernheim am Glan
Das Licht der Welt erblickte Friedrich Hunsicker am 22. November 1937 in Odernheim am Glan, einer Ortsgemeinde im Landkreis Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz. Schon als junger Offizier kam er 1959 mit den ersten Luftwaffeneinheiten an den Bleiberg. „Mechernich wurde damals zur Festung im Kalten Krieg ausgebaut“, erinnerte sich Oberstleutnant a.D. Hunsicker beim Neujahrsempfang der Bundeswehr im Januar 2020 gemeinsam mit Oberst Dietmar Wolter, der ebenfalls im Stadtgebiet heimisch wurde.
Eisenbahnzüge und 300 Lkw hätten damals komplette Instandsetzungs-Werkstätten zu Raketenbasen und Ausweichflugplätzen auf Autobahnen transportieren können. Luftwaffen- und Luftflottenkommando hätten im Verteidigungsfall im Bleiberg sichere Unterkunft gefunden.

Die geheime Untertageanlage der Streitkräfte in Mechernich (UTA) wie auch andere Einrichtungen der Bleibergkaserne seien damit nebenbei auch ein Hotspot für Spione geworden. Tatsächlich fand man nach der Wiedervereinigung eine Untertageanlage der Nationalen Volksarmee mit haarklein der gleichen Be- und Entlüftung, wie man sie von Mechernicher Plänen abfotografiert und in der DDR nachgebaut hatte…
Friedrich Hunsicker beschränkte sein Engagement für Land und Leute keineswegs auf seine berufliche Tätigkeit. Er wurde aktiver Sänger im Männergesangverein Mechernich und im Kirchenchor der Pfarre St. Johannes Baptist, er wurde im Eifelverein und bei den Berg- und Hüttenleuten aktiv, baute das Bergbaumuseum Mechernich mit auf und ging in die Kommunalpolitik.
Städte- und Gemeindebund
Am 16. Oktober 1994 zog der damals 56-Jährige über die Reserveliste in den Mechernicher Stadtrat ein. Er wurde auf Anhieb erster stellvertretender Fraktionsvorsitzender und in der Legislaturperiode bis 2004 Geschäftsführer der Unionsfraktion. Außerdem vertrat er seine Heimatstadt beim nordrhein-westfälischen Städte- und Gemeindebund und im Fremdenverkehrsverein.
Fast ein Vierteljahrhundert, genau 24 Jahre, hat der Oberstleutnant a.D. die Geschicke des Bergbaumuseums und damit auch des Besucherbergwerks „Grube Günnersdorf“ geleitet – und das von Beginn an. Am 31. März 1995 wurde das Museum eröffnet, nachdem zwei Jahre zuvor der Stadtrat grünes Licht für das Vorhaben gegeben hatte und der Förderverein ins Leben gerufen worden war.

Das Museum sei „ein Herzstück der Stadt“ geworden, hieß es bei der „Wachablösung“ an der Fördervereinsspitze 2018 auf Hunsickers Nachfolger Günter Nießen, der bis heute in der Leitung vieler Ehrenamtlicher in der Führung des Über- und Untertagebereichs steht. Bürgermeister Dr. Schick dankte Hunsicker damals und heute für sein außerordentliches Engagement und sein tatkräftiges Wirken.
Leichte Arbeit sei die Führung eines solchen Museums nicht, das über die Grenzen der Stadt bekannt sei, machte der Bürgermeister deutlich. Die ehrenamtliche Museums-Federführung käme eher einem Fulltime-Job gleich. Täglich müsse man sich kümmern, auch um sachkundige Bergwerks-Führer und Führungen zu organisieren. Im Untertagebereich müssten zudem regelmäßig Instandsetzungs- und Wartungsarbeiten vorgenommen werden. Das sei zuweilen harte Knochenarbeit.

„Mit sehr viel Akribie, Organisationstalent und Durchsetzungsvermögen hat er das Museum weiterentwickelt und bestens am Laufen gehalten“, lobt Hans-Peter Schick den vom Amt scheidenden damals 80jährigen Friedrich Hunsicker. Hunsicker habe sich mit großer Leidenschaft den Aufgaben gewidmet.
Der gebürtige Pfälzer fühlte sich nach eigenem Bekunden wohl in Mechernich und integrierte sich mit der Familie in seine neue Heimat. „Als ich hierhergekommen bin, hatte ich mit Bergbau nichts am Hut“, sagte er schmunzelnd. Dann jedoch habe man ihn unter Tage beordert. Er bekam von der Luftwaffenleitung den Auftrag, den Bau und Ausbau der Untertageanlage in der Bleibergkaserne voranzutreiben und konnte so reichlich Erfahrung mit tiefen Schächten und Stollen sammeln.
„Ehren-Spandäuer“
„Das war dann auch vermutlich der Grund, warum man auf mich zugekommen ist, mit dem Besucherbergwerk“, stellte Friedrich Hunsicker bei seinem Abschied fest. Kaum drei Tage sei er seinerzeit im Ruhestand gewesen, da habe man ihn bereits auf den Vorsitz angesprochen und er habe sich gerne breitschlagen lassen.
Ganz oben auf der Prioritätenliste stand für ihn und seine Mitstreiter, das Besucherbergwerk begehbar zu machen. Schon 1995 konnten erste Führungen durchgeführt werden. Ein Jahr später wurde das dazugehörige Museumsgebäude in Betrieb genommen. Einen ganzen Berg von weiteren Projekten sei man gemeinsam über die Jahre unter der Regie Hunsickers angegangen – wie den Bau und die Vermietung der Grillhütte, aber auch der Bergbau-historische Wanderweg genauso wie Hochzeiten oder Schatzsuchen für Kinder, die in das Programm aufgenommen wurden.

„Da haben alle ihr Scherflein dazu beigetragen“, stellte Fritz Hunsicker bescheiden fest. Er freue sich, dass mit Günter Nießen ein guter Nachfolger gefunden wurde, der sich schon seit Jahren im Verein engagiert und bestens bewährt habe. „Günter kennt das Geschäft“, lobte Hunsicker damals seinen Nachfolger, einen ehemaligen Maschinenbautechniker aus Bergheim, der zu der Zeit bereits fünf Jahre als Beisitzer im Vorstand tätig und verantwortlich für den Untertagebereich war.
Der Bürgermeister sagte bei der „Wachablösung“ 2018: „Ohne die vielen Ehrenamtler wäre ein solches Museum gar nicht möglich zu betreiben.“ Für ihn seien diese „Ehren-Spandäuer“ wichtige Vermittler. Sie stünden allesamt ein dafür, dass gesammeltes Wissen rund um die prägende Historie der Stadt nicht verloren gehe und ein Stück Heimatkunde auch an jüngere Generationen weitergegeben werden kann.
Dr. Hans-Peter Schick sagte der Mechernicher Agentur ProfiPress, Friedrich Hunsicker habe die Stadt Mechernich in ihrer heutigen Form mitentwickelt, das werde man ihm nicht vergessen. Die sterbliche Hülle Fritz Hunsickers soll im engen Familienkreis beigesetzt werden.
pp/Agentur ProfiPress